Auch die vierte Folge von “The Mandalorian” bietet wieder kurzweilige Unterhaltung. Und ein paar wichtige Kanon-Hints, auch wenn diese anders sind, als man denkt. Achtung, Spoiler!
It’s Ahsoka!
Nach der letzten Folge trifft der Mando nun also endlich auf Ahsoka. Und folglich wird ein Feuerwerk abgefahren, das seinesgleichen sucht…
NICHT!
Denn leider müssen wir in dieser Folge auf die Togruta-Jedi verzichten. Man hat nämlich in der Tat eine Füllerfolge eingefügt, um das große Treffen noch lange aufzuschieben. Bleibt zu hoffen, dass man nicht den Fehler macht wie weiland in der zweiten “Discovery”-Staffel und das Ganze bis zum Staffelfinale hinauszögert.
Dass die Folge trotzdem durchaus unterhaltsam ist, liegt einerseits an der Rückkehr nach Nevarro und andererseits am Wiederauftauchen von Charakteren wie Cara. Hier liegt eine Kanon-Verknüpfung der besonderen Art vor und auch die Sturmtruppen sind diesmal gar nicht so blöd wie sonst. Unglaublich, aber wahr!
Back to the Roots
Die Crest ist einfach zu sehr beschädigt, als dass Mando einfach so zu Ahsoka weiterfliegen könnte. Also geht es zurück nach Nevarro, dem Ausgangspunkt von Staffel 1. Zunächst wird aber eine witzige Sequenz mit Boda in den Jeffries-…ähem…Wartungsröhren des Schiffes präsentiert, die den Einstieg gut auflockert. Auch wenn der Ausgang dieser Sequenz irgendwie zu erwarten gewesen ist.
Auf Nevarro angekommen, treffen wir dabei auf die alten Bekannten Cara Dume und Greef Karga. Beide werden wieder von ihren üblichen Darstellern verkörpert. Diese waren bei den Fans auf positive Resonanz gestoßen, weshalb deren Mitwirken durchaus ein kleines Highlight der Episode darstellt. Als Gegenleistung für die Reparatur des Schiffes soll der Mando beim Vernichten der letzten imperialen Basis helfen – wieder einmal!
So langsam wird es mehr als offensichtlich, dass praktisch jede Folge nach dem gleichen Muster abläuft: Der Mando muss irgendwas für irgendjemanden tun, um weiterzukommen. So weit, so langweilig – und konstruiert. Zumindest das Schiff wird am Ende wieder tipptopp sein. Übrigens: Dass aber mit einem Mechaniker wohl etwas nicht stimmt, wird spätestens dann offensichtlich, als man ihm eine Großaufnahme gönnt.
Hat man die Tatsache aber akzeptiert, dass es mal wieder um eine Action-Ausräucher-Mission geht, so wird man sich im weiteren Verlauf der Folge auch wieder gut unterhalten fühlen. Zunächst wird aber das Kind in einer Schule geparkt und darf dabei endlich mal wieder die Macht einsetzen. Das trägt zwar nicht viel zur Handlung bei, ist aber ganz witzig. Übrigens, in der Schule werden weitere Kanon-Details eingeflochten – sofern man genau hinhört. Etwa Coruscant und der Akadese-Mahltsrom aus “Solo”. Solche kleinen Details sorgen eben für richtiges “Star Wars”-Flair.
Draufhauen, aber diesmal richtig
Mit einem alten Bekannten (aus der allerersten Folge) geht es dann zur imperialen Basis. Ein Schelm, wer an dieser Stelle nicht schon ahnt, dass dessen Speeder das Ende der Folge nicht überleben wird. Handwerklich ist das alles sehr gut umgesetzt. Und selbst der Einbruch in die Basis ist teils witzig, teils gut, weil Mando einfach nach oben fliegt. Aber: Wie viel Treibstoff hat so ein Jetpack eigentlich? 🤔
Der Einbruch in die Basis ist dabei größtenteils übliche Action-Routine, garniert mit einigen witzigen Dialogen. Die “Marvel-Disney-Formel” halt, die an dieser Stelle aber auch “Star Wars” noch gut steht. Was diesmal ebenso positiv zu erwähnen ist: Die Sturmtruppen treffen öfter. Klar, ein Held stirbt dabei nicht und Mando hat eh seine Beskar-Rüstung, von der alles abprallt. Trotzdem geht sogar einer der Truppler am Ende auf die Reaktorplattform hinaus. Vermeintlich im Versuch, die Katastrophe doch noch zu verhindern. Davon sieht man dann aber plötzlich nichts mehr. Es wäre hier aber schön gewesen, den Truppler noch mehr hantieren zu sehen.
