Fast 15 Jahre und über ebenso viele Teile hat das “Assassin’s Creed”-Franchise nun schon auf dem Buckel. In den nächsten Wochen werden wir daher eine kleine Reise unternehmen und uns alle Teile der Reihe zu Gemüte führen. In Teil 5 sind wir bei Assassin’s Creed 2 angekommen. Begleitet uns also nun auf unserer “Assassin’s Creed Odyssee”.
Übrigens: Der Titel der Artikelreihe “Odyssee” ist wegen “AC: Odyssey” gewählt worden. Sicherlich, es erscheint nun bald “Valhalla”, aber die Reihe war schon länger in Planung und der Titel passt irgendwie immer noch.
Mächtige Grundlagen
Wie ihr ja anhand unserer Zählweise schon wisst, ist “Assassin’s Creed 2” nicht etwa das zweite, sondern schon das fünfte Game in der AC-Reihe. Hier wurde nicht nur ein Stück weit draufgelegt, es wurden auch einige Sachen eingeführt, die fortan die Reihe prägen sollten.
So gibt es hier erstmals das AC-Theme zu hören (auch wenn ich persönlich das von “Black Flag” besser finde), es wird zu Beginn des Spieles darauf hingewiesen, dass ein multikulturelles Team es erschaffen hat, was in Zukunft auch andere Spiele immer öfter kopieren sollten (okay, ich weiß, genau genommen gab es das schon beim ersten Assassin’s Creed, aber es passt hier so schön). Dann erhalten wir mit Ezio den bis heute wohl beliebtesten Assassinen, neue Waffen und Fähigkeiten (die man teilweise erst freischalten muss) und, vor allem in der Gegenwartshandlung, die beiden
Charaktere Rebecca Chambers und Shaun Hastings, die uns bis zu den aktuellen Spielen begleiten werden.
Erstmals neben den erwähnten Neuerungen gibt es auch historische Infos. Die AC-Reihe sollte immer schon historische Ereignisse näherbringen und diese werden hier in Texttafeln erklärt. Man kann sich also eine Ingame-Datenbank zu Gemüte führen. Auch das bleibt bis heute Bestandteil der Reihe und ist, vor allem weil Shaun “inplay” immer witzige Bemerkungen in die historischen Texte einfließen lässt. Das gefällt nicht allen Fans, für mich gehört es aber zur Reihe dazu und das Texte lesen macht sogar Spaß – immerhin bin ich mit DOS-Spielen aufgewachsen und da gab es damals schon eine MENGE Text zu lesen. Man denke nur an die frühen Rollenspiele.
Im Vergleich zu späteren AC-Teilen halten sich die Texttafeln hier allerdings noch in Grenzen, ebenso wie die Sammelaufgaben, doch dazu kommen wir gleich. Das Spiel legt mit den erwähnten Verbesserungen die Grundsteine für den Erfolg der Reihe und es ist nicht verwunderlich, dass “Assassin’s Creed 2”, neben “Brotherhood” und “Black Flag”, auch heute noch als die Meilensteine der Serie bezeichnet werden. Zu Recht, wie wir gleich sehen werden.
Grafisch und storymäßig top
Denn auch grafisch wird nochmal eine Schippe drauf gelegt. So erstrahlt das Florenz der Vergangenheit in herrlich bunter Pracht und ist eine gute Abwechslung zu den öden Wüstenlandschaften Altairs. Etwas groß ist an dieser Stelle noch die Lebensanzeige, die wird in den nachfolgenden Teilen noch ziemlich schrumpfen. Ansonsten sehen die Schauplätze, die man besucht – neben Florenz etwa noch Forli und Venedig – wirklich gut aus und es macht immer wieder Spaß, auf historischen Gebäuden herumklettern zu können – auch das ist bis heute ein Markenzeichen der Reihe. Das Spiel ist druchaus gut gealtert und auch wenn spätere oder heutige Titel grafisch nochmal anziehen, kann sich das Spiel auch heute immer noch sehen lassen.
Doch beginnen wir am Anfang. Denn den neuen Charakter Ezio begleiten wir von Geburt an. Richtig gehört: In der ersten Spielsequenz müssen wir den Kerl erstmal auf die Welt bringen, bevor wir dann einen Sprung in die Jugendjahre und eine gepflegte Rauferei machen, die nicht nur als Tutorial der Steuerung dient, sondern auch erklärt, wie Ezio seine Narbe im Gesicht erhält. Doch halt, eigentlich müssen wir uns auch noch mit der Gegenwartssequenz beschäftigen. Denn am Ende des ersten Teiles hatte sich Lucy ja als Verbündete geoutet und nun müssen wir erstmal aus Abstergo entkommen, was wir natürlich gleich auch spielen dürfen.
