Der zweite Band der neuen Sonnenstein-Reihe bei uns im Review.
Inhalt (Klappentext)
Die Geschichte über BDSM und Metal geht weiter. Ally und Alan entdecken gemeinsam die Höhe und Tiefen ihrer sexuellen Vorlieben, während Anne und Laura glücklich im siebten Himmel schweben. Allen geht es prächtig. Und es wäre ja auch zu schade, wenn Vertrauensprobleme alles ruinieren würden, nicht wahr? Die beliebte Serie Sonnenstein vom New York Times-Bestsellerautor Stjepan Sejic (Harleen, Death Vigil) findet in diesem zweiten Band von Mercy eine anregende Fortsetzung – sexy und witzig.
Kritik
Über zwei Jahre mussten wir auf den neuen Sonnenstein-Band warten. Ob Corona hier für die Verzögerung verantwortlich zeichnet, kann nur vermutet werden. Aber wenn wir gerade von “Zeichen” sprechen: die Zeichnungen sind wieder auf dem gewohnten Niveau gehalten, was aber auch kein Wunder ist, ist doch wieder Stjepan Sejic dafür verantwortlich. Auch wenn man im Vergleich zu etwa den Superheldencomics etwas kantiger oder eher mit Strichen akzentuiert, hat die Reihe seit jeher ihre eigene Identität gefunden. Fans werden sich also schnell wieder zurechtfinden. Und auch die Gesichtszüge der Charaktere spiegeln wunderbar ihre Emotionen wider.
Storytechnisch behandelt auch dieser zweite Band der neuen Reihe wieder die Vorgeschichte unserer Protagonisten. Wobei man diesmal, auch was die Zeichnungen angeht, einen Schritt weitergeht. Es gibt mehr Sexszenen und diese sind auch ausführlicher dargestellt, an der Grenze zur Pornografie, ohne diese aber je zu überschreiten. In gewisser Weise eine durchaus akzeptable Weiterentwicklung der Reihe.
Wobei man natürlich nicht nur vom Erotikfaktor her eine Weiterentwicklung sieht, sondern auch von den Charakteren. Waren die ersten Sonnenstein-Bände eine wunderbare Heranführung an das Thema BDSM, so gibt es jetzt in gewisser Weise eine Heranführung an Sexualität. Im Grunde kann man diesen Band an vielen Stellen als Blaupause für unerfahrene Personen nehmen, welche ihre ersten Erfahrungen sammeln. Dabei wird sich nicht nur auf die Hetero-Schiene eingeschossen, sondern eben auch, wofür die Reihe ja eigentlich steht, auf die lesbische Liebe.
Auch hier machen unsere beiden Protagonistinnen ihre ersten Schritte, wobei man natürlich als Leser der Reihe schon weiß, dass ihre Beziehungen nicht lange halten werden, sind sie doch in der Hauptreihe letztlich zusammen gekommen. Demzufolge bahnt sich am Ende schon der ein oder andere Schatten an, und auch hier werden Beziehungsprobleme wieder gut dargestellt. Aber auch wenn man dieses Hintergrundwissen nicht hat, kann man bedenkenlos in die Reihe einsteigen.
Weitere wichtige Themen, die hier angesprochen sind, sind etwa auch, wie man mit den Eltern darüber redet und vielleicht auch wie wichtig deren Reaktionen sind. Die Story an sich ist dabei so dicht am Alltag gehalten, das vermutlich jeder, der sich halbwegs für das Thema interessiert, hier warm werden kann. Wobei das Thema an dieser Stelle eben NICHT BDSM ist, das kommt in der Tat nur am Rande vor, sondern eben wirklich das Erforschen der eigenen Sexualität (die dann eben, in der ursprünglichen Reihe, zu BDSM führen kann). Ich finde es ja immer wieder erstaunlich, wie gut Sejic, als Mann, hier Einfühlungsvermögen zeigt.