Die zweite Season von “The Mandalorian” ist schon wieder vorbei. Wir sehen uns in dieser Review das Staffelfinale an – aber Achtung: Mega-Spoiler!
Was für ein Finale!
Diese Review beginnt anders als sonst. Anders, da das Fazit diesmal gleich zu Beginn steht statt am Schluss. Die Folge macht einfach auf vielen Ebenen so viel richtig und präsentiert vor allem eine Kanon-Verbindung derart gut, dass sich andere Serien davon ein Scheibchen abschneiden könnten (ja, ich meine dich, “Discovery”!). Damit bekommt diese Folge zurecht die Höchstwertung verpasst und kann nur jedem Fan wärmstens ans Herz gelegt werden. Hinzu kommen einige Überraschungen. Also begleitet uns nun auf unserer Reise zum Finale…
Disney+ auf der Überholspur
In der letzten Review hatte ich noch erwähnt, dass goldene Zeiten für “Star Wars”-Fans anbrechen. Das muss ich an dieser Stelle revidieren: Die Zeiten werden nämlich noch besser. Es sind nicht nur goldene, sondern schon fast Platin-Zeiten!
Auch an dieser Stelle greifen wir vor und springen zu einer Szene nach dem Abspann, in der Bib Fortuna in Jabbas Palast sitzt. Der Gute ist dabei fett geworden und auch sein Kopftentakel ist ziemlich eindeutig Pappmaché – nach der gelungenen Folge war das eine kleine Enttäuschung. Okay, es ist ein anderer Schauspieler, aber das hatte man schon besser gesehen.
Aber darum geht es auch gar nicht, denn die Schlussszene kündigt für nächstes Jahr im September eine Boba Fett-Serie an! Gerüchte gab es seit Jahren, Fans haben darauf gewartet und nun kommt sie wirklich. Damit stehen jetzt ganze 10 (!) – in Worten ZEHN – neue Star Wars Serien und mindestens zwei Kinofilme ab 2023 an! Hatte ich noch gefragt, ob wir jede Woche eine andere “Star Wars”-Folge sehen könnten, muss ich auch das revidieren. Das wird so kommen (gleiches hatte ja Kurtzman auch schon für “Star Trek” angekündigt). Und da die meisten Serien auch von den kreativen Masterminds Jon Favreau und Dave Filoni, den “Erben” von George Lucas’ Vermächtnis, umgesetzt werden, kann man da wohl genauso etwas erwarten wie bei “Mandalorian”.
Dachte ich dieses Jahr noch, Greg Berlanti wäre der am meisten beschäftigte Mann Hollywoods, so muss ich auch das revidieren. Ihr wisst schon, Berlanti macht die “DC”-Serien, die auch wie Unkraut aus dem Boden sprießen (und ja, auch ganz gut sind). Aber Filoni und Favreau könnten das noch toppen. Seit Favreaus Einstieg beim “MCU” ist er kontinuierlich bei Disney aufgestiegen (wenn man es so bezeichnen will) – und das Team-up zahlt sich mehr als aus. Was Kevin Feige hier beigetragen hat (er wurde ja nach “Endgame” zu “Star Wars” herangezogen, um die strauchelnde Marke nach den desaströsen letzten drei Filmen wieder auf “Kurs” zu bringen), kann nur spekuliert werden. Ganz unschuldig wird auch er nicht sein. Und wenn man wirklich ein Serienuniversum bekommt, das ineinandergreift, wird jeder “Star Wars”-Fan Luftsprünge machen.