In einer alten Lagerhalle geht es zu Shaun und Rebecca, wie oben erwähnt, und den Animus 2.0. Zwischen einzelnen Sitzungen darf ich mit den Helden kurze Gespräche führen, die zwar meist nicht viel Substanz haben, aber vor allem bei Lucy doch zu einem kleinen Knistern führen. Aber keine Sorge, in den Folgeteilen wird es noch besser und ich gebe zu, ich bin eher ein Fan der Gegenwartshandlung und den Verschwörungen dort, denn des historischen Settings. Auch das ist etwas, dass Fans der Reihe eher weniger gefällt, denn die meisten fordern eher eine Abschaffung der Gegenwartsstory. Doch auch darauf werden wir in den nächsten Reviews noch deutlicher eingehen.
Die Story im historischen Kontext, die wir aus Ezios Erinnerungen nachleben, ist nämlich irgendwie immer dieselbe: Rache. Und ja, auch das ist etwas, das sich bis heute durch die Reihe zieht. In diesem Falle wird Ezios Familie diskreditiert und hingerichtet und er und seine Schwester müssen fliehen. Insgeheim plant Ezio aber seine Rache und erfährt von seinem Assassinenerbe. Hinter allem stecken nämlich, wie könnte es anders sein, die Templer.
Die Flucht führt dabei zu Onkel Mario nach Monteriggioni, einem Dorf und Assassinenversteck. Das Besondere an dem Ding ist, dass man es ausbauen kann! Quasi eine Art Minihousing, in dem man z.B. die Schmiede oder die Händler aufleveln kann, um bessere Waffen kaufen zu können. In der ganzen Spielewelt sind nämlich Schätze versteckt, die einem das Einkommen aufbessern. Die verbesserten Rüstungen sorgen etwa für einen größeren Lebensbalken oder mehr Wumms, wobei man dazu sagen muss, das die Kämpfe auch in diesem Spiel sehr leicht sind. Es reicht, im richtigen Moment die Kontertaste zu drücken und man kann als kleiner Rambo quasi jeden umnieten. Klar, es gibt auch schwerere Gegner wo es nicht mehr ganz so leicht ist, aber auch das kann man lernen. Und dann gibt es ja noch die Fähigkeit des Doppelattentats, die einfach derart hilfreich ist, das man sie nicht mehr missen will. Der Rücksprung von der Wand aus hält ebenfalls in diesem Game Einzug, wird aber (unverständlicherweise) ein paar Teile später wieder verschwinden. Aber das gilt für viele Dinge, denn man merkt, das Ubisoft ständig an ihrer Formel herumschrauben will. Doch dazu kommen wir bei den entsprechenden Spielen.
Sammelwut und Assassinengräber
Neben der Rachestory gibt es auch noch Federn zu sammeln und Assassinengräber zu erkunden. Und dann sind da auch noch die Glyphen. Doch der Reihe nach. Die Sammelwut hält sich wie erwähnt in Grenzen. Federn, Schätze, alles schön und gut, im Vergleich zu späteren Teilen aber immer noch vergleichsweise moderat. Und, ein Merkmal der Ezio-Spiele, man kommt relativ schnell zu Geld. Macht euch also keinen Kopf, ihr werdet im Laufe der Missionen genug Kohle anhäufen, dass ihr Monteriggioni problemlos auf Höchststufe ausbauen könnt und dann immer noch Krösus seid. Durch jedes aufgewertete Geschäft im Dorf steigt zudem eh nochmal das Einkommen.
Die Assassinengräber sind da schon interessanter. Man findet sie, in dem man auf der Karte bzw. in den Texttafeln bei den historischen Gebäuden, an denen man so vorbeiwandert, ein entsprechendes Symbol bemerkt. Übrigens ist die Karte bzw. Minikarte hier etwas schöner geraten als noch im Vorgänger und wird sich auch im weiteren Verlauf der Reihe kontinuierlich weiter verbessern. Die Assassinengräber machen dabei unglaublich viel Spaß und es ist eine regelrechte Freude, wenn man den Weg durch die Kammern erpuzzelt hat. Als Belohnung winkt Altairs Rüstung, welche im Keller von Monteriggioni eingeschlossen ist. Warum Altair die nicht seinen Assassinenbrüdern einfach so hinterlässt, ist storytechnisch vermutlich eher Blödsinn, aber zumindest im vorliegenden Spiel funktioniert die Hatz einfach wunderbar.
Nach Abschluss jedes Grabes erhält man einen Schlüssel, der einen Teil des Gitters um die Rüstung senkt. Übrigens führt das zu einer kleinen Diskrepanz mit dem späteren “Origins”, denn eines der Gräber ist das von Bayeks Frau – aber das liegt laut “Origins” eben in Ägypten. Gut, der Sarg könnte leer sein aber zum Zeitpunkt dieses Spieles wusste natürlich niemand, das es fast 10 Jahre später nach Ägypten gehen würde.
