Wir sehen uns die erste Folge der neuen dritten Staffel von “Star Trek: Lower Decks” an. Aber Achtung, Spoiler!
“Mit Trekkies kann man’s ja machen”, die Vierte?
Einer Aussage von Jonathan Frakes auf der diesjährigen FedCon zufolge ist “Lower Decks“ die erfolgreichste der ‘NuTrek’-Serien. Und das habe alle bei Paramount völlig überrascht. Und so war es doch sehr verwunderlich, dass Amazon den gestrigen Start der neuen Staffel “Lower Decks” irgendwie gar nicht beworben hat. Nicht einmal in der Liste der Neustarts in diesem Monat tauchte die Serie auf. Im deutschsprachigen Fandom wurde man daher etwas nervös, unter der Hand wurde schon vom neuen “Discovery”- beziehungsweise “Strange New Worlds”-Drama gesprochen. Aber zum Glück waren alle Sorgen am Ende unnötig, denn die neue Episode kam gestern wie geplant auch zu Amazon Prime Video – so wie Paramount uns das nach einer E-Mail-Nachfrage auch mitgeteilt hatte.
Trotzdem, an der Marketingstrategie muss man dort eindeutig noch arbeiten. Knapp vier Monate vor dem (mutmaßlichen) Start von Paramount+ in Deutschland gibt es immer noch keine Infos zum genauen Starttermin. Und auch hinsichtlich des Deutschlandstarts der noch ausstehenden Trek-Serien (“Strange New Worlds” & “Prodigy”) ist nichts bekannt. Wenn “Star Trek” tatsächlich das Flaggschiff von Paramount+ sein soll, dann darf man diesbezüglich doch eigentlich deutlich mehr erwarten, oder etwa nicht? (Und ja, ich weiß, es gibt da noch Lizenz-Techtelmechtel an manchen Stellen).
Aber genug mit den Vorbemerkungen, freuen wir uns nun über die neuen Folgen. Die erste davon heißt “Startverbot” (“Grounded”) und die sehen wir uns auch gleich mal im Detail an.
Wieder jede Menge Referenzen
Für “Lower Decks” typisch strotzt auch diese Folge wieder nur so vor Referenzen auf das gute, alte “Star Trek”. Das geht bei “Ketracel White Hot-Ketchup” los und endet mit einem “Erster Kontakt-Museum”. Das 24. Jahrhundert bietet hier also eine Menge Möglichkeiten für Vergnügungsparks und spätestens wenn die Musik aus dem Film einsetzt, sollte die Folge wieder jeden Fan abgeholt haben.
Auch James Cromwell ist in der Rolle des Zefram Cochrane-Hologramms stimmlich mit von der Partie, erfreulicherweise auch in der deutschen Fassung mit dem gleichen Synchronsprecher. Hut ab, kann man da nur erneut sagen. Doch der Einbruch in den Vergnügungspark ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs.
Gleich zu Beginn ist Boimler in einem Weinberg, der verdächtig an den aus “Picard” erinnert. Schön, dass man hier die gleiche Erntetechnik zeigt. Auch wenn es vielleicht ein wenig ‘Over the Top’ ist, dass hier nur Mädels arbeiten, die alle mit Boimler ins Bett wollen. Und dass er die Anspielungen nicht wirklich versteht.
Schnell hat sich die alte Truppe aber wieder gefangen und will nun alles daran setzen, Captain Freeman freizubekommen. Das führt im späteren Verlauf übrigens zu netten Familienszenen. Und die Konstellation mit Ransom verspricht zudem für die Zukunft auch noch einiges an Konfliktpotential.
Die Unterdeckler-Truppe sitzt natürlich im “Sisko’s Creole Kitchen”-Restaurant in New Orleans zusammen, was natürlich eine weitere Anspielung an “Deep Space Nine” ist. Und ja, auch die Szene mit dem alten Transporterchef mag jetzt vielleicht etwas gekünstelt wirken, entlockt aber dennoch den ein oder anderen Schmunzler.
Aber: Kann man wirklich bis zu einem anderen Planeten beamen? Und wenn es ‘nur’ der Mond ist, müsste der doch um einiges besser bewacht sein. Als die Truppe nämlich nach der Entführung der Phoenix dort ankommt, ist da null Sicherheit. Eigentlich hätten auch die Pakleds das Ding klauen können…
Übrigens: Auch die Titelsequenz hat eine Erweiterung bekommen, wie auch schon im letzten Jahr schon. Nun ist eine Kristallentität mit von der Partie.
Die Auflösung: “Trust the System“
Die Auflösung vermag da schon wieder ein Stückchen mehr zu gefallen. So ist es verständlich, dass Mariner für ihre Mutter alles opfern will. Aber auch die anderen halten zu ihr, was in einer schönen Rauferei-Szene mündet und einem ebenso festen Zusammenhalt kurz darauf.
Okay, dass die fremden Wesen jetzt dann doch einfach wieder auf der Hülle poppen, ist wieder etwas übers Ziel hinausgeschossen. Aber hey, es gibt sie also auch bei “Star Trek”, die Space Bees. Da kommt Freemans Ankunft auch völlig “Lower Decks”-typisch daher, denn die Truppe erfährt halt (mal wieder) absolut nichts vom Verlauf des Gerichtsverfahrens. Übrigens tauchen auch hier Captain Bateson (TNG 5×18 “Déjà vu”) und Tuvok kurz auf. Dass die Verschwörung indes auf Freeman abzielt, wusste man als Zuschauer schon am Ende der letzten Folge. Wenn man den Spannungsbogen aber so aufbaut, dann hätte die Auflösung schon irgendwie einen etwas größeren Rahmen verdient gehabt, als nur nebenher abzulaufen.
Womit wir auch gleich beim letzten Kritikpunkt wären: der Botschaft der Folge, die da lautet: “Trust the System” (“Vertraue dem System”). Denn auch die Mitglieder der Sternenflotte glauben an ihre Besten, weswegen man Freeman eben freigesprochen hat. Das ist in gewisser Weise eine positive Parabel hinsichtlich der Zukunft, denn “Recht haben” und “Recht bekommen” sind in der heutigen Gegenwart ja zwei Paar Schuhe. Auf der anderen Seite kann man das System aber auch kritisieren. So oder so: Es hätte sich eigentlich “Star Trek”-typisch eine intensivere Auseinandersetzung damit angeboten. Dennoch, für eine 25-minütige Zeichentrickserie mit anderem Themenschwerpunkt geht das wohl so in Ordnung.