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Rezension: Star Trek: Strange New Worlds 1×01 – “Strange New Worlds” / “Fremde neue Welten”

Wir sehen uns die erste Folge von “Strange New Worlds” an und klären, ob die neue Serie der ersehnte Hoffnungsschimmer am Trek-Horizont ist. Vorsicht, Spoiler!

Rezension: Star Trek: Strange New Worlds 1x01 - "Strange New Worlds" / "Fremde neue Welten" 1

Nostalgie Pur

Zu Anfang müssen wir erwähnen, dass die Folge natürlich total auf den Nostalgiefaktor drückt. Erfreulich ist an dieser Stelle, dass man endlich mal den Lichtschalter gefunden hat. Verharrten “Picard” und “Discovery” eher in Dunkelheit, so darf man jetzt in hellem “TOS”-Licht die Folge genießen. Es tut ihr sichtlich gut.

Davon abgesehen bringt das Intro einen weiteren Rundflug um die Enterprise, auch wenn die Musik leider wieder überhaupt nicht haften bleibt. Hier liegen nach wie vor die Aminationsserien vorne, während die Realserien da leider im Hintertreffen sind. Des Weiteren kommen noch ein paar andere Sachen vor, auf die wir im weiteren Verlauf eingehen werden. Schön ist aber schonmal, dass sich “SNW” am klassischen Design der Originalserie orientiert, was man beispielsweise an Props wie den Phasern, Tricordern usw. sehen kann.

Alte Bekannte…

Gleich zu Beginn sehen wir übrigens Pike (Anson Mount) in Montana (mit Windrädern der heutigen Zeit). Dort hat er eine Affäre mit Captain Batel – oder anders ausgedrückt: ‘Wynonna Earp’. Denn Melanie Scrofano gibt sich hier die Ehre – und darf gerne mal auf einer Fedcon auftauchen. Doch nicht nur Batel, auch Robert April taucht erstmals in einer Realserie auf.

Hier werden die eisernen Kanon-Vertreter das erste Mal stöhnen, denn in “TAS” war April weiß, hier nun ist er ein Schwarzer, womit ich ehrlich gesagt aber durchaus leben kann. Etwas schwieriger finde ich eher das Alter, denn in “TAS” (spielt zehn Jahre später) ist er bereits 80 Jahre alt. Das heißt, er müsste in “Strange New Worlds” schon an die 70 sein. Und das bringt Schauspieler Adrian Holmes (*1974) halt irgendwie nicht mit. Andererseits, Keanu Reeves und Tom Cruise sind auch schon 56+ und sehen noch aus wie Mitte 30. Also sei’s drum…

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Captain Pike (Anson Mount) trifft Admiral Robert April (Adrian Holmes) (Bild: SNW 1×01, Paramount+)

Natürlich darf Pike sogleich Spock (Ethan Peck) kontakten, der gerade mit T’Pring (Gia Sandhu) am Rumschäkern ist. Auch hier mögen einige wieder aufstöhnen und sich fragen, ob es das gebraucht hätte. Persönlich finde ich die Szene aber gelungen. Vor allem wird hier klar gemacht, dass Vulkanier eben durchaus ein Liebesleben haben (nicht nur alle sieben Jahre). Und natürlich werden sie Vulkanier-typisch gleich darauf hingewiesen, dies bitte nicht öffentlich zu zeigen. So stellt man sich das vor.

Etwas befremdlich mutet hingegen die Sprechweise an. Frage–Antwort vor seinen Satz zu stellen, wirkt nicht nur stellenweise komisch, sondern erinnert auch an “Mass Effect”. Auch dort gab es ein Volk, das seine Emotionen ausdrückte, indem es diese in ihre Sätze einbaute. Das war übrigens das Volk der Elnor…äh nein… Elcor. Sorry, das musste jetzt einfach sein… 😉

Hier werden jedenfalls die Grundzüge für die spätere Pon Farr-Folge “Amok Time” (TOS 2×05 “Weltraumfieber”) aus der Originalserie gelegt. Und zumindest soweit funktioniert’s hier mit dem Kanon.

…und neue Gesichter

An dieser Stelle müssen wir auch auf die vielen neuen Charaktere eingehen, die Pikes Enterprise spendiert bekommen hat.

Da ist zum einen Doktor M’Benga (Babs Olusanmokun) zu nennen, der – ebenso wie Nurse Chapel (Jess Bush) – aus der Originalserie stammt. Zumindest Chapel (und Uhura) werden also über zehn Jahre auf dem Schiff zusammen verbringen. Ob man hier die Ansätze von Chapels Verliebtheit in Spock miterleben darf, wird sich zeigen. Die Einstände in Folge 1 kann man aber absolut als gelungen bezeichnen.

