In der zwölften Folge kommen ein paar alte Bekannte zurück – der Titel verrät es schon. Wir klären, ob Einschalten wirklich zwecklos ist! Also Achtung: Spoiler!
Diese Diviner-Sache…
Kommen wir gleich zu den schwächsten Punkten der Folge. Und das ist zweifellos alles, was mit dem Diviner in Zusammenhang steht. Natürlich ist es verständlich, dass Janeway hier einem unbekannten Alien in Not helfen will. Aber hier steht nach wie vor die Frage im Raum, wie die Dauntless denn so schnell nach Tars Lamora kommen konnte.
Sowohl die Worte des Diviners im Delirium als auch sein späteres Aufwachen deuten jedenfalls darauf hin, dass er seinen Wahnsinn wohl überwunden zu haben scheint. Das ist irgendwie schade, denn es führt Folge 10 leider abermals ad absurdum. Aber vielleicht wird man hier bald eines Besseren belehrt und diese Storyline entwickelt sich doch noch in eine komplett andere Richtung. Mal sehen.
So oder so kann mich das einfach nicht so recht überzeugen. Bleibt zu hoffen, dass man den Diviner jetzt nicht Staffel für Staffel als Bösewicht mitschleppt.
Darüber hinaus habe ich mich gefragt, was eigentlich aus Lieutenant Barniss Frex geworden ist, der die Relais-Station in der letzten Folge mit einer Rettungskapsel verlassen hatte. An dieser Stelle heißt es leider nur “keine Überlebenden”. Aber gut, vielleicht kommt der Denobulaner in einer der nächsten Folgen nochmal vor.
Erwartbarer Plot Twist
Wenig überzeugend ist bedauerlicherweise auch das “Endergebnis” der Folge. An dieser Stelle muss ich aber leider etwas vorgreifen.
Ich hatte es bekanntlich in meiner letzten Rezension erwähnt, hier erhält man nun die Gewissheit: Das Gerät aus der Zukunft, das für die Systemausfälle verantwortlich ist, lässt sich nicht entfernen. Folglich muss man den ursprünglichen Plan nun ändern und die Sternenflotte künftig meiden. Die Crew wird also weiterhin völlig auf sich alleine gestellt mit der Protostar durch die Galaxis rumschippern.
Sicherlich, es ist eine Kinderserie und irgendeinen Grund hat man nun einmal gebraucht, damit das ursprüngliche Serienkonzept beibehalten werden kann: Eine junge Crew, die nicht der Sternenflotte angehört, geht mit einem Raumschiff der Sternenflotte auf Entdeckungsreise. Aber dieser Twist war halt viel zu offensichtlich! Vermutlich wird man – analog zu den anderen Serien – dann in der letzten Folge der Serie (in welcher Staffel auch immer das sein wird) eine Auflösung präsentieren. Und die Protostar wird feierlich an die Sternenflotte zurückgegeben.
Ein bisschen schade finde ich das allerdings schon. Denn die Serie sollte von den Charakteren und nicht vom Schiff leben. Man hätte mit unserer Truppe in kommenden Staffeln schließlich auch was an der Akademie oder auf anderen Planeten als Abenteuer erzählen können. Okay, ich greife auch hier wieder vor und vielleicht kommt es dann doch sogar alles ganz anders. Aber hinsichtlich der Protostar habe ich ja auch schon richtig gelegen…
Aber immerhin: Ein Gerät aus der Zukunft ist durchaus eine gute Lösung, um zu erklären, wie ein “Sternenflotten-Hack” so einfach geht. An dieser Stelle gehe ich mit und freue mich, dass man hier eine nachvollziehbare Erklärung geliefert hat. Da ist es dann auch egal, dass die Crew nach einer “Waffe” sucht und dabei ein Zwischendeck entdeckt. Aber war das vorher auch schon da? Oder hat es der Diviner eingebaut? Aber darüber kann man hier mal hinwegsehen….
Wir sind’s…die Borg!
Kommen wir nun aber zum eigentlichen Highlight der Folge: der Rückkehr der Borg! Die Protostar trifft hier nämlich auf einen Kubus, der auch im Animationsstil genauso bedrohlich rüberkommt wie gewohnt – inklusive eingebetteter Sphäre an der Außenseite. Wir als Fans wissen natürlich, dass es keine gute Idee ist, an Bord dieses Schiffes zu gehen. Unsere Helden können das natürlich nicht wissen. Und so wird diese Unerfahrenheit der Helden sogleich genutzt, um dem neuen (und vermutlich sehr jungen) Publikum die Borg etwas näher zu bringen.
