Zum 20-jährigen Jubiläum von “Star Trek: Voyager” blicken wir auf das zweistündige Finale der vierten Live-Action-Serie im “Star Trek”-Universum zurück.
Story
Die Voyager ist nach 23 Jahren Heimreise zur Erde zurückgekehrt. Zehn Jahre später ist Admiral Janeway jedoch nicht nach Feiern zumute. Chakotay und Seven of Nine sind tot und Tuvok leidet an einer unheilbaren neurologischen Krankheit. Grund genug für Janeway, sich illegale Zeitreisetechnologie aus einer zwielichtigen Quelle zu besorgen und damit zu einem kritischen Moment in der Reise der Voyager zurückzukehren. Admiral Janeway rüstet das Schiff ihres jüngeren Selbst so auf, dass es sich den Weg zu einem Borg Transwarphub freikämpfen und so zur Erde zurückreisen kann. Um der Crew den sicheren Abzug zu sichern, opfert sich Admiral Janeway. Sie infiziert die Borgkönigin mit einem neurolytischen Virus, dessen Verwüstung das Kollektiv auf absehbare Zeit ins Chaos stürzen sollte.
Das Drehbuch von Kenneth Biller und Robert Doherty nach einer Geschichte von Rick Berman, Kenneth Biller und Brannon Braga ist ein funktionales und ökonomisches Ende für die sieben Jahre währende Serie. Der Plot steht dabei im Vordergrund, “Endgame” ist kein differenziertes Charakterstück, sondern trotz Zeitreise eine recht gradlinige Angelegenheit. “Voyager” verlässt sich auf die in zahlreichen Mid-Season-Zweiteilern studierte Routine, adäquate Fernsehfilme der Woche mit hohem Actiongehalt zu produzieren. Storyseitig erfordert das wenig Finesse: Voyager gut, Borg böse und Janeway weiß, wo es langgeht. “Endgame” versucht, das moralische Dilemma zwischen einem einfachen Weg nach Hause und dem Wohl anderer Zivilisationen aus dem Pilotfilm “Caretaker” zu spiegeln. Leider ist die Episode aber mehr am Spektakel interessiert als daran, dem wiederkehrenden Motiv eine neue Facette abzugewinnen. Und so ist das “Dilemma” mehr Easter Egg als eine echte erzählerische Klammer.
Dialoge und Besetzung
Neben Dwight Schultz kehren weitere Gaststars für das Finale zurück. So tritt Ethan Phillips ein letztes Mal als Neelix vor die Kamera, Gleiches gilt für Richard Herb als Admiral Paris und Manu Intiraymi als Icheb. Ein wenig irritierend ist der Auftritt von Alice Krige als Borgkönigin. Nachdem die Rolle in der Serie zuvor von Susanna Thompson gespielt wurde, tritt nun die Königin aus “Star Trek: First Contact” erstmals für “Voyager” auf. Auch wenn Krige und die Produzenten schon länger versucht hatten, sie für “Dark Frontier” und “Unimatrix Zero” an Bord zu holen, aber an Terminkonflikten scheiterten, raubt es der Besetzung der Episode eine gewisse Intimität, die Rolle nun neu zu besetzen, obgleich Krige die Königin erneut mit überragender Intensität verkörpert.
Ähnlich wie das “The Next Generation”-Finale “All Good Things” zeigt “Endgame” unsere Held:innen in einer möglichen Zukunft, die es nicht gut mit ihnen gemeint hat. Mulgrew, Wang, McNeill, Dawson und Russ dürfen unter Makeup, Latex und Perücken gealterte Versionen ihrer bekannten Rollen spielen. Auch Dwight Schultz steht der Crew aus dem Delta-Quadranten ein letztes Mal als Commander Barclay zur Seite. Picardo indes spielt den Doktor (“Joe”) ohne sichtliche Spuren des Älterwerdens (was mit Blick auf seine sterbliche Frau einige unbeantwortete Fragen aufwirft). Wahrscheinlich war es für die Mimen als Abschiedsgeschenk gedacht, zum Ende noch einmal aus den einstudierten Rollen ein wenig ausbrechen und frei aufspielen zu können.
