Wir sehen uns den neuen Witcher-Band an.
Inhalt (Klappentext):
Monster gegen Münzen: Bisher war das für den erfahrenen Monsterjäger Geralt von Riva nie ein Problem. Doch als eine weitere Kreatur der Finsternis auf einem Scheiterhaufen Feuer fängt, hört der Witcher plötzlich eine Stimme, die ihn auch abseits der Flammen verfolgt. Derweil Geralt mit seinem Gewissen ringt, erhält er von einem reichen Adeligen den Auftrag, dessen Tochter aus den Fängen mehrerer Hexen zu befreien, die das Mädchen entführt haben sollen. Doch manchmal gibt es einfach kein Entkommen
Kritik
Der inzwischen sechste Witcher-Comicband präsentiert eine neue in sich abgeschlossene Story um Geralt. Zeichnungstechnisch ist man allerdings diesmal auf einem sehr, sagen wir mal, eigenem Niveau angekommen. Hier herrschen dunkle Töne und Striche vor, alles wirkt etwas einfacher und kantiger und bei den dunklen Szenen muss man schon sehr genau hinschauen. Zwar können die Gesichter immer noch die ein oder andere Emotion transportieren, der Stil ist aber durchaus als gewöhnungsbedürftig zu bezeichnen. Er ist allerdings nicht ganz so schlimm wie bei „Dantes Inferno“, aber kommt dem schon ziemlich nahe. Wer also hier Ähnlichkeiten zu Serie oder Spielen sucht oder erwartet, wird mehr als enttäuscht sein.
Die Handlung ist, trotz der grausigen Zeichnungen, wieder etwas besser. Vor allem wird hier erneut mit der Frage gespielt, wer denn hier das wahre Monster ist: Die Monster oder eben die Menschen. Auch das ist ein Leitfaden, der sich durch Sapkowskis Werke zieht und auch hier zu finden ist.
Natürlich ist einem als versierter Leser schnell klar, wie der Hase wirklich läuft und das zumindest Giltine ein Missbrauchsopfer ist. Geralt hat hier zwar einen Moralkodex, wie die Hexe in dem Band schön sagt, würde aber wohl in jedem Fall einschreiten, wie er ihr auch deutlich macht. Aber Geralt muss ja auch in diesem Band etwas lernen.
Doch der Reihe nach. Was als normale Mission beginnt, nachdem er eine Hexe getötet hat, führt Geralt erneut in die Abgründe menschlichen Daseins. Dabei wird er augenscheinlich von Schuldgefühlen geplagt, wobei am Ende etwas offen gelassen wird, wieviel von der Hexe und wieviel von ihm selbst kommt. Hier hat man Interpretationsspielraum für den Leser gelassen, was durchaus gut ist. Und ob man die Idee mit einer helfenden Hexengruppe nun gut findet oder nicht, msus jeder wohl für sich selbst entscheiden.
Auch das hier mit den Erwartungen gespielt wird, vermag zu gefallen. Ja, die Frauen in Neisse sind Opfer, aber die Hexe spielt ebenso ein falsches Spiel und will Geralt reinlegen. Das führt später zu einem schönen Dialog, in dem er ihr sagt, er hätte ihr auch so einfach geholfen, was sie aber wegen seines Kodex nicht glaubt. Auch hier wird offen gelassen, ob Geralt das Richtige getan hätte oder nicht. Die Welt des Witchers war aber schon immer ein dunkler Ort.
Am Ende gibt es zwar eine Art Happy End, so richtig Happy kann aber wohl keiner mit dieser Lösung sein, was dem Band durchaus eine besondere Note verleiht. Aber wie bereits erwähnt gibt es manchmal keine saubere Lösung – und in Geralts Welt sowieso nicht.
Fazit
Wer sich vom etwas gewöhnungsbedürftigen Stil der Zeichnungen und der teilweisen Vorhersehbarkeit der Handlung nicht abschrecken lässt, wird mit einem Band belohnt, der durchaus moralische Fragen aufwirft und darüber nachdenken lässt, wie weit man gehen sollte, um sich und andere zu retten. Die Geschichte passt also durchaus in die Witcher-Welt.
[usr 3.5]
Information: Ein Exemplar dieser Ausgabe wurde dem Autor vom Verlag zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.
Quick-Infos
Autor: | Bartosz Strybor |
Zeichner: | Vanesa Del Rey |
Originaltitel: | The Witcher – Witch’s Lament 1-4 |
Jahr der Veröffentlichung (Original): | 2021 |
Übersetzer: | Joachim Körber |
Seitenanzahl: | 108 |
Preis: | 15.- Euro |
ISBN: | 978-3-7416-2552-7 |
Verlag: | Panini |