Wir sehen uns an, was in der vorletzten Folge der aktuellen Picard-Staffel drinsteckt. Wie immer gilt: Achtung Spoiler!
Dass die vorliegende Folge Kontroversen auslöst, dürfte nach diesem Ende klar sein. Und vielleicht wäre es wirklich besser, “Star Trek” künftig Leute machen zu lassen, die etwas von der Materie verstehen statt Schauspieler, die “mal was Neues” ausprobieren wollen (in diesem Fall Patrick Stewart). Und die dann eben alles umkrempeln. Denn dass das nicht funktioniert hat, hatte man ja bereits bei “Star Trek: Nemesis” gesehen. Wahrliche Nerds bei den Schauspielern gibt es leider selten und dementsprechend haben auch nur die wenigsten ein Feeling für “ihr” Universum…
Dabei kennt man von Terry Matalas dank “12 Monkeys” ja eigentlich Besseres. Und genau genommen hat auch diese Folge ihre Momente, versteht mich nicht falsch. Es gibt hier jedoch derart viele Plot Holes, dass es teilweise einfach nicht mehr schön ist. Und da ist das “Kratzen am Kanon” noch gar nicht einberechnet.
Angriff der Borg
Die Folge beginnt mit dem Angriff der Borg auf die La Sirena. Rios und Teresa können noch fix zu Picard aufs Weingut fliehen, bevor die Schlacht beginnt. Aber halt, was erzähle ich da? Die “Borg” verhalten sich ja gar nicht wie Borg. Es gibt keine charakteristischen Sachen, wie etwa Kraftfelder oder ähnliche technische Gimmicks, welche die Phaserschüsse abwehren.
Im Gegenteil, sie feuern einfach nur mit ihren Maschinengewehren des Jahres 2024.(Okay, zu der Zeit gab es für die Borg noch keine Energiewaffen). Na gut, sie brauchen auch nicht wirklich Kraftfelder, denn die Helden verhalten sich heute wie Sturmtruppen aus “Star Wars” und treffen nichts (einfach auf die grünen Lichter feuern oder wie wär’s?). Zugegeben, neben einem Treffer bei Rios gilt das auch für die Borg, von daher….
Was ich damit sagen will: Eigentlich hätte es die “Assimilation” der Söldner gar nicht gebraucht. Sie hätten auch ganz normal in ihrer Söldner-/Soldatenform bleiben können (oder denkt ernsthaft einer, die hätten sich geweigert auf Zivilisten zu schießen? Das Drehbuch verlangt es. Basta!).
Und am Ende darf Picard sogar mit einer Waffe aus dem Zweiten Weltkrieg (die nach fast 100 Jahren noch einwandfrei funktioniert) besser zielen als alle Söldner zusammen.
Der Treffer bei Rios dient dann auch nur dazu, ihn und Teresa aus dem Spiel zu nehmen. Und hier macht man dann in Folge halt leider alles zunichte, was man bezüglich Rios in den letzten Folgen aufgebaut hat. Teresa darf zwar noch sagen, dass er bitte bleiben möge, aber Rios hat erkannt, dass er zu seinen Freunden gehört – und tschüss! Das sah halt die letzten Folgen noch total anders aus und wirkt an der Stelle total abgewürgt.
Dabei hatte ich schon mit dem bevorstehenden Abgang von Santiago Cabrera gerechnet, taucht er doch im Vorspann unter dem Tag “with” auf – bei Hollywoodproduktionen generell ein Hinweis darauf, dass der Schauspieler mehr Geld bekommen hat. Da lag es eben nahe. Okay, was nicht ist, kann ja noch werden. Trotzdem glaube ich nicht, dass wir Teresa nächste Woche nochmal sehen werden.
Überdies dient Rios Rückkehr dann nur dem Zweck, ihn nochmal kurz in einer Actionsequenz glänzen zu lassen. Wobei ich mich an der Stelle eh gefragt habe, warum die Drohnen nicht einfach aufhören. Immerhin war Agnes zu dem Zeitpunkt der Handlung mit der Borg-Königin schon bei den Friedensverhandlungen. Nun ja…
Von Bösewichtern und Seven und Cameos
Ebenso halbgar kommt an der Stelle auch Soong daher. Der ist nun ganz auf dem Bösewicht-Trip. Und warum er noch ewig lange mit Picard verhandeln will, wird wohl ebenso ein Rätsel bleiben, hat er doch eh nur vor, die Crew umzubringen.
