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StartLower DecksLower Decks - Season 1Kurzrezension: Lower Decks 1x01 - "Second Contact"

Kurzrezension: Lower Decks 1×01 – “Second Contact”

Nach über 40 Jahren kehrt “Star Trek” als Animationsserie zurück. Während wir in Deutschland wohl noch Monate auf die erste Staffel warten müssen, haben wir den Blick über den Atlantik gewagt und geben eine spoilerfreie Ersteinschätzung.

Story

Die Ensigns Boimler, Mariner, Tendi & Rutherford fristen auf der U.S.S. Cerritos NCC-75567 das Schattendasein der unteren Ränge. Die Cerritos wird nach Galar geschickt, um einen zweiten Kontakt durchzuführen. Während Boimler und Mariner auf dem Planeten eine Subraumantenne installieren sollen, müssen Tendi und Rutherford auf dem Schiff den Kampf gegen eine Virusinfektion aufnehmen, die die Crew in aggressive Zombies verwandelt.

Boimler und Mariner in "Second Contact" (Bid: ViacomCBS)
Boimler und Mariner in “Second Contact” (Bid: ViacomCBS)

Dialoge und Besetzung

Schon in den ersten 25 Minuten gelingt “Lower Decks” eine sehr prägnante, wenn auch genretypisch übertriebene Charakterzeichnung. Boimler träumt davon, Captain zu werden, wird aber von seiner fehlenden Erfahrung und wenig praxistauglichen Buchschläue ausgebremst. Mariner dagegen sieht Sternenflottendirektiven eher als unverbindliche Empfehlungen, an die sich vorwiegend unfähigere Offiziere als sie selbst zu halten haben. Tendi ist die Begeisterungsfähigkeit in Person und bleibt in allen Lebenslagen unerschütterlich optimistisch. Last, but not least lernen wir Rutherford als echt netten Kerl kennen, der aber selbst im Angesicht einer leidenschaftlichen Romanze viel zu leicht durch Technik abzulenken ist. Die Senioroffiziere haben wie versprochen deutlich weniger Screentime. In der Pilotfolge lernen wir vor allen Dingen die Figuren von Captain Freeman (sehr von sich selbst überzeugt) und Doktor T’Ana (eine schlecht gelaunte, caitianische Version von Dr. Pulaski) kennen.

Auch wenn die Charakterbeschreibungen auf einen Bierdeckel passen, haben die Figuren alle eine unverwechselbare und vor allen Dingen grundsympathische Persönlichkeit. Eine Errungenschaft, die sie z.B. angenehm von den eigenschaftslosen Mayweathers, Kims und Elnors anderer Serien abhebt. Die Sprecherinnen und Sprecher gehen wundervoll in ihren archetypischen Rollen auf und bringen die teilweise überdrehten Dialoge mit viel Charme an ihr Publikum.

Was jedoch ins Auge springt, sind die teilweise unnötig auf Konflikt angelegten Charakterkonstellationen. Tendi wird bei ihrer Ankunft auf der Cerritos von einem Lieutenant in der Shuttlerampe zum Beispiel sehr schroff abgefertigt, den Turbolift nach “ganz unten” zu nehmen. Sicherlich gilt, dass einige Pointen ohne interpersonelle Reibung nicht möglich wären. Dennoch ist dies für mich der bislang störendste Aspekt an McMahans Version des 24. Jahrhunderts.

Freeman und T'Ana in "Second Contact" (Bild: ViacomCBS)
Freeman und T’Ana in “Second Contact” (Bild: ViacomCBS)

Wie der Comic-Stil es bereits offensichtlich signalisiert hat: “Lower Decks” möchte mit seinem Humor an andere Erwachsenen-Cartoons anknüpfen. Auch wenn der Vergleich zu “Rick & Morty” wegen des Serienschöpfers Mike McMahan nahe liegt, reiht sich “LDS” eher in die weniger avantgardistischen Serien wie “Futurama”, “Disenchanted” und “Final Space” ein. Der Humor bewegt sich zwischen der für “Star Trek” typischen Selbstironie, körperbetontem Slapstick, sehr kanonlastigen Insidern, scharfzüngigem Wortwitz, Situationskomik und der gelegentlichen spätpubertären Albernheit. Diese äußert sich zum Beispiel, wenn Mariner der neu an Bord gekommenen Tendi auf dem Holodeck ihr Fitnessprogramm zeigt, in dem das ausschließlich männliche, ausschließlich gut gebaute Klientel nackt an den Geräten schwitzt.