Leider geht die Rechnung nicht für alle Figuren auf. Den größten Spaß dürfte Tim Russ gehabt haben, der Tuvok als manischen Pflegefall verkörpern darf. Im Schein von Öllampen kritzelt er vulkanische Glyphen auf Papier oder er proklamiert aus falschen Prämissen hergeleitete Deduktionen. Allerdings kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass Tuvoks Erkrankung in der letzten Episode ohne Anbahnung eingeführt wird, genau wie Picards irumodisches Syndrom in “All Good Things”. Der Zukunftsplot gibt den anderen Rollen deutlich weniger zu tun und vermag deswegen auch kaum echtes Interesse zu wecken. Zu überdeutlich sind Tuvoks Krankheit sowie Chakotays und Sevens Tod (ohne Kontext oder Erklärung) als MacGuffin für den Zeitreiseplot zu durchschauen. An dem Innenleben der Figuren zeigt das Drehbuch also wenig Interesse, und das merkt das Publikum vor allem in der ersten Hälfte.
Ein wenig besser sieht es in der zweiten Halbzeit aus, wenn die Handlung wieder durchgängig in der “Gegenwart” von 2378 spielt. Das Drehbuch versucht, das ursprüngliche Dilemma des Pilotfilms zu spiegeln: Die Voyager kann entweder das Transportnetzwerk der Borg nutzen und nach Hause zurückkehren, oder die Borg empfindlich treffen und so zahllose Zivilisationen vor der drohenden Assimilation schützen. Das Setup gibt praktisch allen Hauptfiguren kleine Szenen, um auf ihre Weise “das Wohl der Vielen über das Wohl der Wenigen” in den Vordergrund zu rücken. Auch wenn dabei kaum Zeit für Tiefgang bleibt, und unsere Held:innen vorwiegend Plattitüden von sich geben, zementiert es die optimistische Grundstimmung der Serie, wenn letztlich Harry Kim einräumt, dass die gemeinsame Reise wichtiger sei als das Ziel.
Einer besonderen Herausforderung steht Captain Janeway gegenüber. Kate Mulgrew absolviert in der zweiten Hälfte eine Doppelrolle: Die gegenwärtige Captain und künftige Admiral Janeway werden als Antagonistinnen in Stellung gebracht. Mulgrew verkauft beide Versionen glaubwürdig und mit genug subtilen Unterschieden, um sie jeweils eigenständig glaubhaft erscheinen zu lassen. Das würde für eine angemessene Dekonstruktion der Hybris taugen, mit der Admiral Janeway die Zeitlinie zu ihren Gunsten manipulieren möchte. Nur hat das Drehbuch leider andere Absichten. Letztlich wird Captain Janeway den Einsatz erhöhen und Admiral Janeway erlauben, den Plan um eine weitere skrupellose Komponente zu verschärfen: potentiellen Völkermord an den Borg.
So steht diese letzte große Entscheidung von Captain Janeway in einer Linie mit ihrer zynischen Allianz mit dem Kollektiv gegen Spezies 8472 aus “Scorpion”. Es ist auffällig, dass “Voyager” durch ihre Kapitänin viel mehr als andere “Star Trek”-Serien eine recht utilitaristische Weltanschauung zu vertreten scheint. Dabei musste selbst Spock einst einsehen, dass das Wohl der Vielen eben nicht zwingend das Wohl der Wenigen auf- oder überwiegt. Janeway scheint der Gedanke hingegen fremd zu sein, dass solch weitreichende Entscheidungen auf deontologischen Prinzipien (wie der obersten Direktive) fußen sollten, und selbst Borgdrohnen als moralische Subjekte mit unveräußerlichen Rechten in Betracht kommen. Während sich Guinan, LaForge und Picard in “I, Borg” eine volle Episode durch verschiedene Erkenntnisstadien zur selben Fragestellung abmühen, ist die Problematik “Endgame” keine Dialogzeile wert.
Kanon und Rahmenhandlung
Die Episode knüpft recht nahtlos an die jüngsten Entwicklungen aus der siebten Staffel an und greift “Voyagers” Kontinuität stärker auf als die meisten anderen Folgen. So erwarten Torres und Paris ihr Baby, Neelix plant seine Zukunft in der Talaxianer-Kolonie, und Seven und Chakotay vertiefen ihre romantische Beziehung. Mit zahlreichen One-Linern wimmelt die Folge außerdem vor (folgenlosen) Referenzen zu weiteren Episoden. Diese Easter Eggs beinhalten u.a. Spezies 8472s Fähigkeit zum Gestaltwandeln, Sevens ersetzter Kortikalknoten, Captain Proton, die Autorenschaft des Doktors und Unimatrix Zero.