Kommen wir noch zu den Glyphen. Das sind Schriftzeichen an Wänden von Gebäuden, die man mit dem Adlerauge sehen kann. Das gibt ein kleines Rätsel und wenn man dieses löst erhält man Teile einer Videosequenz. Das motiviert ungemein, alle Glyphen zu finden und sich die Sequenz anzuschauen! Da hätten sich spätere Serienteile mal ein Stück abschneiden sollen. Und ja, auch wenn die Erklärung dieser Videosequenz erst in Texttafeln im nächsten Teil erfolgt, tut das auch dieser Hatz keinen Abbruch. Wer aber Lesemuffel ist, wird zu Recht sagen, dass er in der Gegenwartshandlung nicht mehr durchblickt. Hier muss man sich eben auf das Universum einlassen.
Und es gibt noch Weiteres zu sammeln, nämlich die Codexseiten Altairs, ohne die man die letzte Mission nicht freischalten kann. Zum Glück hatte ich diese schon im Spielverlauf gesammelt, bevor man dezent darauf hingewiesen wird, dass es ohne sie nicht weitergeht. Auch hier erfährt man nochmal Infos über den Apfel aus dem ersten Teil und wie es dort so weiterging.
Historische Persönlichkeiten und der Rest
Man könnte noch soviel über das zweite Assassin’s Creed schreiben. Dass es wieder schöne Aussichtspunkte zum Synchronisieren gibt. Oder dass mit Leonardo daVinci eine historische Persönlichkeit auftaucht, die vor allem mit ihren Erfindungen dem Helden mehr als einmal aushilft. Ok, es gibt hier eine unsägliche Flugmission, in der ich mehr als einmal das Gamepad gegen die Wand gepfeffert hätte bis ich den Dreh raus hatte – das hat der Nachfolger besser gemacht. Ansonsten gibt es vor allem dann Frust, wenn Ezio mal wieder in die andere Richtung läuft bzw. an einer Wand hochklettert, an der er es nicht tun soll. Aber auch das ist in fast jedem Serienteil so.
Und auch die aus “Discovery” bekannten Plakete sind wieder da und vermindern den eigenen Bekanntheitslevel. Ach ja, und sogar Quicktime-Events gibt es, zwei an der Zahl. Einmal darf man ganz zu Anfang entscheiden, ob man eine Frau auszieht (ein Schelm wer hier mehr Erotik als einen nackten Rücken erwartet) und einmal darf man entscheiden, Leonardo zu umarmen. Wer nicht damit rechnet hat nur ein paar Sekunden Reaktionszeit und verpasst sie mitunter (wie der Rezensent hier), verpasst wird dabei aber nichts. Dann gibt es noch Rennen über die Dächer von Florenz oder Kuriermissionen. Auch das noch in moderatem Maße. Und es gibt endlich die Rauchbomben, um Gegner zu verwirren. Die gab es (in kleinerem Maße) in den Handheldtiteln (neben Wurfmessern) auch schon, werden aber erst hier zum Standard und richtig benutzbar. Auch diese Waffen werden die Reihe noch lange begleiten.
DLC oder kein DLC?
Zum Schluss muss noch ein Wort zu den DLCs gesagt werden, wobei es eigentlich keine gibt. Die Storykapitel 12 und 13, die zunächst fehlen, wurden später als DLC nachgereicht – zumindest auf den Konsolen. Bei der PC-Fassung waren sie, wie die erweiterten Attentate von AC1, schon drin. Storytechnisch machen sie zwar Sinn, insofern, das zwischen Ezio und Caterina Sforza hier eine kleine Liebschaft angedeutet wird, die im nächsten Teil ausgebaut werden wird. Hier hilft man ihr bei der Verteidigung und wird Zeuge der historisch verbürgten Tatsache des Rock-Hebens. (Ihr wollt mehr wissen? Tja, dann lest mal nach).
Kapitel 13 ist dann aber etwas seltsamer. Denn man ist ja, neben der Rachegeschichte, hinter einem weiteren Edenapfel her. Und dieser wird geklaut. Ein Jahr später kehrt man dann nach Florenz zurück um festzustellen, das unser Dieb die ganze Stadt unterjocht hat mit dem Ding. Und das ist in einem Jahr keinem aufgefallen? Hier wird die Story etwas holprig und man kann verstehen, das man diesen Teil zunächst rauslassen wollte. Hat man den Apfel aber zurückgeklaut und den Dieb seiner gerechten Strafe zugeführt, geht es ins Finale.