Die Palette mag für einige Zuschauer die Grenzen dessen sprengen, was sie in “Kanon-Trek” noch als zulässig oder erträglich erachten. Im Vergleich zum existentialistisch-zynischen “Rick & Morty” ist “Lower Decks” aber eine (im positiven Sinne) ziemlich zurückhaltende Angelegenheit. Bei aller möglichen Kritik an der Deplatziertheit einzelner Witze muss festgehalten werden, dass “Lower Decks” seine Charaktere wichtig sind. Und in bester “Trek”-Manier dient der Sci-Fi-Plot vor allen Dingen dazu, die innere Handlung voranzubringen, so dass Boimler, Mariner und Co. wachsen können.

Kanon und Rahmenhandlung

Inwieweit “Lower Decks” einen roten Faden spinnt und welchen Stellenwert er haben wird, werden künftige Episoden zeigen. Die erste Folge legt die Grundlage dafür, dass die Umstände von Becket Mariners Anwesenheit auf der Cerritos ein übergreifendes Handlungselement werden könnten.

Argo-Buggy auf Galar in "Second Contact" (Bild: Viacom CBS)
Argo-Buggy auf Galar in “Second Contact” (Bild: Viacom CBS)

Unabhängig davon macht Lower Decks ab der ersten Szene klar: Mike McMahan und Team kennen “Trek”. Wie der Trailer vermuten lässt, quillt die Folge praktisch über vor Kanon-Referenzen und erweitert den Kanon auf eigene Faust (wir erhaschen den ersten Blick auf Orion). Egal ob der Saurianische Brandy in Mariners “Schmuggelwarenkiste”, der Benzit hinter Tendi in der Shuttlerampe, die Argo-Buggies auf der Planetenoberfläche – “Lower Decks” lässt keinen Zweifel daran, dass es Teil des “Star Trek”-Universums ist.

Inszenierung

Der Cartoon-Stil von “Lower Decks” folgt der seit “The Simpsons” populären Ästhetik für Erwachsenen-Cartoons. Die geometrisch schlichten, detailarmen Figuren mit ihren überproportional großen Köpfen und kreisrunden Augen überraschen dabei durch ihre ausdrucksstarke Mimik. Die Hintergründe sind ähnlich zweckmäßig und eine gelungene Mischung aus Zeichnungen und 3D-Modellen. Insbesondere bei den Weltraumszenen übt sich “Lower Decks” sehr in Zurückhaltung, was Kameraführung und Effekte angeht. Dies sorgt für einen angenehm konsistenten Look zwischen den Teilen der Folge, die im Weltraum und bei unseren Helden spielen. “Lower Decks” hat folglich keinen sonderlich realistischen Look. Zwar sind die Sets, Figuren und Hintergründe alle plausibel gestaltet, aber insbesondere bei den ausdrucksstarken Animationen und Effekten setzt “Lower Decks” bewusst übertriebene und ausufernde Bewegungen und Darstellungen ein. So speien die infizierten Offiziere in der Episode literweiser schwarze Fontänen auf andere Crewmitglieder und Boimler wird minutenlang von einer vegetarischen Riesenspinne herumgeschleudert. Eingedenk des Genres sind dies völlig erwartbare stilistische Entscheidungen, die man so sicherlich nicht in einer Live-Action-Show inszenieren würde.

Boimler in "Second Contact" (Bild: ViacomCBS)
Boimler in “Second Contact” (Bild: ViacomCBS)

Eine Bemerkung zur Tonspur: Obwohl “Lower Decks” auf dem hauseigenen Streamingdienst “CBS All Access” ausgestrahlt wird, der nicht den üblichen Regularien zum Jugendschutz unterliegt, bleept die Serie “farbige Metaphern” (geäußert durch Dr. T’Ana) weg. Das ist mit großer Sicherheit eine kreative Entscheidung und keine Vorgabe bzw. Zensur. Es wird spannend sein zu erfahren, was dahinter steckt. Es könnte sich als Running Gag erweisen, falls der Universalübersetzer dafür verantwortlich ist. Vielleicht ist es aber auch einfach nur eine ironische Reaktion auf die Teile des “Discovery” und “Picard”-Publikums, die sich an den Kraftausdrücken jener Serien gestört haben.

