Wird die erneut schwächelnde Star Trek-Filmreihe in nächster Zeit überhaupt fortgesetzt? Und welches Drehbuch-Konzept hat die größten Erfolgsaussichten? Diese und viele andere Fragen bezüglich der Kinofilmreihe geisterten in den vergangenen fünf Jahren nicht nur durch das Internet, sondern vor allem auch durch die Chefetage von Paramount Pictures. Nachdem es für einige Zeit danach aussah, als könnten die Projekte von Quentin Tarantino oder Noah Hawley den Zuschlag erhalten, hat Paramount nun scheinbar erneut die Reset-Taste gedrückt.
Vor rund fünf Jahren kam mit “Beyond” (2016) der letzte Star Trek-Film in die Kinos. Damit befinden wir uns derzeit in der zweitlängsten Kinofilm-Pause seit dem Start der Kinofilmreihe im Jahr 1979. Nur zwischen “Star Trek: Nemesis” (2002) und “Star Trek” (2009) pausierte die Filmreihe noch länger. Seither gab es immer wieder verschiedene Ideen, wie die 2009 revitalisierte Kinofilmreihe fortgesetzt beziehungsweise rebootet werden könnte.
Star Trek 4
Die ursprünglichste Idee entstand noch vor der Veröffentlichung von “Star Trek Beyond” im Jahr 2016 und sah vor, die Kelvin-Timeline mit “Star Trek 4” fortzusetzen und Chris Pines Kirk und dessen Crew auf eine weitere Mission zu entsenden. Dieses Mal sollte es zu einem spektakulären Treffen zwischen James T. Kirk und seinem – eigentlich verstorbenen – Vater George Kirk kommen. Für diesen angedachten Blockbuster sollten die mittlerweile zu Stars gewordenen Chris Pine (40) und Chris Hemsworth (37) gemeinsam vor der Kamera stehen. Doch bei Paramount hatte man sich scheinbar massiv verkalkuliert, was den Marktwert der beiden Schauspieler betrifft. Nachverhandlungen bezüglich der Gagen der beiden angedachten Hauptdarsteller scheiterten dem Vernehmen nach und auch Hemsworth gab vor zwei Jahren zu Protokoll, dass ihn das Drehbuch nicht wirklich überzeugt habe. Die Fortsetzung der TOS-Reboot-Filme lag somit auf Eis.
Tarantino-Trek
Seit 2017 gab es ferner das Gerücht, dass der nächste Star Trek-Film unter der Aufsicht von Erfolgsregisseur Quentin Tarantino produziert werden könnte. Tarantino bestätigte wiederholt sein Interesse an einem solchen Projekt und auch einen entsprechenden Drehbuchentwurf schien es bereits zu geben. Mit der Zeit (beziehungsweise wohl aufgrund einer schier unendlichen Hängepartie in der Chefetage von Paramount) schwand allerdings Tarantinos Interesse an seinem Star Trek-Projekt. Auch wenn der “Tarantino-Trek” seither nie endgültig vom Tisch gewesen ist, erscheint eine Umsetzung des Projekts derzeit kaum realistisch.
Weiterer Neustart
Ende 2019 wurde schließlich bekannt, dass Paramount auch Noah Hawley damit beauftragt hat, ein weiteres Pitch Paper für einen neuen Star Trek-Film zu entwerfen. Hawleys Konzept sah einen neuerlichen Kurswechsel der Filmreihe vor, der scheinbar das Ende der 2009 begonnenen Reboot-Reihe bedeutet hätte. Dies wiederum soll allerdings der neuen Präsidentin der Motion Picture Group von Paramount, Emma Watts, missfallen haben. Auch die Story, in der es Gerüchten zufolge um eine galaktische Pandemie gehen sollte, habe angesichts der realen Corona-Pandemie bei Paramount eher schlechte Karten gehabt. Im vergangenen August kam schließlich die Meldung, dass Hawleys Projekt zunächst einmal auf Eis gelegt worden sei – und das, obwohl die Pre-Production dem Vernehmen nach schon sehr weit fortgeschritten gewesen sein soll.
Kalinda Vazquez erhält den Zuschlag
Seit gestern verdichten sich die Anzeichen, dass der nächste Star Trek-Film nun doch wieder konkrete Formen annimmt. Einem Bericht von Deadline zufolge wurde Kalinda Vazquez damit beauftragt, das Drehbuch für das nächste Filmabenteuer aus dem Star Trek-Universum zu verfassen. Vazquez hat bereits zwei eigene Story-Credits für “Star Trek” vorzuweisen. Sie schrieb das Drehbuch für “Terra Firma, Teil 2” aus der dritten Staffel von “Discovery” und die “Short Treks”-Episode “Ask Not”. Zudem fungierte sie in sechs Episoden der dritten “Discovery”-Staffel als Consulting Producer. Vazquez schrieb ferner Drehbücher für die Serien “Prison Break” (2007-2009), “Human Target” (2010), “Nikita” (2010-2012), “Once Upon a Time” (2012-2015), “Marvel’s Runaways” (2017-2018) und “Fear the Walking Dead” (2018). Des Weiteren ist sie an der bereits angekündigten Science-Fiction/Fantasy-Serie “Roadmarks” als Executive Producer beteiligt. In über 40 Jahren “Star Trek”-Filme wird Vasquez die erste weibliche Drehbuchautorin sein.