Hinzu kommen mindestens ebenso viele “Marvel”-Serien, die auch bald wie “DC” ein Multiversum aufbauen werden. Hier hatte “DC” ja mit dem “Arrowverse” (jetzt CW-Verse) bei den Serien lange die Nase vorn. Nun holt “Marvel” mit großen Schritten auf, während man fast den Eindruck hat, bei “DC” (bzw. Warner Bros.) tritt man diesbezüglich etwas auf der Stelle. Und dabei muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, dass Disney+ ca. 90 Millionen Abonnenten hat – und das nach nur einem Jahr, obwohl sie außer dem “Mando” und ihren Zeichentrickklassikern noch nicht viel im Portfolio haben. Amazon und Netflix haben einige Jahre länger gebraucht, um diese Marke zu knacken. Mit diesen Ankündigungen hat Disney, das muss man einfach sagen, den Angriff auf die großen Platzhirsche eröffnet. Und das Kalkül scheint aufzugehen, sodass man ziemlich schnell an die anderen Streamingdienste herankommen könnte. Noch mehr Macht bzw. Geld für den Mäusekonzern heißt das natürlich auch. Wenn die angekündigten Serien aber nur halb so gut werden wie diese, müssen andere Franchises Gas geben, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Ja, es sind wahrlich gute Zeiten für Serienfans, die in den nächsten Jahren auf uns zukommen und an der Stelle wollen wir uns nicht weiter über die Comicserien auslassen, sondern uns weiter der neuen Folge von “Mandalorian” widmen.
Alte Bekannte zum Auftakt
Die Folge beginnt damit, dass der Mando und seine Verbündeten ein Shuttle mit dem lieben Doktor Pershing aufbringen. Interessanterweise wird hier, im Gegensatz zu “Star Trek”, nicht gemeckert, dass der Gute eine Brille trägt. Auch sieht man den Andockvorgang am Shuttle nicht. Das hat man zwar noch nie, seit den TIE-Fighter Spielen hätte mich persönlich aber interessiert, wie das aussieht. Aber okay, das ist jetzt Meckern auf hohem Niveau.
Die Serie beweist nämlich kurz danach gleich wieder, was sie die Vorwoche schon gezeigt hat: Es ist nicht alles schwarz oder weiß. Denn der Pilot moniert, dass die Imperialen zwar Alderaan zerstört haben, die Todessterne aber auch eine Million Besatzung hatten, über die keiner weint (und die vielleicht auch nicht alle schlecht waren). Klar, sich weiter damit auseinanderzusetzen, dazu fehlt die Zeit und die Szene wird zugunsten von Action sogleich beendet. Aber allein schon, dass diese Frage gestellt oder in den Raum geworfen wird, ist ein gutes Zeichen für die Zukunft bzw. den Weg, den zukünftige Serien einschlagen könnten. Und das bei einer Serie, die das Wort “Wars” – also “Kriege” – im Titel trägt und sich vor allem der Action verschrieben hat.
Doch nicht nur mit Pershing wird ein alter Bekannter aufgesammelt, auch Bo-Katan wird überzeugt, sich dem Rettungsversuch anzuschließen. Dazu gibt es eine kleine Sequenz über einen Streit mit Boba Fett, der zu gefallen weiß und vielleicht auch für die Boba-Serie die Zeichen setzt. Für Kanon-Fans sind die Referenzen an die Klonvorlage natürlich ein gefundenes Fressen. Nach diesem kleinen Intermezzo geht es aber sofort zum Treffen mit Gideon.
Hier stellt sich erneut die Frage, warum der Gute, der sich auch in Folge als kluger Kopf erweist, nicht schon längst abgehauen ist. Okay, er wartet auf den guten Doktor, aber trotzdem hätte man hier einen anderen Treffpunkt ausmachen können, immerhin hatte sich Mando ja schon angekündigt. Okay, vielleicht ist man an einem anderen Ort, das wird nicht explizit gesagt, aber dann wäre die Aktion von letzter Woche unsinnig gewesen.
Sei es drum, es folgt ein Landeanflug, der mal wieder beweist, dass die Imperialen nichts drauf haben. Denn jeder Schuss der TIE-Jäger verfehlt, während Boba natürlich sofort trifft. Aber auch hier gilt: Das Starten der TIE-Fighter und Boba Fetts sich drehende Kanonen sind einfach herrlich anzusehen. Beim Wordlbuilding macht der Serie so schnell keiner was vor.
