Wir sehen uns die vierte Folge der neuen “Lower Decks”-Staffel an und klären in der Spoilerreview, wessen Auge heute trocken bleibt. Oder auch nicht…
Erneut ein hochkarätiger Gaststar
Der Titel der Folge verrät es schon: Nach Jonathan Frakes als Captain Riker (die ersten beiden Folgen), und Tom Paris (Robert Duncan MacNeill) in der Woche darauf, ist diesmal der altbekannte Mugato wieder mit von der Partie. Dieser wird natürlich vom gleichen Schauspieler gespielt und gesprochen wie damals… okay okay, Spaß beiseite. Einen derartigen Gaststar gibt es natürlich nicht, denn der Mugato ist eine Kreatur. Dennoch geht es in dieser Folge um dieses Wesen, das wir in der Tat zuerst in TOS sahen.
Insgesamt hält man sich diesmal mit Referenzen wieder etwas mehr zurück, bzw. sind diese etwas subtiler. Zu Beginn gibt es mit Anbo-Jitsu wieder eine Referenz an TNG und auf Frylon IV trifft man dann Ferengi, die aus der ersten TNG-Staffel zu stammen scheinen (TNG 1×05 – „Der Wächter“). Eigentlich sollten die meisten Ferengi nach Deep Space Nine ein bisschen weiter sein, aber sei es drum. Übrigens gibt es einen Running Gag, das Mugato immer falsch ausgesprochen wird und in der Tat macht das auch jeder Charakter anders.
Zu Beginn der Odyssee untersucht Shaxs dann auch gleich die Hinterlassenschaften der Mugatos, in dem er davon futtert. An der Stelle sei gesagt, das auch ich kein Fan von Fäkalhumor bin, zumal diese Sequenz auch völlig unnötig ist, denn man folgt einfach der Häufchenspur, ohne das man hier die Notwendigkeit einer Kostprobe hätte. Dieser kleine Ausrutscher ist aber zum Glück schnell vorbei und man findet sich bei den Ferengi wieder. Wie bereits erwähnt, sind die Energiepeitschen zwar eine nette Referenz an TNG, etwas fortgeschrittener hätten die Ferengi aber schon sein dürfen. Oder anders ausgedrückt: ein paar Referenzen an die neue Ferengi-Gesellschaft von Nagus Rom hätten es schon sein dürfen.
Dafür ist die ganze Mugato-Story aber durchaus eine Geschichte in bewährter Trek-Tradition. Schutz bedrohter Tierarten, die am Ende in ein Reservat eingegliedert werden. Die Lösung von Rutherford und Boimler ist passend, schlägt den Bogen zum Beginn der Folge und ist in guter Lower Decks-Manier gehalten. So gefällt einem das! Auch wenn Puristen sicher monieren, das man die Ferengi in jedem Fall hätte zur Rechenschaft ziehen sollen, immerhin haben sie ein paar Mugatos getötet. An der Stelle aber ein ganz großes Plus dafür, das man am Ende daran gedacht hat, das Mugato-Weibchen wieder mit ihrem Baby vereint zu zeigen.
Erwähnt werden sollte auch noch, das dieser Storystrang recht blutig daherkommt. Ja es ist animiert, ich wollte es an der Stelle aber trotzdem mal erwähnen. Die Idee eines quasi Indiana Jones-artigen Tierarchäologen war nämlich durchaus witzig. Und die kopulierenden Mugatos mögen für manche störend sein, mir entlockten sie immerhin ein Schmunzeln.
Insgesamt ist der Storystrang aber durchaus solide.