Weiterhin wurde bekannt, dass J.J. Abrams’ Produktionsfirma Bad Robot Productions einmal mehr für die Produktion des nächsten Kinofilms verantwortlich sein soll.
Was ist nun zu erwarten?
Angesichts des Nachrichten-Wirrwarrs in den vergangenen fünf Jahren ist es kein leichtes Unterfangen, in Bezug auf “Star Trek XIV” eine fundierte Prognose abzugeben. Wir wollen es an dieser Stelle jedoch versuchen.
Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob der nächste “Star Trek”-Film überhaupt wieder ein Film für die Kinos werden wird, oder ob Paramount angesichts der Entwicklung auf dem Streamingmarkt und dem Strukturwandel der Filmbranche, der mit der Corona-Pandemie einhergeht, nicht vielleicht sogar einen Film produzieren möchte, der für eine Video-on-Demand-Veröffentlichung vorgesehen ist.
Option 1: “Star Trek 4”
Die Tatsache, dass die Motion Picture Group von Paramount Hawleys Neustart-Projekt nun doch vollständig gecancelt hat, lässt vermuten, dass man dort wohl doch eher dazu tendiert, die Reboot-Reihe von 2009, 2013 und 2016 fortzusetzen. Auch die neuerliche Beteiligung von Bad Robot Productions spricht dafür.
Der Reboot-Cast ist noch jung genug und zudem aufgrund der ersten drei Teile beim Publikum bereits etabliert. Zudem hat Chris Pine mittlerweile einen Bekanntheitsstatus erreicht, der auch neue Zuschauer anzulocken vermag. Gleichwohl wiegt natürlich schwer, dass mit dem 2016 verstorbenen Chekov-Darsteller Anton Yelchin ein wichtiges Mitglied der Besetzung nicht mehr mitwirken kann. Eine andere Problematik betrifft gewiss die Gagenvorstellungen der Schauspieler, die in den letzten Jahren – zumindest im Fall von Chris Pine – deutlich gestiegen sein dürften. Ein weiterer Star Trek-Film dürfte wahrscheinlich auch auf einen prominenten Antagonisten für Chris Pine angewiesen sein, was das Budget des Films noch ein weiteres Mal enorm anheben würde.
Zu guter Letzt stellt sich die Frage, ob es die Marketing-Abteilung von ViacomCBS tatsächlich für eine gute Idee hält, mit Zachary Quinto (43) und Ethan Peck (35) zwei “konkurrierende” Spock-Darsteller zu etablieren, die zeitgleich auf einer Enterprise durch die Weiten des Alls reisen. Denn in “Strange New Worlds” bricht im kommenden Jahr auf Paramount+ einmal mehr die USS Enterprise NCC-1701 zu einer Fünf-Jahres-Mission auf. Macht ein weiterer Film mit der Enterprise um Captain Kirk dann wirklich Sinn?
Wahrscheinlichkeit: [usr 4.5]
Option 2: “Section 31”
In den vergangenen Monaten ist es überraschenderweise still geworden um die schon vor längerer Zeit angekündigte Spin-off-Serie “Star Trek: Section 31”. In der Vielzahl aktuell produzierter Star Trek-Serien – “Discovery”, “Picard”, “Strange New Worlds”, “Prodigy” und “Lower Decks” – führt “Section 31” momentan nur ein Schattendasein. Nichtsdestotrotz scheint es eine ausgemachte Sache zu sein, dass Michelle Yeoh in absehbarer Zukunft als Philippa Georgiou zurückkehren wird.
Führt man sich nun vor Augen, dass Kalinda Vazquez das Drehbuch für “Terra Firma, Part 2” verfasst hat, dann liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, dass der nächste Star Trek-Kinofilm ein “Section 31”-Format mit Michelle Yeoh werden könnte. Dafür spricht, dass Yeoh große Spielfilmerfahrung hat, u.a. als Agentin in “James Bond 007: Tomorrow Never Dies” (1997). Zweitens würde ein Science-Fiction-Agentenfilm, der im Star Trek-Universum spielt, dem derzeit sehr gefragten (und wohl auch von Paramount präferierten?) Format des “Popcorn-Kinos” wohl am ehesten entsprechen. Vazquez scheint für ein solches Drehbuch – auch aufgrund ihrer bisherigen Arbeiten – prädestiniert zu sein.