Explosives Finale
Und dann ist der Trupp an Bord und lässt es krachen – im wahrsten Sinne des Wortes. Was hier wieder abgefahren wird, ist optisch eine Wucht. Man hält sich nicht mit langen Reden auf, sondern geh schnurstracks voran. Charakterentwicklung ist – bis auf das Ende der Folge – eher Fehlanzeige, aber das ist nebensächlich.
Selbstverständlich aktiviert Gideon die Dark Trooper, die Phase 3 sind, wie wir hier erfahren. Das wird nur wenigen etwas sagen, ist für Fans aber eine Verbeugung vor dem Spiel “Dark Forces”. Dort gab es die Dark Trooper in den Phasen 1 und 2. Die Weiterentwicklung ist also gelungen, auch wenn das Spiel inzwischen nicht mehr Kanon ist. So, wie man sich aber an dem “Legends”-Material bedient, muss an dieser Stelle die Frage erlaubt sein, warum man dann nicht doch einfach dort weitergemacht hat und die “Legends” im Kanon belassen hat.
Der Kampf von Mando mit einem von ihnen ist jedenfalls beeindruckend anzusehen und er überlebt nur dank des Beskar. Die Frage an dieser Stelle: Im Laufe der Folge prallen auch wieder viele Blaster-Schüsse von den Rüstungen ab. Die Eigenschaften des Metalls wurden ja schon vorher erwähnt, es gibt aber auch Teile, die nicht bedeckt sind. Also warum greifen die Gegner nicht endlich mal die Schwachstellen an? Aber auch das ist natürlich Meckern auf hohem Niveau.
Kurze Zeit später steht man dann auch Moff Gideon gegenüber, der den Mando sogar mit Grogu ziehen lassen will. Der ist sogar bereit sich drauf einzulassen. Und sicher, es wäre ein netter Kniff gewesen, wenn es wirklich so gekommen wäre. Immerhin hat Gideon, was er braucht. Darunter auch genug Blutproben von Grogu (wobei sich mir gerade die Frage stellt, ob man diese nicht schon in Folge 1×02 hätte nehmen können?). Damit sind die Grundlagen für Snoke/Palpatine weiter gelegt und vielleicht erfährt man dann in der dritten Staffel mehr dazu.
Doch zurück zur Szene: Natürlich greift Gideon an und es kommt zum Kampf. Oh, welch weiterer Zufall: Der Beskar-Stab dient nun genau als Pendant für das Lichtschwert, wie es von den Fans vermutet worden war. Dabei wird aufgezeigt, dass Lichtschwerter eben durchaus Beskar durchdringen können, wenn sie lang genug drauf einhacken. Auch diese Kampfsequenz ist wieder beeindruckend in Szene gesetzt. Auch hier gewinnt wieder unser Mando, was ebenfalls zu erwarten gewesen ist.
Das Dunkelschwert kann er allerdings nicht an Bo-Katan übergeben, da es in einem Kampf übergeben werden muss und ein einfaches “Ich gebe auf” (zum Glück hat man daran gedacht) nicht reicht. Eigentlich ein Widerspruch zu “Rebels”, denn dort hat Sabine das Schwert einfach an Bo-Katan gegeben und da hatte auch keiner moniert. Und warum ist man so dumm und schubst Moff Gideon über eine Waffe? Aber schön, der Gute hat auch da keine Chance. Es sind wahrlich keine guten Zeiten für Bösewichte!
Der beste Auftritt aller Zeiten
Okay, die Überschrift übertreibt ein klein wenig. Zunächst kommen nämlich die zuvor rausgespülten Dark Trooper zurück (ebenfalls wieder eine witzige und passende Referenz, denn Droiden überleben nun mal im All). Tatsächlich schaut es mau aus für die Gruppe aus Freunden. Als sie sich auf der Brücke verbarrikadieren, ist guter Rat teuer. Dann jedoch fliegt ein einzelner X-Wing herbei …
Fanherzen werden jetzt schon höher schlagen. Zunächst denkt man noch an Ahsoka, aber die Zeichen verdichten sich schnell. Grünes Lichtschwert, schwarzer Handschuh … könnte es…? Immerhin sind zu dieser Zeit nicht viele Jedi übrig, die Grogu hätte kontakten können. In meiner Review damals bin ich bewusst nicht näher auf die vielen Spekulationen diesbezüglich eingegangen. Aber ja, es i s t LUKE! Und er räumt gewaltig unter den Dark Troopern auf. Gideons Blick, als er ahnt, wer es ist, ist unbezahlbar.