Papst zum Kloppen
Und das hat es nochmal in sich. Denn man darf hier den Papst verkloppen. Richtig, der böse Templerobermotz ist niemand geringerer als Papst Rodrigo Borgia, der für seine Ausschweifungen bekannt war. Und eigentlich auch erst später starb, weswegen Ezio ihn hier nicht umbringt. Serientypisch sehen wir übrigens, wann immer wir ein Ziel abmurksen, eine kurze Sequenz mit den letzten Worten des Ziels. Das wirkt umso witziger, wenn an einfach reingestürmt ist und die Zielperson umgenietet hat, also noch von Wachen umgeben ist. Aber hey, hier lautet die Erklärung eben, dass es in echt nicht so war und man eben von der Erinnerung abweicht.
Auch das zieht sich bis heute durch die Reihe und stört mitunter etwas. Doch zurück zum Finale. Nach dem durchaus super inszenierten Kampf geht es in die Tiefen des Gewölbes der ersten Zivilisation. Und hier wendet sich das Blatt, denn man sieht ein Hologramm von Minerva und dieses wendet sich an den Spieler direkt bzw. das Gegenwarts-Alter-Ego-Desmond. Damit wird quasi eine Art Vierte Wand durchbrochen und das Spiel endet auf einem Spannungsklimax… aber halt, Moment. Es endet ja noch gar nicht.
Denn in der Gegenwart werden die Assassinen angegriffen und müssen fliehen. Und ja, während die Schrift abläuft, kämpfst du dich aus dem Lagerhaus gegen Abstergo-Schergen frei. Und das ist doch mal eine sehr gute Idee, um die Endcredits ein bisschen aufzupeppen. Nun gehöre ich ja zu denjenigen, die diese Credits immer ganz anschauen. Einerseits aus Respekt für die Kreativen, andererseits weil ich finde, es gehört irgendwie dazu. Bei den Assassin’s Creed-Spielen können diese Credits aber schonmal 15-30 Minuten laufen. Man benötigt also ordentlich Sitzfleisch. Da kommt so ein aufgepepptes Ende einfach mal frisch und innovativ daher.
Fazit
“Assassin’s Creed 2” wird zurecht als einer der besten Teile der Reihe betrachtet. Nicht nur, dass man aus den Fehlern des ersten Teils gelernt und konsequent weiterentwickelt hat, man hat hier auch sehr viele Elemente, dies bis hin zur Gegenwartshandlung perfekt ineinander greifen. Der Erfolg sprach für sich und künftig sollte es jedes Jahr ein weiteres AC-Game geben, manchmal sogar noch mehr. Und zunächst schien es wirklich so, als wäre der Erfolg der Reihe nicht mehr aufzuhalten. Aber das ist eine andere Geschichte …
Wertungsspiegel
Da es sich hier nun um den fünften Teil der Reihe handelt, beginnen wir auch mit dem Vergleich der Wertungen und der Spieldauer. In “Assassin’s Creed 2” hatte ich 39 Stunden auf dem Zähler. Eine Prozentanzeige gibt es noch nicht, aber 63 von 100 Federn ergibt ähm … okay, nur 63% … das geht besser!
Reisewege “Assassin’s Creed 2”
Bis zu Assassins Creed 2 hatte ich noch eine Reiseroute erstellt, um mir anzusehen, wo man so unterwegs ist und vor allem, wieviele Kilometer man zurücklegt. Spätestens mit Brotherhood und der angezeigten Kilometerzahl, die man in der Stadt zurücklegt, wurde das aber ein wenig ad absurdum geführt. Eigentlich war geplant, diese Karte mit den jeweiligen Reviews zu veröffentlichen, ein Festplattencrash machte mir die Dateien damals aber zunichte.
Aber für euch ist mir ja nichts zu schade, also habe ich es eben noch mal erstellt. Nennt mich Nerd …
Die Artikel der Reihe wurden entsprechend angepasst und die Laufpläne hinzugefügt.
In “Assassin’s Creed 2” wechselt man mehrmals zwischen unterschiedlichen Lokationen hin und her, wie schon im ersten Teil. Auch hier nehmen wir die stringenteste Route auf dem Hauptpfad, also der Kampagne, und lassen Sammelaufgaben außen vor. Von Florenz nach Monterigfgioni, San Gimignano, Forli, Venedig und schließlich in den Vatikan geht die Reise. Die Rückwege führen praktischerweise immer an den Orten vorbei, die man besucht, so dass man nicht extra nochmal z. B. in Florenz, den zweiten Zwischenstopp einlegen muss. Damit bleibt die Wegstrecke dieses Spieles zum ersten Mal unter Tausend – 862 Kilometer ist hier die Zahl. Das ergibt 80-90 Stunden zu Pferde.
Und grafisch ergibt sich das Folgende:
Bewertung
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Spiel-Infos
Titel | Assassin’s Creed 2 |
Publisher | Ubisoft |
Erscheinungsjahr | 2009 |
Genre | Action-Adventure, Open-World, Stealth |
Plattformen | PC, XBox, Playstation |