Darüber hinaus gestattet uns die Folge erneut einen Blick auf die mögliche Zukunft der 2400er-Jahrhundertwende. “Endgame” bewahrt bereist etablierte Elemente aus “All Good Things” (“The Next Generation”) und “The Visitor” (“Deep Space Nine”), die bereits den Sprung in diese Zeit gewagt hatten. So sehen wir die für diese Zeit vertrauten Uniformen und Kommunikatoren wieder. “Picard” wird knapp 20 Jahre später das Kommunikatordesign mit geringen Veränderungen wieder aufgreifen, die Uniformen jedoch nicht.
Wie für Zeitreisegeschichten üblich, wirft “Endgame” eine Reihe unbequemer und schwer zu rationalisierende Fragen auf. Einerseits hebelt die Folge in einem Nebensatz die bereits in “Relativity” eingeführte Temporale erste Direktive aus (und ignoriert deren Durchsetzung durch Agenten aus dem 29. Jahrhundert). Andererseits wäre zu diskutieren, warum Admiral Janeway die Voyager erst nach einer siebenjähigen Odyssee zurückholt, statt die Entführung in den Deltaquadranten ganz zu verhindern. Die geneigte Zuschauerin mag spekulieren, dass Janeway einerseits Seven von den Borg befreit und andererseits Neelix wieder bei seinem Volk wissen wollte, aber dafür nimmt sie dann billigend den Tod Dutzender anderer Crewmitglieder in Kauf (alleine 13 sterben in der Pilotfolge “Caretaker”, 39 über die komplette Serie). Eine akzeptable Antwort bleibt das Finale schuldig. Die Autoren wollten wahrscheinlich aus Respekt vor den Zuschauer:innen nicht sieben Jahre Kontinuität (und damit viel emotionales Investment) resetten.
Zuletzt belastet “Endgame” noch die Kontinuität künftiger Abenteuer im 24. Jahrhundert mit der ein oder anderen Hypothek. Nicht nur zieht das Finale den Borg als unaufhaltbaren kybernetischen Körperfressen den letzten Zahn, auch katapultiert Admiral Janeway die Föderation über Nacht verteidigungstechnologisch 26 Jahre in die Zukunft. Da ist es kein Wunder, dass “Nemesis”, “Picard” und “Lower Decks” diese Gaben ignorieren. Unverwundbare Sternenflottenschiffe taugen nicht für gute Unterhaltung.
Inszenierung
Im Regiestuhl des Finales sitzt “Voyager”-Veteran Allan Kroeker. “Endgame” ist seine 13. Inszenierung für die Serie und die 26. “Star Trek”-Folge unter seiner Anleitung. Wie für die “Trek”-Serien der Berman-Jahre üblich, ist die persönliche Handschrift des Regisseurs kaum hinter der konservativen Inszenierung zu erkennen. Im Vergleich zu zeitgenössischen Episoden ist das Tempo der Episode sehr moderat und die Kameraarbeit unaufgeregt. “Endgame” ist zudem die letzte “Trek”-Episode, die im alten 4:3-Format abgedreht wurde. So bedient sie sicherlich nicht mehr alle modernen Sehgewohnheiten, versetzt den Zuschauer aber zurück in eine Zeit, in der Fernsehdramen nicht mit schnellen Schnitten und taumelnden Kamerafahrten selbst in intimen Dialogzenen mit TikTok und YouTube um die flüchtige Aufmerksamkeit der Zuschauer buhlten.
Ein Highlight von Kroekers Regierarbeit ist eine nahezu perfekte Integration von Mulgrews zwei Janeways. Motion-Control-Technik erlaubt ihm flüssige Kameraschwenks in Einstellungen, die beide Versionen gleichzeitig zeigen. Die Technik wird so subtil und stimmig zur restlichen Inszenierung eingesetzt, dass man leicht vergessen kann, dass es nur eine Kate Mulgrew am Set gab.
Auch die anderen visuellen Effekte sind makellos, wenn auch teilweise uninspiriert. Admiral Janeways Schlagabtausch mit einem klingonischen Halunken ist eine visuell recht dröge Angelegenheit. Der Kampf der Voyager gegen die Borg in einem Weltraumnebel ist zwar farbenfroher und spektakulär, aber die nach einem Treffer zerplatzenden Borgwürfel rauben den Sequenzen jede Spannung. Herausragend ist zweifellos der Transwarphub der Borg. Bei der Konstruktion des komplexen, an Fraktale erinnernden Wabennetzwerks hat sich Foundation Imaging selbst übertroffen. Auch 20 Jahre später ist das Weltraumkonstrukt ein Hingucker.