Von Lt. Ortegas (Melissa Navia) erfährt man noch vergleichsweise wenig, auch Transporter-Chief Kyle (André Dae Kim) darf hier bereits auftreten. Auch den kennt man aus “TOS”. Und natürlich ist da noch Kadettin Uhura (Celia Rose Gooding), die hier auch eine schöne Szene spendiert bekommt und zeigen darf, dass sie sich für fremde Kulturen interessiert.

Am meisten Raum neben Pike und Spock bekommt natürlich La’an (Christina Chong), die offenbar eine Nachfahrin von Khan ist. Dies wird zwar noch nicht deutlich, dafür erhält man aber jede Menge Hintergrundinfos zu ihr. Außerdem darf sie auch zeigen, was sie so drauf hat. So geht die Einführung von neuen Charakteren!

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Lieutenant La’an (Christina Chong) stellt sich Captain Pike vor (Bild: SNW 1×01, Paramount+)

Wenn man den Spagat hinkriegt und auch in den nächsten Folgen so mit den anderen Chars verfährt, dann kann die Serie wirklich was werden. Etwas schwer zu schlucken ist an der Stelle eher die Vergangenheit von La’an mit den Gorn, denn der Erstkontakt mit dieser Spezies findet doch erst einige Jahre in der Zukunft statt. Hier redet man aber so, als wären sie altbekannt, wobei vor allem die Fortpflanzung an die “Star Trek”-Version von “Alien” erinnert.

Über Una (Rebecca Romijn) braucht man indes wohl nur wenig Worte verlieren. Diese taucht auch erst gegen Ende der Episode auf. Ein weiteres Thema, das sich durch die Folge zieht, ist Pikes Problem mit der ihm offenbarten Zukunft. Hierzu muss man natürlich “Discovery” Staffel 2 gesehen haben. Und auch wenn man am Ende keinerlei Zweifel daran hegen sollte, dass Pike auf die Brücke zurückkehrt, so werden seine Zweifel hier doch durchaus gut rübergebracht. Seine persönliche Situation spielt am Ende sogar in einer Rede vor den Aliens eine entscheidende Rolle. Auch hier wurde der Charakter gut eingefangen.

Kleine Easter Eggs am Rande: Das Shuttle, mit dem Pike zur Enterprise fliegt, heißt “Stamets”; M’Benga hat auch im deutschen eine total raue Stimme, wohingegen die Beschreibung Spocks, auf Boreth gäbe es “bewusstseinsverändernde Minerale” für einen Zeitkristall, etwas befremdlich wirkt.

Die Mission

Kommen wir nun zur Mission an sich. Denn Commander Una Chin-Riley (ab jetzt mit vollständigem Namen) ist mit einem Schiff, das der Kelvin aus dem ersten Reboot-Kinofilm (“Star Trek” 2009) erstaunlich ähnlich sieht, auf einem Planeten gestrandet. Dass die Crew eines Starfleet-Schiffes nur aus drei Personen zu bestehen scheint, schenke ich der Folge an der Stelle mal…

Ein weiterer Nostalgiepunkt ist übrigens die Sternenkarte, auf der weitere Erstkontaktkandidaten markiert sind – und die natürlich ein Fest fürs Kanon-Futter ist. Hier ist z.B. Scalos aufgeführt, das Kirk erst zehn Jahre später aufsucht. Leider ist die Anwesenheit von Cardassia Prime ein kleiner Fehler, denn der Erstkontakt liegt eigentlich noch 50 Jahre in der Zukunft. Aber über kleinere Fehler kann man ja hinwegsehen.

Übrigens hat man bei der Sternzeit am Ende wieder jene der Reboot-Filme genommen (Jahreszahl als Sternzeit), was kurz vermuten lässt, man befände sich in der Kelvin-Zeitlinie. Dem entgegen steht eine Einblendung in TOS-Sternzeit gleich zu Beginn. Nicht falsch verstehen, die TOS-Sternzeit war Chaos pur. Daher begrüße ich alles, was hier etwas Ordnung reinbringt. Aber wenn man es schon tut, dann bitte konsistent.

Konsistent mit dem Kanon sind indes auch die ersten kosmetischen Versuche zur Veränderung des Aussehens. An der Stelle nehme ich es durchaus ab, dass das Ganze noch nicht ausgereift ist und vor allem Spock hier einen Rückfall hat. Bis zu Zeiten von TNG und DS9 wird man hier um einiges besser sein.