Schließlich bleibt noch zu erwähnen, dass sich “Lower Decks” trotz der Cartoon-Präsentation und des zugespitzten Humors in vielen Belangen wie eine “Heimkehr” zu “The Next Generation” anfühlt. Das beginnt schon mit dem Titelfont “Crillee Italic” des Vor- und Abspanns (nach dem Vorspann wird der Name der Episode eingeblendet!), setzt sich fort über Uniform- und Set-Design und gipfelt in einem dem Original in nichts nachstehenden authentischen LCARS-Interface der Computerterminals (laut Twitter-Meldung mit dem Segen von Altmeister Mike Okuda). Wer schon bei “The Orville” 90er-Jahre-“Trek-Vibes” verspürte, für den wird “Lower Decks” eine lange überfällige Rückkehr ins 24. Jahrhundert.

Die Brücke der Cerritos in "Second Contact" (Bild: ViacomCBS)
Die Brücke der Cerritos in “Second Contact” (Bild: ViacomCBS)

Beobachtungen

  • Den “Lower Decks” geht es auf der Cerritos deutlich schlechter als in der “TNG”-Folge mit dem selben Namen. Statt in eigenen Quartieren müssen sie in Kojen schlafen.
  • Obwohl die Cerritos deutlich kleiner als die Enterprise-D ist, scheint die Bar doppelt so groß zu sein wie Zehn Vorne.
  • Die Galardonier haben eine Hobbithöhle in ihrer Siedlung.
  • Rutherfords Implantat ist ein vulkanisches Fabrikat.
  • Mariner rattert in der letzten Szene mehr Kanon-Referenzen runter als in der ganzen Episode davor zusammen: cha’DIch (Rolle im klingonischen Rechtssystem), Spocks Tod, Khan und Genesis, die Wale (George und Gracie aus “Star Trek IV”), Sulus Schwertkampf, Kirk, Worf, Gary Mitchell (aus dem zweiten Pilotfilm der “Original Series”) und Deanna Troi.

Fazit

“Second Contact” wird niemanden, der sich schon nach dem Blick auf den ersten Trailer im Graben gegen die Serie in Stellung gebracht hat, zum begeisternden Fan bekehren. Dafür bietet die Folge mit einigen flachen, pubertären Gags zu viel offensichtliche Angriffsfläche.

Aber, und das ist ein großes Aber: Ehrlicherweise leistet die erste Folge “Lower Decks” mehr, als man ihr fairerweise abverlangen kann. Für einen zeitgenössischen Erwachsenen-Cartoon zeigt sie ungewöhnlich viel Interesse am Innenleben ihrer Figuren. Und sie weigert sich, billige, zynische Pointen auf ihre Kosten zu machen.

Jedem Fan sind natürlich unterschiedliche Aspekte von “Star Trek” wichtig. Wem wie dem Rezensent vor allen Dingen der humanistische Kern am Herzen liegt, wird von “Lower Decks” nicht enttäuscht werden. Trotz aller Übertreibung bei Animation und Effekten erzählt “Second Contact” ein äußerst klassische “Trek”-Story mit dramatischem A- und emotionalem B-Plot, der die wahre Natur unserer neuen Helden in Extremsituationen illustriert. Das authentischen “Trek”-Gefühl trüben mir daher weder Animation noch gelegentliche Albernheit. Wenn es etwas zu kritteln gibt, ist das die dramaturgische Zuspitzung des auf mich künstlich wirkenden Gefälles zwischen Senior- und Junioroffizieren.

Rutherford, Tendi, Boimler und Mariner in "Second Contact" (Bild: ViacomCBS)
Rutherford, Tendi, Boimler und Mariner in “Second Contact” (Bild: ViacomCBS)

Bleibt die äußerst subjektive Frage des Humors. Leider können Witz und Esprits nicht das Niveau von “Firefly” erreichen, dafür ist “Lower Decks” zu oft zu laut und überzogen. Vergleicht man “Lower Decks” jedoch mit seinen Artgenossen wie “Disenchanted”, wäre es unfair, dies der Serie vorzuhalten. Im Gegenteil: Ich hatte ehrlicherweise Schlimmeres befürchtet. Stattdessen stelle ich fest, dass viele Pointen gerade deswegen landen und funktionieren, weil McMahan offensichtlich ein tiefes Verständnis für das Wesen (und die Stereotypen und Klischees) von “Star Trek” hat. Sicherlich würde ich mir mehr Finesse und weniger Humor unter der Gürtellinie wünschen, aber an dieser Front wird es schwer fallen, es allen Recht zu machen.

“Second Contact” ist also keine Sternstunde des Franchises, aber dennoch ein überaus respektabler Einstand für die erste Animationsserie im “Star Trek”-Universum seit 46 Jahren.

