Die zweite Staffel von “Lower Decks” startet rasant. Eine spoilerfreie Ersteinschätzung.
Story
Während Boimler vermeintlich sein neues Leben auf der Titan genießt, steht die Cerritos Kopf. Seitdem die Familienbeziehung zwischen Mariner und Freeman kein Geheimnis mehr ist, genießt der Ensign praktisch Narrenfreiheit. Sehr zum Ärger von erstem Offizier Ransom. Tendi & Rutherfords Beziehung wird ebenfalls auf eine harte Probe gestellt, da letzterer nach den Ereignissen von “No Small Parts” all seine Erinnerungen an die gemeinsame Zeit verloren hat.
Vordergründig geht es dieses Mal um den zweiten Kontakt mit den Apergosianern, die sich zum Abschluss der Formalitäten (und dem Abflug der Cerritos) noch eine verfügbare Subraum-Kommunikationsnummer für künftige Kontakte aussuchen müssen. Selbstredend geht dabei mehr schief als sich Murphy träumen ließe.
Dialoge und Besetzung
Wegen der Covid-19-Pandemie konnten die Schauspieler nicht gemeinsam im Studio ihre Stimmen einsprechen, sondern mussten das getrennt von daheim tun. Das Ergebnis ist dennoch makellos. Das Timing der Dialoge ist gewohnt knackig und die Wortduelle sind flüssig. Keine kleine Leistung von Regie und Schnitt!
Nach den Erlebnissen der ersten Staffel wirken die Interaktionen zwischen den Figuren nun deutlich relevanter. Die Kontinuität über die Staffelgrenze ist klasse, denn das ermöglicht den Figuren ein wenig Wachstum.
Kanon und Rahmenhandlung
“Strange Energies” ist ein indirektes Sequel zu einer der bekanntesten Episoden im “Star Trek”-Kanon. Und diese Referenz wird den Zuschauern sehr, sehr explizit unter die Nase gerieben. Eigentlich schade, weil die Exposition eigentlich nur für eine ziemlich vorhersehbare Pointe bei der Auflösung der Folge taugt. Das hätte man ohne Spaßeinbußen auch anders lösen können.
Natürlich treibt “Strange Energies” das Klischee ins Extrem und liefert dabei weitere Easter Eggs im Minutentakt. Manchmal hat man das Gefühl, die Episode in jeder Einstellung stoppen zu müssen, um vor allen Dingen die visuellen Referenzen in Ruhe finden zu können.
Inszenierung
Diese Staffel traut sich “Lower Decks” bei den Weltraumszenen einen Hauch mehr 3D-Rendering-Bling. Die Detaildichte der Raumschiffmodelle ist höher und die Hüllen der Cerritos und Titan haben realistischere Oberflächen mit Spiegelungen spendiert bekommen. Auch wenn “Lower Decks” seine VFX immer noch stark stilisiert und keinen Photorealismus anstrebt, sind die Weltraumeinstellungen jetzt einen Touch näher an den Effekten aus z.B. “Voyager” und “Enterprise” und emanzipieren sich vom flachen “Futurama”-Look der ersten Staffel.
Und von der ersten bis zur letzten Minute der Episode nutzt Regisseur Jason Zurek die Möglichkeiten des Animationsmediums, um “verschwenderische” Schauwerte zu produzieren. Gut so!
Beobachtungen
- Bei Mariners “Ausbruch” gibt es neben vielen altbekannten Schiffen auch ein (romulanisches?) Schiff zu entdecken, das die Brücke zwischen klassischem Bird-of-Prey und D’Deridex-Warbird zu schlagen scheint. Das Design scheint inspiriert von der Centurion-Klasse des Videospiels “Klingon Academy”, bzw. der Snipe-Klasse aus dem Videospiel “Starfleet Command”, die wiederum auf
dem V-9 “Night Flyer” des FASA-Rollenspielhandbuchsder Snipe-Fregatte aus “Star Fleet Battles” zu basieren scheint. - Wie bei der “Next Generation” sollen die Figuren auf der Cerritos keine persönlichen Konflikte untereinander haben. Das ist auch Mariner bewusst, dennoch kann sie diese eine Andorianerin einfach nicht ausstehen.