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Unas Schiff, die U.S.S. Archer NCC-627 (Bild: SNW 1×01, Paramount+)

Die Infiltrationsmission ist dann schon eher wieder Standard und bringt mit der Warp-Bombe noch eine Referenz an die zweite “Discovery”-Staffel. Eine Einmischung müsste übrigens legitim sein, da ja eine frühere Kontamination vorliegt. Das Umbenennen der “General Order One” in “Erste Direktive” läuft indes unter “kann man machen, aber ob man’s gebraucht hat?“. Selbiges gilt auch für die etwas eigenwillige Benutzung des Transporters, die in dieser Form zu dieser Zeit eigentlich noch gar nicht möglich sein sollte.

Ganz witzig ist hier das Auflösen der Situation mit der Enterprise über der Stadt. Zum einen ist das ein gutes Bild, das im Gegensatz zu “Into Darkness”, sogar Sinn macht. Zum anderen gibt es eine schöne Allegorie auf die heutige Zeit, genauer gesagt auf Vernichtungskriege. Natürlich konnte zu dem Zeitpunkt, an dem die Folge geschrieben und gedreht wurde, niemand wissen, dass einige Wochen vor der Erstausstrahlung ein Krieg in der Ukraine ausbrechen wird. Pikes Rede steht natürlich ganz in der Tradition von “Star Trek” und daher funktioniert dieser Pathos hier auch so gut – ganz im Gegensatz etwa zu vielen anderen Beispielen aus “Discovery”.

Am Ende darf dann sogar noch Samuel Kirk, der ältere Bruder von Jim, an Bord auftauchen. Der war zwar eigentlich als rothaarig in den Büchern beschrieben worden, aber bereits im Reboot anders dargestellt worden. Mal sehen, wohin die Reise mit ihm noch so gehen wird.

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Bewertungsübersicht

Bewertung

Fazit

"Strange New Worlds" ist - zumindest nach der ersten Episode - wirklich der erhoffte Befreiungsschlag geworden. Ein paar kleinere Fehler täuschen nicht über ein gutes Stück "Star Trek" hinweg. Ob die Serie das Niveau halten kann, wird man indes sehen müssen. Denn auch "Picard" war daran ja schon gescheitert.
Deutscher TitelFremde neue Welten
OriginaltitelStrange New Worlds
Staffel1
Episodennummer1
RegisseurAkiva Goldsman
DrehbuchAkiva Goldsman & Jenny Lumet & Alex Kurtzman
US-Erstausstrahlung05.05. 2022
DE-Erstausstrahlung08.12. 2022
Sternzeit / Missionsdatum11. Februar 2259
Dauer54
Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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Die erste Episode leidet darunter, dass die eigentliche Mission viel, viel zu schnell geht. Die Ereignisse überstürzen sich dermaßen, dass alles extrem an der Oberfläche bleibt. Hier hätte man wirklich eine Doppelfolge reservieren müssen.

Natürlich ist nicht alles perfekt…aber im Vergleich mit Discovery & Picard ist es Perfect real Trek

Für mich äußerst gelungen! Mit dieser Serie ist der erste „echte“ Nachfolger der „klassischen“ Enterprise Serien in der „Neuzeit“ gestartet! STD ist demgegenüber ein misslungenes Experiment und PIC passt nicht in den „Enterprise“ Kanon, ist aber gut. Ein Captain, der führt. Eine Besatzung, die gehorcht und sich tatsächlich mal wieder „militärisch“ verhält. Schöne Bilder, guter Aufbau oder gute Einführung der neuen Figuren. Teamgeist und positives Führen! Problemlösung im Team, mit starker Fürhung und ein positives Ende…Ich fühle mich sehr „heimisch“ in dieser Serie. Für mich zählt das Ganze, keine NittyKritty wie das mit April oder der Sternenkarte. Gut fand ich… Weiterlesen »

Eine Anmerkung zu Transporterchief Kyle. Er ist ja hier ein Asiate und orientiert sich damit an Chief Kyle aus dem ersten TOS-Pilot ” The Cage”, also nicht an den Kyle aus der TOS-Serie

"Strange New Worlds" ist - zumindest nach der ersten Episode - wirklich der erhoffte Befreiungsschlag geworden. Ein paar kleinere Fehler täuschen nicht über ein gutes Stück "Star Trek" hinweg. Ob die Serie das Niveau halten kann, wird man indes sehen müssen. Denn auch "Picard" war daran ja schon gescheitert.Rezension: Star Trek: Strange New Worlds 1x01 - "Strange New Worlds" / "Fremde neue Welten"
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