Während die Kamerafahrten und Effekte für manche:n gestresste:n “Discovery”-Zuschauer:in eine erholsame Ruhepause darstellen, könnte das Erzähltempo tatsächlich besser sein, wäre “Endgame” nicht für die Verwendung in Wiederholungen zur Aufteilung in zwei Einzelepisoden strukturiert. Admiral Janeway erreicht die Voyager so erst nach einer Dreiviertelstunde. Für zwei Einzelepisoden ist das ein brauchbarer Cliffhanger, in der Zusammenschau beider Teile aber mindestens 20 Minuten zu spät. So wird die Geschichte im 25. Jahrhundert mit unnötigen Versatzstücken aufgebläht (Janeway muss die Zeitreisetechnologie einem unehrenhaften Klingonen stehlen) und in der zweiten Hälfte auf das Nötigste komprimiert. Insbesondere der Ankunft im Sol-System hätten ein paar Minuten Zeit zum Atmen sicher gut getan. Wäre “Endgame” ein Kinofilm, hätte Kroeker die Zeitebenen sicherlich anders gewichtet.
Die 20 Jahre danach
Nach “Voyager” war absehbar, dass sich die “TNG”-Formel leergelaufen hatte. Wäre “Voyager” nicht das Flaggschiff des UPN gewesen, hätte die Serie mit ihren durchwachsenen Quoten keine sieben Jahre überlebt. Das Ende der Berman-Ära warf seine Schatten voraus, bis es nach “Nemesis” und “Enterprise” vier Jahre später auch letztlich eintrat.
Historisch betrachtet war 2001 mit den Anschlägen vom 11. September und dem seither andauernden Krieg zum Erhalt des sozial-, markt- und weltpolitischen Status Quo eine historische Zäsur, was “Voyager” zu einem seltsamen kulturellen Artefakt macht. Es ist die letzte “Star Trek”-Serie, die unbefangen von den Eindrücken der einstürzenden Twin Towers die Fackel der vermeintlich unverwüstlichen Roddenberry-Utopie vor sich hertragen konnte. Selbstverständlich hatte Roddenberrys Vision schon da gelitten, aber noch konnte man wohlwollend über einzelne zynische Fehltritte des Franchises hinwegsehen. Schließlich bestand Rick Berman darauf, die Grundzüge von Roddenberrys Vision wie ein Treuhänder zu schützen. Dass er dabei letztlich erfolgreicher und konsequenter war als seine Nachfolger es sein würden, mochten sich seine Kritiker damals nicht vorstellen (diesen Rezensenten eingeschlossen).
Ironischerweise erwies sich Bermans sklavisches Befolgen der “TNG”-Formel als fundamentales Problem für gerade diese Serie mit ihrer eigentlich so radikalen Prämisse. In Windeseile entschärften die Spielregeln von Roddenberrys 24. Jahrhundert die Extremsituation, in der sich die Voyager nach dem Pilotfilm wiederfand. Aus zwei verfeindeten Crews wurde ein harmonisches Abziehbild der “Next Generation”, aus 38 unersetzlichen Photonentorpedos wurden beliebig viele (von Shuttles ganz zu schweigen), aus unendlichen Möglichkeiten für fremde Kulturen wurden Pseudo-Klingonen, Pseudo-Ferengi und Pseudo-Betazoide. Das führte die komplette Prämisse der Serie binnen weniger Episoden ad absurdum. Nur in Folgen mit eingebautem Reset-Button traute sich “Voyager”, an seinem dramaturgischen Potential zu kratzen. Als Ronald D. Moore nach dem Ende von “Deep Space Nine” als Autor zu “Voyager” stieß, und versuchte, das verborgene Gold in der ursprünglichen Ausgangslage der Serie zu heben, stieß er auf Widerstand, bis er das Handtuch warf.
Der Rest ist Geschichte. Sein zynischer, postmoderner, naturalistischer Reboot von “Battlestar Galactica” revolutionierte 2003 das Science-Fiction-Genre und darf als ein Wegbereiter für “peak TV” betrachtet werden; einer der Vorläufer der Prestige-Dramen wie “Game of Thrones”, “Breaking Bad” oder “House of Cards”. Aus einer fast identischen Prämisse strickte Moore ein komplexes, vielschichtiges Drama mit langen, kontinuierlichen Handlungsbögen und beängstigend plastischen Charakteren. Indes schien “Voyager” vorwiegend daran gelegen, Geschichten nachzuerzählen, die aus “The Next Generation” seltsam vertraut anmuteten.
