Wir haben uns aus der ersten BlueBrixx-Welle die mittelgroße Version von Captain Picards Enterprise-D aus 521 Teilen herausgepickt, um zu schauen, was das Analog-Lego qualitativ taugt, wie anspruchsvoll der Aufbau ist, wie treu es die Vorlage einfängt und ob wir damit “die nächste Generation” von Nachwuchstrekkies glücklich machen können.
Der deutsche Klemmbaustein-Hersteller BlueBrixx hat sich letztes Jahr die “Star Trek”-Lizenz besorgt, um zunächst exklusiv für den europäischen Markt eine große Kollektion von Modellen zu entwickeln, die aus 100% Lego-kompatiblen Noppenbausteinen bestehen. Dank abgelaufenem Patent des Plastikimperiums und dem chronischen Desinteresse der Dänen an der “Star Trek”-Marke kommen wir nun dank Umweg über Flörsheim an Raumschiffe und Requisiten aus dem 23. und 24. Jahrhundert.
Hier seht ihr den Zusammenbau des Sets in bis zu 32facher Geschwindigkeit:
Lieferumfang
Die Verpackung ist insgesamt sehr stabil und der Lieferumfang vorbildlich. Der Innenkarton ist zum Schutz der Steine doppelwandig, die Steine nach Bauabschnitten und Größe einzeln vorsortiert. Die Anleitung ist auf stabilerem Papier gedruckt, als man das von der dänischen Konkurrenz gewohnt ist. Ebenfalls auffällig: Es liegen dem Set keinerlei Sticker bei. Alle Grafikapplikationen sind mehrfarbige Drucke. Auch das ist z.B. bei Lego-Sets zu “Star Wars” nicht selbstverständlich.
Qualität
Die Steine selbst sind von sehr ordentlicher Qualität. Das Plastik fühlt sich genauso hochwertig an wie beim Original. Einziger offensichtlicher Unterschied: Die Noppenoberseite ist glatt, es ist kein Markenname aufgeprägt. Allerdings habe ich beim Zusammenbauen einen Stein gefunden, der eine kleine produktionsbedingte Nase vom Spritzguss hatte. Diese ließ sich aber leicht mit dem Fingernagel abkratzen. In einem zweiten Stein hatte sich der graue Farbstoff nicht gleichmäßig verteilt, was in einem leichten Schleier resultiert. Diese kleinen Schönheitsfehler trüben ein wenig den ansonsten sehr guten Gesamteindruck.
Konstruktion
Die Konstruktion nach Bauanleitung gelingt weitestgehend mühelos. Für einen Bauschritt ist der Blickwinkel der Grafik schlecht gewählt. Im Set sind drei graue 2×8 Platten enthalten, eine davon ist gelocht. Wegen der Perspektive ist der Unterschied in der Anleitung kaum zu erkennen. Davon abgesehen ist die Konstruktion vorbildlich gut nachzuvollziehen. Die Bautechniken sind im Allgemeinen anspruchsvoller als bei Lego-Modellen und einige der verwendeten Techniken (wie Noppen in Techniklöchern befestigen) sind den dänischen Designern gar verboten. An diesen „Hacks“ merkt man, dass man es bei BlueBrixx mit einer Firma zu tun hat, die tief in der MOC-Szene verwurzelt ist. 60-90 Minuten kann man für das Zusammenstecken ansetzen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. BlueBrixx bietet die Enterprise-D in drei Größen an. Dieses mittelgroße Modell fängt für mich am Besten ein, was ich mir seit 30 Jahren unter einer Lego-Enterprise vorstelle. BlueBrixx beschränkt sich ausschließlich auf Steinformen, die auch in offiziellen LEGO-Sets zu finden sind. Nirgends hat man den einfachen Ausweg gewählt, einfach Spezialteile zu spritzen, um Designherausforderungen zu lösen. So wird das Aztekenmuster der Untertassensektion durch ein komplexes Muster aus Kacheln und Kühlergrills nachgebildet. Bekanntermaßen haben schon viele Modellbauer, Industriedesigner und 3D-Grafiker darüber geflucht, dass die Hülle der Galaxy-Klasse keine einzige gerade Linie aufweist. Und dazu ist die Untertassensektion auch noch Oval statt Kreisrund. Für rechtwinklige Klemmbausteine ist ein praktisch unmögliches Motiv. Man kann den Designern von BlueBrixx nur ein großes Kompliment aussprechen, wie organisch und authentisch das fertige Modell geraten ist.
Stabilität
Die Frage der Bespielbarkeit hat BlueBrixx vorsorglich schon mal mit Nein beantwortet. Alle Artikel sind Vitrinenmodelle aus der “Pro”-Line. Tatsächlich hat das fertige Modell ein paar Stellen, die teilweise nur mit einem Noppen zusammengehalten werden. Außerdem hat das Schiff mit dem Gewicht der Untertassensektion zu kämpfen. Das heißt, dass das Modell wahrscheinlich in vier bis sechs Teilen zurückkommt, wenn es einmal richtig durchs Kinderzimmer fliegt. Auch wenn BlueBrixx hier explizit kein Spielzeug verkauft, ist es ein bisschen schade, dass die wenigen unnötigen Schwachstellen nicht durch eine geringfügig andere Bauweise ausgebessert wurden. Eine bespielbare Version dieses Modells hätte ich vor 30 Jahren zu Tode geliebt.
Transparenzhinweis: Diese Rezension wurde in keiner Weise von BlueBrixx unterstützt. Wir haben den Bausatz regulär zum Vollpreis erworben.