Und dass er dann genau neben dem Buchregal stehen bleibt, durch das Picard und Tallinn verschwunden sind, ist wieder einer dieser Drehbuchzufälle, über die man wohlwollend hinwegsehen muss. Damit, dass er die Spuren auf dem Boden sieht, kann ich an der Stelle sogar leben.
Witzig ist am Ende auch die Sicherungsfunktion von Rios’ Phaser. Allerdings vermag mich die kleine Explosion auch hier nicht so ganz überzeugen. In “TNG” konnte ein Phaser auf Überlastung ein halbes Deck sprengen, hier wird’s nur ne kleine Deckenexplosion, die überhaupt keinen beeinträchtigt. Erinnert euch das auch an “The Batman” und die Bombe, die in Batmans Gesicht explodiert? Die hinterlässt nämlich auch keinerlei Spuren.
Bin ich zu pingelig? Vielleicht. Aber diese Fehler sind leider auch meinen Mitzuschauern aufgefallen, die eigentlich nicht auf Logiklöcher achten. Und das will was heißen.
Zurück zu Seven und Raffi. Die wollen sich “außen rum” anschleichen und gehen dann gleich mal durch das halbe Chateau, um dann im Sturm durch die Borg-Reihen zu pflügen. Bitte was? Wie bei “Game of Thrones” blendet man dann aus, um später zu zeigen, dass sie es doch irgendwie geschafft haben. Wozu dann das Ganze Versteckspiel, wenn man von Anfang an einfach drauf los hätte stürmen können?
Dass Seven zunächst abgelehnt wird an der Sternenflotte, nehme ich sogar noch hin. Es ist halt die rassistische Sternenflotte aus der ersten Staffel, die erst dort abgelöst wurde. Leider haben die Autoren auch hier wieder geschludert, denn Icheb starb in Season 1 in Sternenflottenuniform, war also wohl Mitglied. Also warum hätte man Seven ablehnen sollen, die ja noch einen Ticken menschlicher war?
Podcast zu “Star Trek: Picard” – Staffel 2
Am 09.05.2022 zeichnen wir gemeinsam mit dem Discovery Panel einen Podcast auf, in welchem wir die zweite Staffel von “Picard” noch einmal Revue passieren lassen. Hinterlasst uns gerne in den Kommentaren Themen, Fragen oder Meinungen, die Sebastian, Andreas, Tom, Matthias und Christopher diskutieren sollen.
Wir freuen uns auf euren Input!
Genauso wenig hat man auch wieder Picards Bruder berücksichtigt, aber dazu später mehr. Seven wird am Ende übrigens wieder “borgifiziert” und sieht damit wieder so aus, wie man es gewohnt ist. Die Tentakel der Königin hatte man an der Stelle wohl gar nicht auf dem Schirm? Etwas merkwürdig daran ist aber, warum sich alle diesbezüglich so wundern.
Im Grunde wurde nur der Status Quo wieder hergestellt. Klar, Seven ist nach der Änderung der Zeitlinie in ihren neuen Körper geschlüpft. Die Frage wäre an der Stelle wohl eher, ob sie nicht sowieso nach dem Wiederherstellen der Zeitlinie wie früher ausgesehen hätte? Warum also das Drama?
Den Vogel an der Stelle schießt aber leider das Hologramm von Elnor ab. Ich gehe noch mit, dass jeder auf der La Sirena als Holo gescannt wird. Das hat man in Staffel 1 schon gesehen, auch wenn ein Rios-Kampfhologramm hier logischer gewesen wäre. Aber die Erinnerungen (und Fähigkeiten)? Noch dazu im Moment des Todes? Wie soll das bitte gehen? Dann hätte man Picard in Staffel 1 auch einfach einen Holokörper geben können. Sorry, aber das Ganze ergibt halt leider keinen Sinn und ist nur dazu da, um Raffi eine Abschiedsszene mit Elnor zu geben.