Es folgten mit “Enterprise” und “Nemesis” eine Mitten in ihrem Lauf abgesetzte Prequel-Serie und ein Kinoflop mit der TNG-Crew. Berman musste seinen Platz als Produzent räumen, das Studio schickte die Enterprise ins Trockendock (und verscherbelte sie später bei Christie’s). Den Viacomkonzern zerlegte es in getrennte Unternehmen, wodurch die “Star Trek”-Lizenz gesplittet wurde.
“Star Trek” im Fernsehen musste eine Zwangspause einlegen. Ein Reboot im Kino liegt nach drei Blockbuster-Filmen im Wachkoma. Erst vor wenigen Jahren wurde die TV-Lizenz aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt – mit kontroverser Resonanz. Erst vergangenes Jahr fanden die Einzelteile von “Star Trek” wieder unter dem Dach von ViacomCBS zusammen. Das Ende von “Voyager” war eine Zäsur, und die Zukunft des Franchise steht buchstäblich in den Sternen. Inzwischen ist klar, dass Kate Mulgrew 20 Jahre später wieder als Janeway zurückkehren wird: in der Kinder-Animationsserie “Star Trek: Prodigy”.
Beobachtungen
- Dass Captain Kim Admiral Janeway gegen die klingonischen Negh’Vars verteidigt, erinnert frappierend an Admiral Rikers Last-Minute-Eingreifen in “All Good Things…”, das Picard vor dem selben Typ Klingonenschiff rettet. Die Folgen markieren auch das letzte bzw. erste Auftauchen der Negh’Var-Klasse in einer “Star Trek”-Episode.
- “Endgame” ist das letzte Mal, dass “Star Trek” im Seitenverhältnis 4:3 gedreht wurde.
- Alice Krige verkörpert zum ersten und letzten Mal die Borgkönigin in “Voyager”, die beiden vorherigen Auftritte hatte Susanna Thompson absolviert.
- Das PC-Spiel “Elite Force 2” greift die letzten Minuten das Finales auf. Demnach befreit das Hazard Team die Voyager aus der Borg-Sphäre im Transwarpkanal.
- Der Transwarpkanal hat eine bläuliche Färbung. Zuvor hatte “Voyager” die Transportwege der Borg als Wirbel aus grünen Turbulenzen gezeigt.
- Unter den Schiffen, die die Voyager im Alpha-Quadranten empfangen, ist auch ein Schiff der Prometheus-Klasse. Das Modell war sonst nur in der “Voyager”-Episode “Message in a Bottle” zu sehen.
- Die Idee, die Borg mit einem Virus unschädlich zu machen, ist nicht neu. Picards Crew diskutiert eine ähnliche Taktik in “I, Borg”. Außerdem wurde Icheb von seinen Eltern genetisch modifiziert, um bei seiner Assimilation einen ähnlich destruktiven Effekt auf die Borg auszuüben.
- Apropos Icheb: “Endgame” ist Manu Intiraymis letzter Auftritt in der Rolle. Während Jeri Ryan für “Picard” als Seven of Nine zurückkehrt, wurde Icheb für die Todesszene in “Stardust City Rag” neu besetzt.
- “Endgame” ist nicht die erste Episode mit zwei Kathrin Janeways. Diese Ehre wird “Deadlock” aus der zweiten Staffel zu Teil. Das erste Mal, dass wir einen gedoppelten Sternenflottencaptain sehen, reicht noch weiter zurück. Bereits in der ersten Staffel der Originalserie bekommt es Captain Kirk in “The Enemy Within” nach einem Transporterunfall mit sich selbst zu tun.
- Auch ist es nicht der erste Bildschirmtod von Kathryn Janeway. Inklusive “Endgame” sterben im Verlauf von “Voyager” neun Versionen der Figur.
- Torres verpasst Paris in dieser Episode ohne Vorwarnung den unschmeichelhaften Spitznamen “Flyboy”, den sie auch in jeder Szene unterbringt.
- Kim wird insbesondere in der ersten Hälfte wiederholt und demonstrativ als Junioroffizier abgefertigt. Das soll wohl den Kontrast zu seinem künftigen Selbst erhöhen, wirkt aber unnötig grausam gegenüber der Figur und Garrett Wang.
- Die Zeitreiselogik der Episode ist haarsträubend. Nach der Rückkehr der Voyager in 2378 müsste die Version von Admiral Janeway, die in der Zeit zurückgereist ist, aufhören zu existieren. Die Episode ist (unwissentlich oder unwillentlich) ein klassisches Großvaterparadox: Es kann kein in sich schlüssiges Universum geben, in dem Janeway sowohl bereits 2378 in den Alphaquadranten zurückkehrt als auch ihr älteres Selbst trifft, das erst 16 Jahre später die Heimreise gelungen ist.