Und auch der Blick des Zuschauers, als sich Luke schließlich auf der Brücke enthüllt. Es ist tatsächlich Mark Hamill, den man hier nochmal sieht. Ja, digital verjüngt und ja, das sieht noch nicht sooo toll aus, da besteht noch Nachbesserungsbedarf (bei Tarkin in “Rogue One” sah es besser aus), aber egal. Das ist der Luke, den die Fans in den neuen Filmen sehen wollten und der Seite an Seite mit Rey so hätte auftreten sollen! Die Kür wäre es gewesen, Hans-Georg Panczak als deutsche Stimme zu bekommen, aber das ist leider nicht der Fall, auch wenn die neue deutsche Stimme verflucht dicht dran ist.
Und selbst R2 darf hereinrollen. Din darf nochmal seinen Helm abnehmen und verdeutlichen, welche Charakterreise er in diesen zwei Staffeln durchgemacht hat. Ein emotionaler Höhepunkt (und auch das erste Mal für die beiden!). Und dann passiert, womit vermutlich niemand gerechnet hat, denn Grogu geht tatsächlich mit Luke. Viele, selbst ich, hatten ja vermutet, dass die Serie nur mit Grogu und Mando im Team zu Ende gehen könnte. Jetzt reißt man die beiden aber auseinander und präsentiert damit die zweite große Überraschung des Staffelfinales.
Ja, und das war’s dann schon mit Season 2. Wir werden nächste Woche leider nicht sehen, wie es weitergeht, sondern länger warten müssen, was extrem fies ist. Aber das macht das Staffelfinale eben auch derart gelungen. Respekt vor der Geheimhaltungsmaschinerie von Disney, denn selbst Mark Hamill hatte ja vor kurzem erst noch gesagt, mit “Star Wars” durch zu sein. So kann man sich irren. Und dass Disney eine ganze Abteilung hat, die rund um die Uhr das Netz durchforstet und Leaks aufdeckt, sollte inzwischen hinlänglich bekannt sein. In Hollywood dürfte es nur wenige Größen geben, die das so perfektioniert haben.
Recap der zweiten Staffel
Sieht man sich die zweite Staffel insgesamt an, so fällt auf, dass es zwar zu Anfang ein paar Durchhänger gab. Das lag vor allem wieder einmal daran, dass die Handlung nur wenig vorangetrieben wurde und man sich eine gewisse Zeit im Kreis gedreht hat. Dann aber hat man die Kurve gekriegt und sich auch auf dem hohen Niveau nicht ausgeruht, sondern noch einen draufgelegt. Von den Realauftritten von Ahsoka und Boba hin zu dem von Luke Skywalker und einem emotionalen Finale. Das Worldbuilding ist einfach top und optisch spielt die Serie sowieso ganz vorne mit. Mehr gibt es dazu eigentlich gar nicht mehr zu sagen.
Bewertung [usr 6 max =”6″ ]
Episoden-Infos
Episodennummer | 16 |
Originaltitel | The Rescue |
Deutscher Titel | Die Befreiung |
Erstausstrahlung | 18. Dezember 2020 |
Erstausstrahlung Deutschland | 18. Dezember 2020 |
Drehbuch | Jon Favreau |
Regie | Peyton Reed |
Laufzeit | 36 Minuten |
Dass der Synchronsprecher von Luke so nah am Original ist, liegt im Übrigen daran, dass der Sprecher Jan Makino ist, der Sohne des Original-Synchronsprechers.
Tolle Seite übrigens 🙂