Freilich, an dieser Stelle könnte man wieder meckern, dass auch unsere Helden nicht so doof sein sollten, mit einem neuen Prototyp-Schiff mitten im Kubus zu landen. Denn logischerweise dürften auch die Borg dieses neue Schiff hochinteressant finden. Da dies aber im Folgenden nicht großartig zum Thema wird – also die Borg die Protostar in Ruhe lassen – kann man auch darüber hinwegsehen.
Übrigens, dass ein Schiff in einen Borg-Kubus fliegt, hat man so erstmals in der Ende der 90er erschienenen “Vegas-Experience” (Borg-Episode) gesehen, die natürlich bestenfalls semi-kanonisch ist.
Auch hier muss man sich natürlich fragen, warum die Helden nicht einfach hineinbeamen. Okay, dass das Rausbeamen später nicht funktioniert, weil die Borg ihre Verteidigung anschalten, ist auch ein sehr bequemer Drehbuch-Kniff, um den Transporter storytechnisch aus der Gleichung zu nehmen. Das geht aber noch in Ordnung. Doch was ist eigentlich bei der Ankunft?
Allerdings muss man bei allen diesen Kritikpunkten berücksichtigen, dass das Ziel der Episode darin besteht, ein neues Publikum mit den Borg bekannt zu machen. Hätte man die Geschichte anders aufgezogen, dann hätte man wohl vieles vom Borg-Kubus gar nicht zeigen können. Und damit hätten die Borg in dieser Episode auch weitaus weniger Faszination ausgestrahlt.
The Best of Borg’s World
Diese Faszination hat es in dieser Folge aber in sich! Die Borg wirken hier nämlich endlich mal wieder so bedrohlich und so mysteriös, wie sie immer hätten sein sollen. Im Grunde hat man das Beste der Borg genommen und in die Folge geklatscht, während man das Schlechteste außen vor lässt.
Glücklicherweise verkommen die kultigen Cyborg-Aliens in “Prodigy” also nicht zu jenen Witzfiguren, die sie in “Voyager” und vor allem auch in “Picard” Season 2 stellenweise noch waren. So gibt es hier beispielsweise das Vinculum zu sehen, das man in der gleichnamigen “Voyager”-Episode (VOY 5×07) eingeführt hat. Und die Drohnen wachen auch nur dann auf und nähern sich den Helden, wenn sie eine Bedrohung registrieren. Toll ist an dieser Stelle, wie eine Drohne für einen kurzen Moment zu Gwyn blickt, sie dann aber doch weitergehen lässt. Und natürlich können die Borg nach einer gewissen Zeit auch weiterhin Phaserfeuer adaptieren.
Alles in allem ist das “The Best of Borg’s World” und somit auch “Best of Trek”. Das kann sich wirklich sehen lassen!
Aber auch charakterlich gibt es einiges zu sehen, wobei vor allem Zero hervorsticht. Okay, auch hier ist so einiges wieder allzu vorhersehbar: Wie die Folge ausgehen wird. Oder auch, dass sich Zero sich dem Hive Mind entgegenstemmen kann. Aber wurden bisher wirklich noch keine Meduser assimiliert? Nichtsdestotrotz funktioniert auch das hier durchaus!
Kontinuität
Zu guter Letzt muss dann aber doch nochmal gemeckert werden. Denn die Borg schnallen hier ihre Opfer an OP-Tische, um sie zu assimilieren. Das hat man 1990 in “The Next Generation” bei Captain Picard zwar auch so gesehen, doch seit dem Kinofilm “Star Trek: Der erste Kontakt“ (1996) wurde eigentlich etabliert, dass die Borg Assimilationsröhrchen haben. Und dadurch wird die Assimilierung zu einer Frage von Sekunden oder Minuten. Das fand ich eigentlich eine konsequente Weiterentwicklung. Schade, dass man hier wieder einen Schritt zurückgegangen ist in der Assimilations-Kontinuität. Aber anders hätte das Drehbuch wohl auch nicht funktioniert.
Folgt noch eine Rezension der 13. Folge?
Hi
ja, wahrscheinlich am Wochenende. Hatte die Tage viel um die Ohren und konnte noch nicht in die Tasten hauen 😉
Gruß
tom
Auch die Frage wann es mit Folge 14 weitergeht…erstmal Wiederholungen bis die Staffel durch ist in den USA? Nun bis dahin eh auf Paramount+ hier endlich verfügbar
Naja, vielleicht hat dieser neuralgische Erreger (kam der von Janeway aus der Zukunft?) die Assimilation erschwert?
Sehr unheimliche Folge. Sehr mutig, die Borg so ein einer für Kinder gedachten Serie zu bringen. Und sie sehen echt gut aus.