- Admiral Janeways Vorgehen in “Endgame” spiegelt recht deutlich Captain Annorax’ Vorhaben in “Year of Hell”. Diesmal sollen wir als Zuschauer aber mit der Seite fiebern, die die Zeitlinie manipuliert. Das war schon einmal der Fall: in “Timeless”, der 100. Episode der Serie, in der Chakotay und Kim die Voyager vor der Zerstörung bewahren.
Fazit
“Endgame” ist ein solider Abschluss für die letzte Serie der “TNG”-Ära. “Endgame” setzt dabei mehr auf Schauwerte und die Wiederholung altbekannter Versatzstücke als auf einen befriedigenden Abschluss der Charakterentwicklung. Dafür sind auch moralisch fragwürdige Mittel recht, Hauptsache, Janeway kann ein letztes Mal den Borg zeigen, wo der Hammer hängt. Da ist es auch kein Wunder, dass nachfolgende “Trek”-Produktionen weitreichende Konsequenzen dieses Zweiteilers in ihrer Kontinuität ignorieren. (Die Romulaner hätten sich z.B. sicherlich über eine Warnung bzgl. der bevorstehenden Supernova gefreut, oder Picards Enterprise über Ablative Panzerung und Transphasentorpedos vor der Konfrontation mit Shinzon.)
Trotz aufwändiger Spezialeffekte und einem beachtenswerten Aufgebot an Gaststars, allen voran Alice Krige, kommt nie echte Spannung auf. Zeitreiseplot und Technologieimport aus dem 25. Jahrhundert degradieren die Borg endgültig zu Schießbudenfiguren. Ein zweifelhafter Verdienst, der mit Blick auf die letzten vier Staffeln “Voyager” aber auch ein konsequenter Schlusspunkt ist.
Es bleibt ein ordentlicher Fernsehfilm der Woche, der mit überdurchschnittlichen bis spektakulären Effekten auch nach 20 Jahren noch für Kurzweil sorgen kann. Als dramaturgisches Ende nach 168 Episoden mit Janeways Crew wirkt “Endgame” damals wie heute jedoch etwas abrupt.
Unabhängig von der Einzelbeurteilung wird “Endgame” als Schlusspunkt von 14 Jahren kontinuierlicher Abenteuer aus dem 24. Jahrhundert immer eine besondere Stellung im Kanon und der Fanbiografie aller Trekkies aus den 80ern und 90ern einnehmen.
Bewertung
Handlung der Einzelepisode | [usr 3 max=”6″] |
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs | [usr 5 max=”6″] |
Stringenz des bekannten Kanons | [usr 3 max=”6″] |
Charakterentwicklung | [usr 3 max=”6″] |
Spannung | [usr 3 max=”6″] |
Action & Effekte | [usr 5 max=”6″] |
Humor | [usr 2 max=”6″] |
Intellektueller Anspruch | [usr 2 max=”6″] |
Gesamt | [usr 3,5 max=”6″] |
Episoden-Infos
Episodennummer | 168 (Staffel 7, Episode 25) |
Originaltitel | Endgame |
Deutscher Titel | Endspiel |
Erstausstrahlung USA | Mittwoch, 23. Mai 2001 |
Erstausstrahlung Deutschland | Freitag, 15. Februar 2002 |
Drehbuch | Kenneth Biller & Robert Doherty |
Regie | Allan Kroeker |
Laufzeit | 86 Minuten |
Danke für den Kommentar. Interessant, sich mal wieder mit VOY zu beschäftigen! Es wurden ja die Serie und die letzten zwei Folgen beleuchtet. Wie war VOY? Zuerst mal zäh im Einstieg. Wie üblich, hat es etwas gedauert, bis das übliche „Star Trek“ Feeling aufkam. Aber wie angesprochen, eben im TOS/ TNG Stil, teilweise vor sich hin plätschernd und „Ausgelutscht“?? Aber mehr dazu in der nächsten Rezension. Die Abschlussfolgen haben mir grundsätzlich gefallen, weil Zeitreise. Da bin ich ein Fan von. Die Darstellung der Crew in der Zukunft teilweise uninspiriert und eher platt vorhersehbar. Aber es ist immer guter Fan-Service darauf… Weiterlesen »