Wie überhaupt die ganze Sequenz mit Elnor nur dazu da ist, um Evan Evagora nochmal irgendwie zu beschäftigen. Wie eben auch bei Isa Briones die Folgen davor. Seufz. Ich bin kein Fan der Figur Elnor und bin auch überhaupt nicht böse, wenn er nach diesem Auftritt endgültig im Nirwana verschwindet.
Übrigens, so nett es ist, dass er einen mobilen Holo-Emitter á la Doktor trägt (dass man den nachbauen kann, da gehe ich sogar mit, im “Voyager-Finale” konnte man die Transphasentorpedos ja auch nachbauen), so ergibt halt auch der keinen Sinn. Weil schon seit Staffel 1 weiß man, dass überall auf der La Sirena Holo-Emitter sind, er braucht ihn eigentlich gar nicht. Und kann er sich nicht entstofflichen und damit quasi immun gegen Schüsse machen?
Aber immerhin ist Sevens “Entsorgung” der Borg-Drohnen dann mal etwas pfiffig.
Die Retcons
Womit wir auch schon bei den beiden Knackpunkten der Folge wären: den Retcons.
Zum einen ist da Picards Kindheitstrauma, das hier endlich aufgelöst wird. Das kommt im Kontext der Folge zwar etwas unpassend daher und hätte bei Picards Seelenstriptease in Folge 7 auch irgendwie besser gepasst. Aber gut, im Grunde kann man damit leben. Ob man das jetzt gebraucht hätte, steht wiederum auf einem anderen Blatt. Aktuell sehe ich nämlich nicht, wie das Picard helfen soll, mit Laris eine Beziehung aufzubauen? Er hat halt den Tod seiner Mutter verdrängt und die Szene aus “Der Reisende” (die eh nur eine Wunschwelt war) wird hier quasi uminterpretiert.
Kann man machen. Aber wie gesagt, Picard hatte schon früher Beziehungen. Einen Hauch von Charaktertiefe gibt es immerhin der Figur, auch wenn sein Bruder, wie bereits erwähnt, erneut fehlt.
Etwas schwerwiegender sehe ich da schon die Sache mit den Borg. Denn hier leistet Agnes der Queen Widerstand – und kommt am Ende sogar zu einer Friedensverhandlung mit ihr. Die Borg, das missverstandene Wesen?
Kaum zu glauben, aber generell habe ich auch damit keine Probleme. Mal abgesehen davon, dass ich davon ausgehe, es handelt sich hierbei um einen neuen Borg-Zweig, wie etwa damals in “Angriff der Borg” zu “TNG”-Zeiten. Denn wenn die Borg schon jetzt mit der Veränderung beginnen, würde die komplette Zeitlinie von “Enterprise” bis “Voyager” ausgelöscht werden. Insofern beginnt es wohl wirklich erst mit der ersten Folge und die Person in der Haube der neuen Borg Queen dürfte wohl Agnes sein.
Zudem darf man auch nicht vergessen, dass es sich um eine Königin aus einer alternativen Zeitlinie handelt. Sodass die Königinnen im Prime-Universum also anders ticken können. Von daher macht für mich nur ein zweiter Borg-Zweig Sinn, außer sie stoßen das Ganze nächste Woche nochmal um.
Wie man die Borg übrigens richtig “auslöscht”, hat man im Buch-Universum in der “Destiny”-Trilogie gesehen. Warum die Königin sich dann aber mit einem weiteren Rätsel verabschiedet? Tja, das ist eine Frage für nächste Woche….
Schwer verständlich, wie der Rezensent zu einer so positiven Wertung kommen kann. Es passt doch null Komma nichts in der Staffel und speziell in dieser Episode zusammen. Alleine die innere Logik ist so ein schweres Defizit, dass es mir unmöglich ist, hier noch irgendetwas Anerkennenswertes zu finden. Nein, nicht mal die Effekte waren gut. Selbst wenn ich das ganze ST-Universum außer Acht ließe und nur die Episoden dieser Staffel betrachte, muss ich feststellen: Diese Schreiberlinge sind nicht einmal in der Lage, ein paar Episoden eine konsistente und stringente Handlung auszubreiten. Das Star Trek-Land ist abgebrannt.