Aber auch bei der sich anschließenden Verfolgungsjagd machen die Truppler eine gute Figur. Okay, zwei schaffen es nicht, mit dem Speederbike die Felswand hinab. Aber allein dass man dies umgesetzt hat, ist wieder einmal ein optischer Leckerbissen. Auch sonst agieren die Truppler klug und feuern etwa durch die Fenster. Einer springt sogar auf den Speeder und will eine Granate hineinwerfen. Auch wenn die Szene, in der er ausgeschaltet wird, wieder etwas vom dümmlichen Flair hat, muss man zugutehalten, dass die Truppler hier eine bessere Figur machen als sonst. Eine angedeutete Entwicklung hin zu den Trupplern der Ersten Ordnung? So oder so: Diese Entwicklung gefällt mir.
Die große Kanon-Referenz
Was natürlich ebenfalls erwähnt werden sollte, ist die Entdeckung im Labor der Basis. Dort sieht man einen Klon-Tank, in dem anscheinend Macht-Nutzer geklont werden sollen. Und dazu benötigt man Bodas Blut! Man sieht den Tank nur ganz kurz, aber die Figur darin sieht verdächtig nach Snoke aus. Womit natürlich eine weitere Fan-Theorie bestätigt wäre, nämlich dass man in “The Mandalorian” eine Erklärung für Palpatines Rückkehr zusammenzimmert. Bislang war dies eher dem Buchsektor überlassen worden.
Natürlich ist es durchaus legitim, gewisse Handlungsaspekte und Entwicklungen nur in den Büchern zu erklären. Aber derartige Auswüchse wie bei “Star Wars” gibt es in keinem anderen Franchise. Und wenn man die drei neuesten Filme nicht für sich selbst stehen lassen kann (was man ja genau genommen nicht kann, siehe die damalige Kritik), sondern eben solche Erklärungen dazu braucht, ist das eben kein Gutes Zeugnis für die Episoden VII-IX. Kritik am Film gehört zwar nicht hierher, allerdings wollte ich damit klar aufzeigen, dass ich eine derartige Erklärung in der Serie nicht wirklich brauche.
Im Zuge dieser Enthüllung erfahren die Helden dann auch, dass Moff Gideon noch lebt. Irgendwie befürchtete ich an dieser Stelle schon, dass er Boda entführt hatte. Und dass wir es mit weiteren Füllerfolgen bis zu Ahsoka zu tun bekommen werden. Das ist aber zum Glück so nicht eingetreten.
Das Finale
Zu guter Letzt gibt es nämlich noch eine Raumschlacht, wobei die zusammenklappbaren TIE-Jäger durchaus eine gute Figur machen. Leider nehme ich der Razors Crest irgendwie nicht ab, genauso agil und wendig wie einer dieser Jäger zu sein. Dafür schaut das Schiff einfach zu klobig aus. Und warum die Bösen nicht treffen, obwohl ihr Ziel mitten im Fadenkreuz schwebt, bleibt wohl schon seit “Episode IV” ein unlösbares Geheimnis.
Immerhin ist auch diese Raumschlacht gut gemacht, visuell kann die Serie da immer noch mithalten. Vor allem da alles in taghellem Licht passiert, was sie doch deutlich vom derzeitigen Effektkonkurrenten “Star Trek” abhebt. Am Ende tauchen sogar die X-Wing-Piloten aus Folge 2 nochmal auf und versuchen Cara zu rekrutieren. Ob man hier Zeichen für die Zukunft sehen kann? Vielleicht tauchen die ja alle im Staffelfinale in der Entscheidungsschlacht auf? Wir werden sehen.
Am Ende sieht man nochmal Moff Gideon, der einen Sender an der Crest angebracht hat. Und damit nicht genug: Man sieht ihn auch vor Nischen mit dunklen Rüstungen stehen. Möglicherweise etwas in Richtung Dark Trooper? Auf jeden Fall bleibt es interessant!
Fazit
Selbst wenn auch diese Story wieder nach dem üblichen Schema-F (“Hilf uns, sonst geht’s nicht weiter!”) aufgebaut worden ist, kann auch “Die Vertreibung” erneut mit vielen schönen Kanon-Referenzen punkten. So richtig gehaltvoll ist das zwar immer noch nicht, Spaß macht es aber trotzdem (noch). Sollten sie aber das Treffen mit Ahsoka jetzt noch weiter hinauszögern, wäre das sehr bedauerlich und würde arg konstruiert wirken.
Bewertung [usr 4 max =”6″ ]
Episoden-Infos
Episodennummer | 12 |
Originaltitel | The Siege |
Deutscher Titel | Die Vertreibung |
Erstausstrahlung | 20. November 2020 |
Erstausstrahlung Deutschland | 20. November 2020 |
Drehbuch | Jon Favreau |
Regie | Carl Weathers |
Laufzeit | 37 Minuten |