Wir werfen einen Blick auf den zuletzt erschienenen TNG-Roman von Cross Cult.
Inhalt (Klappentext)
Die U.S.S. Enterprise empfängt den Notruf einer Wissenschaftsstation der Föderation, die auf dem isolierten Planeten Kota liegt.
Captain Jean-Luc Picard entsendet William Riker, Data und seine Chefärztin Beverly Crusher, um die Lage vor Ort zu untersuchen. Doch was als Routineeinsatz für die beiden Parteien beginnt, endet bald im Chaos: Picard, Worf und Deanna Troi müssen sich mit einer gefährlichen diplomatischen Krise auseinandersetzen.
Ein zunehmend kritischer medizinischer Notfall sowie die versagende Technik der Wissenschaftsstation – und keinerlei Hoffnung auf Rettung – bringen Dr. Crusher in schwere Bedrängnis, die gegen die Zeit versucht, ein beunruhigendes Rätsel zu lösen, das all ihren Kollegen den Tod bringen könnte …
Kritik
Im Bann der Schatten ist ein TNG-Roman, der nicht zum Relaunch zählt (der ja bald mit Coda eine… nun, sagen wir mal andere Richtung einschlagen wird), sondern zur Zeit der Serie spielt, genauer gesagt während der 7. Staffel.
Demzufolge sollte man nicht unbedingt eine tiefergehende Geschichte erwarten, denn die zur Zeit der Serie spielenden Romane mussten bekanntlich stets den Status Quo halten. Dennoch kann natürlich auch unter diesen Romanen die ein oder andere Perle zu finden sein. Leider zählt dieser Roman eher zur ersten Kategorie.
Anschluss an die Serie
Grundsätzlich zu loben ist das Bemühen des Romans, aus der Serie bekannte Handlungsstränge, wie etwa die Beziehung zwischen Worf und Troi, weiter auszuarbeiten. Dieser Handlungsstrang kam zwar nicht völlig von irgendwoher (wie auch diverse andere), war aber auch nicht unbedingt beliebt.
In “Im Bann der Schatten” wird die Worf-Troi-Beziehung allerdings nur am Anfang etwas ausführlicher betrachtet, bis zum Ende des Romans versumpft dieses Vorhaben leider völlig. Auch das etwas abrupte Ende (dazu kommen wir noch) hilft hier nicht wirklich dabei, diese Romanze etwas plausibler zu machen.
Und auch sonst plätschern sowohl die Handlung als auch die Charaktere etwas vor sich hin, ohne uns wirklich neue Facetten zu präsentieren. Dabei spielt sich alles auf zwei Ebenen ab: Da ist zum einen die Außenmission auf Kota und zum anderen der Diebstahl, den die Enterprise nebenher aufklären muss.
Tod zweier Wissenschaftler
Die Erstkontaktmission ist dabei leider der schwächere Part. Hier soll ein Außenteam um Riker und Crusher auf einem Außenposten den Tod zweier Wissenschaftler untersuchen. Die Wissenschaftler tauchen am Anfang auch kurz auf, spielen aber in der weiteren Folge dann keine Rolle mehr; und das, obwohl man hier durchaus noch das ein oder andere hätte herausholen können. Das haben selbst Stories aus der ersten TNG-Staffel schon anders gemacht, zum Beispiel “Ein Planet wehrt sich” (TNG 1×18).
Hier hilft auch nicht, dass man als Leser ziemlich schnell ahnt, dass hier eine fremde Intelligenz am Werk ist und die Kommunikation dann später nach und nach in geregelten Bahnen verläuft. Schema F eben. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass der Roman eine ganze Riege neuer Ensigns einführt, die Riker und Crusher unterstützen. Denn leider bleiben auch diese neuen Charaktere im weiteren Verlauf etwas blass. Es mag bis zu einem gewissen Grad sicher “Star Trek” entsprechen, das Unbekannte zu erforschen. Aber das gab es halt leider auch schon besser.
Diebstähle auf Betazed
Etwas interessanter ist dagegen die Geschichte auf Betazed rund um die Diebstähle der Artefakte. Allerdings wird auch hier eine eher langweilige Story abgespult. Die Interaktionen zwischen Picard und Lwaxana erreichen zu keiner Zeit das Niveau der Serie, auch wenn man sich sichtlich bemüht. Denn auch hier plätschert man nach kurzer Zeit nur so vor sich hin. Und dass Picard die Leute beruhigen kann, steht außer Zweifel.
Bleibt noch die Geschichte um die Verfolgung der Diebe. Und diese hat leider auch ein paar Fehler. So wird mit Virox eine durchaus interessante Person eingeführt, die so etwas wie Unsicherheit hervorruft. Denn man weiß nie, wo sie steht und ob sie nicht doch Dreck am Stecken hat. Aus diesem guten Ansatz wird aber leider wieder nichts gemacht. Vielmehr wird alles rasch aufgelöst, sodass auch die Virox-Handlung eigentlich nur so nebenher läuft und vor sich hindümpelt.
Selbiges gilt auch für die Diebin, die man recht mühelos zu einem Planeten verfolgt. Dass das nicht bemerkt wird, ist eher unglaubwürdig, immerhin ist die Enterprise später sogar in Transporterreichweite. Aber im Lager der “Bösewichte” wird ob des Flaggschiffs eher gechillt denn in Panik ausgebrochen. Auch hier wird halt wieder in aller Ruhe vor sich hingeplätschert.
Zwar ist die Auflösung über die Hintermänner (hüstel) des Diebstahls noch ein netter kleiner Twist, der reißt es am Ende aber eben auch nicht mehr raus. Erschwerend kommt hinzu, dass man zwar auch hier wieder (löblicherweise) eine diplomatische Lösung findet, der Roman dann aber wenige Seiten später bereits vorbei ist. Was aus Virox oder den anderen wird, scheint egal zu sein. Das wirkt beinahe so, als habe die Autorin hier gezwungenermaßen ein Ende setzen müssen.