Bewertung

Handlung der Einzelepisode [usr 3 max=”6″]
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs [usr 4 max=”6″]
Stringenz des bekannten Kanons [usr 5 max=”6″]
Charakterentwicklung [usr 4 max=”6″]
Spannung [usr 3 max=”6″]
Action & Effekte [usr 5 max=”6″]
Humor [usr 4 max=”6″]
Intellektueller Anspruch [usr 2 max=”6″]
Gesamt          [usr 4 max=”6″]

Episoden-Infos

Episodennummer 1 (Staffel 1, Episode 1)
Originaltitel Second Contact
Deutscher Titel unbekannt
Erstausstrahlung USA Donnerstag, 06. August 2020
Erstausstrahlung Deutschland unbekannt
Drehbuch Mike McMahan
Regie Barry J. Kelly
Laufzeit 26 Minuten

Mit Rücksicht auf andere Leser, die die Folge noch nicht gesehen haben, bitten wir, in den Kommentaren zu diesem Artikel auf Spoiler zu verzichten. Danke!

christopher.kurtz
Christopher Kurtz
Seit den frühen 2000ern ist Christopher Redakteur im TrekZone Network. Wenn er nicht in den unendlichen Weiten nach kritisch rationalem Humanismus Ausschau hält oder sich über die Plausibilität fiktiver Technologien und Gesellschaftsformen den Kopf zermartert, findet man ihn meistens in der Nähe von Spielen der geselligen Art, egal ob analog oder digital, ob als Mitspieler oder Gelegenheitsautor.

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Lower Decks ist in meinen Augen ein Scherz, und zwar ein ganz schlechter. Bin schon gespannt auf die Audience Score bei Rotten Tomatoes in den nächsten Wochen. Es würde mich überraschen, wenn sie nicht ähnlich mies wäre wie bei Picard und Discovery.

Habe an anderer Stelle gelesen, dass man an der Bearbeitung für den deutschen Markt ist. Schreib das jetzt direkt dir, da alle anderen nur am Nörgeln sind und sowieso alles scheisse finden.

Nachdem ich mir die Episode gratis auf einem einschlägigen Portal angesehen habe, komme ich zu dem Schluss, dass “Star Trek: Lower Decks” der nächste Star Trek Flop ist, den CBS zwecks Gesichtswahrung – und um Investoren hinter die Fichte zu führen – eine Zeit lang mitschleppen wird, bevor er in der Vergessenheit verschwindet. Ich fand die Handlung nicht unterhaltsam, sondern bestenfalls vulgär. Wie oben schon jemand geschrieben hat ist die Rollenverteilung unter den beiden Geschlechtern relativ einseitig und klar. Die Männer sind überwiegend Nerds oder Dude-Bro-Kasper mit ins Lächerliche übersteigertem maskulinem Gehabe. Die Frauen sind zwar auch nicht fehlerfrei, aber… Weiterlesen »

Robert Mayer-Burnetts aktuellen Kommentar speziell zu Lower Decks und Nu-Trek im Allgemeinen sollte man sich ansehen. Dieser Mann, der die TNG-Blu-Ray-Specials produziert hat, trifft wieder einmal den Nagel auf den Kopf.

https://www.youtube.com/watch?v=cHeGtFvtHK0

Die Figuren der Serie reden schneller als Ben Shapiro oder Ken Jebsen. Ermüdend und auf Dauer für mich nicht auszuhalten. Vielleicht soll dieser Schnellsprech über die flachen, unlustigen Dialoge hinwegtäuschen. Ansonsten wieder der übliche umgedrehte Seximus (Frauen toll, Männer Deppen) wie man es von diesen heuchlerischen intersektionellen Champagner-Marxisten rund um Kurtzman gewöhnt ist. Nein danke, nichts für mich. Da bewundere ich lieber die Maserung der Holzverkleidung an meiner Wohnzimmerdecke und warte auf die Bruchlandung dieses Unsinns. Dass CBS trotz ausreichender Vorlaufzeit diesmal keinen internationalen Distributionspartner gefunden hat, spricht ja Bände. Netflix wie auch Amazon sind eben gebrannte Kinder, nach ihren… Weiterlesen »

Um die internationalen Ausstrahlungsrechte scheint man sich nicht gerade zu reißen …

Die Kurzrezension macht mich sehr neugierig. Schade, dass man noch nicht weiss, wann die Serie im deutschsprachigen Raum startet. Ich hoffe, man arbeitet an der Synchro…

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