Die inzwischen siebte “Prodigy”-Folge wandelt auf eher bekannten Pfaden. Eine Spoiler-Rezension!
Offenes Mysterium
Obwohl man auch in dieser Folge an die letzte anknüpft, steht leider das große Mysterium um Chakotay und die Protostar hier nicht im Mittelpunkt. Offenbar wurde das Schiff geentert, aber mehr erfährt man zunächst nicht. Bereits in der Rezension zur gestrigen Folge hatte ich spekuliert, dass man uns mit der Auflösung womöglich längere Zeit hinhalten könnte. Das hat sich nun bestätigt. Leider.
Aber immerhin darf Janeway später eine ominöse Gestalt im Hintergrund ausmachen. Sie selbst hat den Roboter zwar nie getroffen, wobei es ist für die Zuschauer aber offensichtlich ist, dass es sich dabei wohl um Drednok, den Roboter des Diviner, handeln dürfte. Bleibt an dieser Stelle die Frage, wo denn das Sicherheitspersonal des Schiffes war. Oder war Chakotay gar allein unterwegs? Hoffentlich wird es darauf irgendwann noch zufriedenstellende Antworten geben!
Eine Ferengi im Delta-Quadranten
Antworten gibt es hoffentlich auch auf die Frage, warum es so viele Spezies aus dem Alpha-Quadrant nun in den Delta-Quadranten verschlagen hat. Und das alles nur fünf bis sechs Jahre nach der Rückkehr der Voyager in “Endspiel” (2378). Hier trifft man nämlich auf eine Ferengi Namens Nandi. Sie hatte Dal einst aufgezogen.
Nandi verfügt sogar über einen Marauder samt Tarnvorrichtung. Aber: Wenn sie Dal aufgezogen hat, dann müsste das doch eigentlich schon einige Jahre zurückliegen. Immerhin war er bekanntlich für einige Zeit auf der Minen-Sklavenkolonie gefangen. Und da Nandi als Frau Kleidung trägt und auch Geschäfte macht, müsste sie entweder (wie Quarks Mutter) den Ferengi-Traditionen abgeschworen haben; oder es hat sie erst nach 2375 – also nach den von Nagus Zek eingeleiteten und von Rom fortgeführten, tiefgreifenden Reformen auf Ferenginar – in den Delta-Quadranten verschlagen. Wie gesagt, hoffentlich erhalten wir dafür noch eine entsprechende Erklärung.
Doch zurück zur Hauptstory: Nandi will mit Dal ein Geschäft machen und zwar im Austausch für die Tarnvorrichtung. Und so geht es auf einen Planeten, wo wir uns plötzlich in einer Erstkontaktsituation wiederfinden. Daher rührt übrigens auch der Titel der Folge her, der sich damit in eine Liste gleichnamiger Episodentitel einreiht (TNG 4×15 “First Contact” und der achte Kinofilm “Star Trek: First Contact”).
Business as usual
Janeway darf natürlich zunächst auf die “Oberste Direktive” pochen, aber was tun Teenager in der Regel bei sowas? Richtig, sie schalten das Holo einfach ab! Unten auf dem Planeten kommt es dann aber, wie es kommen muss: Nandi haut alle über das sprichwörtliche Ohr!
Dabei sind die fremden Aliens durchaus interessant gestaltet und kommunizieren über Frequenzen. Das gibt sogleich Gwyn die Gelegenheit zu punkten. Die Kristalle, die Nandi haben will, sind allerdings für die Wesen essentiell.
Bis hierhin sind also die üblichen Klischees bedient worden. Eine Ferengi, der Dal wider besseren Wissens vertraut, führt die junge Crew böse hinters Licht. Und obwohl man gerade eben den Transporter entdeckt hat, landet man mit dem Schiff natürlich auch wieder direkt auf dem Planeten.
Charakterlich gibt es bis dahin halt leider auch nur wenig Neues zu berichten. Und auch die Enthüllung, dass es Nandi war, die Dal damals in die Sklaverei verkauft hat, ist leider sowas von vorhersehbar. Hier kann die Folge leider nicht überzeugen.
Zumindest etwas darf Dal dann aber doch noch lernen. Nämlich dass er in der Protostar-Crew eine neue Familie gefunden hat. Und auch das Entdecken der Transporter ist hier pfiffig in die Handlung eingebaut worden und hilft am Ende sogar bei der Lösungsfindung. Aber ganz ohne blutige Nase kommt die Crew nicht davon, denn Nandi hat das Chimerium geklaut.
Das sind alles durchaus Punkte, die dafür sorgen, dass sich die Folge etwas vom Einheitsbrei abheben kann. Unter dem Strich reicht’s aber irgendwie doch nicht wirklich für mehr.
Am Ende darf Nandi dann noch den Diviner anrufen, um so die Spannung auf die nächste Folge zu erhöhen. Wobei auch hier die Frage bleibt, wie dieser eigentlich gedenkt, die 4000 Lichtjahre Vorsprung zu überbrücken.
In der letzten Folge (Kobayashi) bei Minute 1.08 wurde aufgezeigt, dass sie 4000 Lichtjahre vom Delta-Quandranten zum (oder zumindest nahe zum) Gamma-Quadranten geflogen sind. Das passt ja dann zur Ferengi-Anwesenheit.
Das war für mich die schwächte Folge der ersten 10. Ich kann all den Kritikpunkten von Thomas zustimmen.