Wahrscheinlichkeit: [usr 2.5]
Option 3: “Discovery”
In den vergangenen Monaten gab es auch immer wieder Gerüchte, ViacomCBS könnte womöglich ernsthaft über einen “Discovery”-Film nachdenken. Für diese These spricht, dass Vazquez als Autorin und Story Consultant mit den Charakteren und dem erzählerischen Setting der Serie hervorragend vertraut ist. Des Weiteren spricht für einen “Discovery”-Film die Tatsache, dass ein solcher Film sehr wahrscheinlich deutlicher kostengünstiger produziert werden könnte als beispielsweise ein weiterer Reboot-Film.
Wir erinnern uns: In “Beyond” wurde die USS Enterprise NCC-1701 vollkommen zerstört und schlussendlich durch die Enterprise-A ersetzt. Für “Star Trek 4” müssten somit alle Enterprise-Sets neu gebaut werden – zusätzlich zu etwaigen Außenkulissen. Im Falle eines “Discovery”-Films könnte man hingegen auf zahlreiche, bereits bestehende Sets, Props und Kostüme zurückgreifen, sodass die dadurch freiwerdenden Budget-Segmente anderweitige Verwendung finden könnten, etwa für prominente Gaststars, Spezialeffekte oder Außendrehorte.
Und auch hier gilt wie im Falle einer möglichen Reboot-Fortsetzung: Der Cast von “Discovery” ist bei den potentiellen Zuschauern etabliert. Die Gagen dürften sich allerdings in einem für Paramount erträglichen Rahmen bewegen.
Wahrscheinlichkeit: [usr 3.5]
Option 4: “Captain’s Meet”
Seit geraumer Zeit mehren sich im Netz die Gerüchte, dass neben Patrick Stewart (Jean-Luc Picard in “Star Trek: Picard”) und Kate Mulgrew (Kathryn Janeway in “Star Trek: Prodigy”) auch Avery Brooks (Captain Benjamin Sisko in “Deep Space Nine”) und Scott Bakula (Captain Jonathan Archer in “Star Trek: Enterprise”) zu “Star Trek” zurückkehren könnten. Die Spekulationen beziehen sich in Bezug auf Brooks auf eine Fortsetzung von “Deep Space Nine” und im Falle von Bakula auf eine mögliche Mitwirkung in der Pilotepisode von “Strange New Worlds”. Zugleich wird gemutmaßt, dass ViacomCBS ein Filmprojekt anstreben könnte, das die großen Captains des “Star Trek”-Franchise in einem großen Abenteuer vereint. Sogar eine Mitwirkung von Original-Kirk William Shatner (wird diesen Monat 90 Jahre alt!) stünde angeblich im Raum.
Ein solches Filmprojekt wirkt auf den ersten Blick eher unwahrscheinlich. Zunächst einmal lässt sich bezweifeln, dass Paramount viel Geld für einen Film in die Hand nehmen wird, der vor allem als “Fanservice” zu kategorisieren wäre. Das ganz junge Publikum, also die nach der Jahrtausendwende geborene Generation, wird man mit einem Film, dessen Protagonisten zwischen 65 und 90 Jahren alt sind, gewiss nicht begeistern können. Zudem ist es vor allem um Avery Brooks in den letzten Jahren sehr still geworden. Und Patrick Stewart wird in den kommenden Monaten aller Voraussicht nach schon für zwei weitere Staffeln von “Star Trek: Picard” vor der Kamera stehen. Abgesehen von möglichen Terminproblemen ist Stewart mit fast 81 Jahren eine solche Arbeitsbelastung wohl kaum zuzumuten.
Gleichwohl hätte ein “Captain’s Meet” marketingtechnisch durchaus gewisse Vorzüge. Das Medieninteresse wäre mit Sicherheit sehr groß und auch viele langjährige Fans dürften Feuer und Flamme dafür sein. Für einen solchen Film wäre Kalinda Vazquez allerdings eher nicht die logische Wahl als Drehbuchautorin.
Wahrscheinlichkeit: [usr 1]
Option 5: Neustart
Als letzte Option bleibt weiterhin der Ansatz, die Filmreihe komplett neu zu starten und im nächsten Filmabenteuer auf einen vollkommen neuen Cast, neue Charaktere und ein bisher unbespieltes Setting zu setzen. Das wäre auch Noah Hawleys Ansatz gewesen und es ist nicht ausgeschlossen, dass man auch Kalinda Vazquez eine solche Prämisse mitgegeben hat. Schon vor Jahrzehnten gab es die Idee, einen “Starfleet Academy”-Film zu verwirklichen. Vielleicht wäre dies ein Ansatz, den Vasquez verfolgen könnte.
Wahrscheinlichkeit: [usr 3.5]
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