- Der Vorspann wurde überarbeitet und zeigt nun das detailliertere Modell der aufgerüsteten Cerritos. Und die Klingonen und Pakled mischen nun in der Schlacht mit den Romulanern und Borg mit.
- Wir sehen sehr viele visuelle Referenzen aus der ersten Staffel und auch der ersten Folge wieder. Mit den Cetacean Ops übertreibt es das Drehbuch aber…
Fazit
Wer schon mit der ersten Staffel “Lower Decks” nicht warm werden konnte, wird von den kleinen kosmetischen Unterschieden zur zweiten Staffel unbeeindruckt bleiben. Das Format von “Lower Decks” ist und bleibt in dieser Form für ein großes Pop-Kultur-Franchise einzigartig. Mögen Mike McMahan die absurden Ideen nicht so schnell ausgehen!
Bewertung
Handlung der Einzelepisode | [usr 4 max=”6″] |
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs | [usr 5 max=”6″] |
Stringenz des bekannten Kanons | [usr 4 max=”6″] |
Charakterentwicklung | [usr 5 max=”6″] |
Spannung | [usr 4 max=”6″] |
Action & Effekte | [usr 5 max=”6″] |
Humor | [usr 4 max=”6″] |
Intellektueller Anspruch | [usr 3 max=”6″] |
Gesamt | [usr 4 max=”6″] |
Episoden-Infos
Episodennummer | 11 (Staffel 2, Episode 1) |
Originaltitel | Strange Energies |
Deutscher Titel | Seltsame Energien |
Erstausstrahlung USA | Donnerstag, 12. August 2021 |
Erstausstrahlung Deutschland | Freitag, 13. August 2021 |
Drehbuch | Mike McMahan |
Regie | Jason Zurek |
Laufzeit | 25 Minuten |
Mit Rücksicht auf andere Leser, die die Folge noch nicht gesehen haben, bitten wir, in den Kommentaren zu diesem Artikel auf Spoiler zu verzichten. Danke!
Update
Das romulanische Schiff in der Holosimulation ist vor dem Auftritt als “Centurion”-Kreuzer bereits als “Snipe”-Polizeischiff in “Starfleet Command” aufgetaucht. Das Design der Videospiele die Schiffe wurde in “Lower Decks” aufgegriffen. Die Inspiration für die Videospielschiffe stammt indes nicht aus dem alten FASA-Rollenspiel, sondern dem Tabletop “Star Fleet Battles”. Wir haben den Artikel entsprechend korrigiert.
Die Folgen dauern zwar nur rund 20 Minuten, aber man findest so viele Anspielungen, dass man sie gut 3x ansehen kann und immer noch Dinge entdeckt. Was mir gefällt ist, dass die Crew der Cerritos zwar nicht gerade das Können der Enterprise-Crew hat, aber dennoch versuchen alle im Rahmen ihrer Möglichkeit das Beste zu machen. Auch wenn ich die Darstellung der zukünftigen Menschen in TNG etc. (den Raufbold Kirk lasse ich mal weg) sehr mag, ist doch die zwar überdrehte Darstellung bei Lower Decks näher an der “Realität”. Es ist sicher leicht vorzustellen, dass in einem so grossen Gebilde wie… Weiterlesen »
Die Folgen dauern zwar nur rund 20 Minuten, aber man findest so viele Anspielungen, dass man sie gut 3x ansehen kann und immer noch Dinge entdeckt. Was mir gefällt ist, dass die Crew der Cerritos zwar nicht gerade das Können der Enterprise-Crew hat, aber dennoch versuchen alle im Rahmen ihrer Möglichkeit das Beste zu machen. Auch wenn ich die Darstellung der zukünftigen Menschen in TNG etc. (den Raufbold Kirk lasse ich mal weg) sehr mag, ist doch die zwar überdrehte Darstellung bei Lower Decks näher an der “Realität”. Es ist sicher leicht vorzustellen, dass in einem so grossen Gebilde wie… Weiterlesen »