Captain übers Ohr gehauen
Das kann man vom Nebenhandlungsstrang dieser Folge eher nicht sagen. Denn dass Captain Freeman hier quasi betrogen wird, ist zwar witzig anzusehen, aber eigentlich auch wieder ein Rückschritt. In der ersten Staffel waren anfangs die Leute der Hauptcrew zwar auch etwas als beschränkter hingestellt worden, dies änderte sich aber. Bei Ransom recht früh, bei Freeman etwas später. Nun wirkt es so, als wären die Unterdeckler die, die es drauf haben, während die Führungsriege wieder abloost. Etwas besseres Balancing hätte an der Stelle sicher gut getan. Und ja, Fehler passieren, Sternenflottenoffiziere sollte aber dazu stehen.
Trotzdem gibt es auch hier Pluspunkte für die unkonventionelle Methode, ein Shuttle herauszugeben. Das ist natürlich irgendwo eine Voyager-Referenz, auf der anderen Seite erinnert es auch an Captains wie Calhoun (aus den New Frontier-Büchern).
Auch die Traktorstrahldiskussion ist recht witzig. Insgesamt ist dieser Strang aber eher ein „ferner liefen.“ Stellenweise ganz nett anzuschauen, aber verbesserungswürdig.
Superspion Beckett
Eine weitere Nebenhandlung, diesmal in die Geschichte um Beckett und Co. auf dem Planeten eingebettet, handelt von der These, das die Dame für den Geheimdienst arbeitet. Dazu passt natürlich auch, das man aus der ersten Staffel weiß, das sie in den letzten fünf Jahren auf einigen anderen Schiffen unterwegs war. Dieses Vorwissen ist aber nicht nötig, denn allein der Barkeeper sorgt hier für den nötigen Comedy-Faktor. Oder sollte man besser sagen er ist eine Tratschtante? Damit steht er natürlich genau entgegengesetzt zu Barkeepern wie Guinan und vermag vielleicht gerade deswegen durchaus zu gefallen. Mal sehen, ob man von ihm noch mehr sieht. Und ist die Messerszene am Tisch nicht etwa eine Referenz an Aliens?
Leider mag dieses Gerücht um Beckett nicht so ganz ziehen. Als Zuschauer ist einem nämlich schnell klar, das es nicht so sein kann. Immerhin gibt es anfangs daran geschickt gesäte Zweifel. Wie erwähnt: Mariner war schon auf einigen Schiffen, verdächtig ist das durchaus. Und sie weiß vom Lower Decks-Quartett immer noch am Meisten. Spätestens wenn sie aber Shaxs Wunde aussaugt, ist dem letzten Star Trek-Fan klar, das die Dinge halt nicht so sind, wie sie vom Team Boimler gezeichnet werden. Zugute halten muss man, dass dies für Neulinge, welche die erste Staffel nicht kennen, durchaus so aussehen kann, wie Boimler und Rutherford es darlegen.
Zum Schluss gibt es dann eine nette Charakterszene, in der die drei über ihre Freundschaft reden und am Ende vereint in der Messe sitzen. Das hat für mich gut funktioniert und die Protagonisten durchaus voran gebracht. Und die Tricorder-gegen-Kopf-Szene war dann auch wieder absolut Lower Decks-typisch.
Tendis Jagd
Bleibt die letzte Story im Bunde, die sich diesmal um Tendi dreht. Auch die funktioniert recht gut, verbindet sie doch die Lower Decks-Comedy mit Tendis leichter Verrücktheit. Okay, genau genommen sind sie alle etwas verrückt, aber egal. Wie die Orionerin durch die verschiedenen Decks jagt und die Leute, die nicht zur Untersuchung kommen wollen, abscannt, ist einfach witzig umgesetzt – und vielleicht durchaus als leichter Corona-Seitenhieb beabsichtigt.
Dass gerade T’Ana die letzte Patientin ist, war dann zwar irgendwie vorherzusehen, die Hatz durch die Jeffries-Röhren dann aber wieder recht witzig umgesetzt. Vor allem, dass Tendi bis zum Schluss nicht aufgibt, vermag zu gefallen. Am Ende ist auch sie gewachsen und betont, das sie nicht mehr die gleich wie vor einem Jahr (Season 1) ist. Gut!
Übrigens wird hier erstmal angedeutet, das T’Ana und Shaxs eine Art Beziehung führen. Im Gegensatz zu Shaxs plötzlicher (inflationär benutzter) Rückkehr von letzter Woche hat diese Szene für mich aber sehr gut funktioniert und ist eigentlich, wie man sowas in Lower Decks machen sollte. Die Unterdeckler bekommen sowas nicht mit und als es dann gezeigt wird ist es zwar überraschend, aber auch im Kontext passend und nicht überbordend herbeikonstruiert.
Fazit
Nachdem es letzte Woche etwas nach unten ging, ist Lower Decks „Back on Course“. Zwar ist auch diese Folge nicht kritikfrei und hat ein paar Fehler in der B-Note, insgesamt wird man aber, inklusive einiger netter Charakterszenen, gut unterhalten und erhält auch noch die ein oder andere Star Trek-typische Botschaft.
Bewertung [usr 4.5 max=”6″]
Episoden-Infos
Episodennummer | 14 (Staffel 2, Episode 4) |
Originaltitel | Mugato, Gumato |
Deutscher Titel | Mugato, Gumato |
Erstausstrahlung USA | Donnerstag, 2. September 2021 |
Erstausstrahlung Deutschland | Freitag, 3. September 2021 |
Drehbuch | Ben Rodgers |
Regie | Jason Zurek |
Laufzeit | 25 Minuten |
Jo, kann ich zustimmen. Es ist eben kein Fäkalhumor (wie man in vielen Reviews grade liest, scheint zum selben Topos wie “Konsequenzen von Gewalt zu zeigen finde ich doof, das ist kein Star Trek” zu entwickeln..), sondern im Gegenteil: der Einsatz wird innerhalb der Geschichte gespiegelt und kommentiert. Sein erneuter Einsatz wird sogar von den Figueren selbst als unsinnig bezeichnet. Schlau schlau.
Kann im im Grunde der Rezension zustimmen. Der Humor ist diesmal etwas eklig, aber was ich wirklich toll finde ist, wie sie das selber mit den Gestiken der Figuren (Würg-Reiz von Mariner z.B.) thematisieren und quasi damit auch zugeben. Man muss sich vor die Augen führen, dass das die 14. Folge ist bei rund 25 Minuten inkl. Vorspann. Ich verstehe die vier Hauptfiguren wesentlich besser nach 1 1/2 Staffeln als nach 3 Staffeln Discovery – und dabei soll das hier eine humoristische Cartoonserie sein. Bei den Referenzen bedient man sich nicht nur der früheren Trek-Serien, sondern baut z.B. auch Elemente… Weiterlesen »
Jo, kann ich zustimmen. Es ist eben kein Fäkalhumor (wie man in vielen Reviews grade liest, scheint zum selben Topos wie “Konsequenzen von Gewalt zu zeigen finde ich doof, das ist kein Star Trek” zu entwickeln..), sondern im Gegenteil: der Einsatz wird innerhalb der Geschichte gespiegelt und kommentiert. Sein erneuter Einsatz wird sogar von den Figueren selbst als unsinnig bezeichnet. Schlau schlau.
Kann im im Grunde der Rezension zustimmen. Der Humor ist diesmal etwas eklig, aber was ich wirklich toll finde ist, wie sie das selber mit den Gestiken der Figuren (Würg-Reiz von Mariner z.B.) thematisieren und quasi damit auch zugeben. Man muss sich vor die Augen führen, dass das die 14. Folge ist bei rund 25 Minuten inkl. Vorspann. Ich verstehe die vier Hauptfiguren wesentlich besser nach 1 1/2 Staffeln als nach 3 Staffeln Discovery – und dabei soll das hier eine humoristische Cartoonserie sein. Bei den Referenzen bedient man sich nicht nur der früheren Trek-Serien, sondern baut z.B. auch Elemente… Weiterlesen »