Heute sehen wir uns “Wonder Woman” im Albenformat an.
Vorsicht, Spoiler!
Inhalt (Klappentext):
Die Amazone Wonder Woman erwacht in einer wilden postapokalyptischen Zukunft, in der die letzten Menschen ums Überleben kämpfen. Bizarre Monster terrorisieren diese fast gänzlich tote Erde, und unter den wenigen Menschen, die noch am Leben sind, herrschen Misstrauen und Gewalt. Um herauszufinden, was mit der Welt passiert ist, die zu beschützen Diana einst geschworen hat, schließt sie sich einer Gruppe Jäger aus einer der letzten Siedlungen an …
Kritik
“Wonder Woman” im Albenformat? Ja, denn mit dem Black Label gibt es das. Hier werden ein paar experimentelle Stories präsentiert oder – wie in diesem Fall – ein kleiner Beitrag aus der “What if…?“-Kerbe. Das mag jetzt vielleicht nicht neu sein, hat aber in der Vergangenheit schon zum ein oder anderem schönen Kleinod geführt.
Auch zeichnungstechnisch geht man hier eher neue Wege. Die bunte Superhelden-Welt ist passé, hier ist alles etwas dunkler, kantiger und vor allem auch blutiger (auch wenn man allzu viel Splatter natürlich nicht erwarten sollte). An und für sich funktioniert das auch ganz gut und das Großformat des Albums wird zu einigen sehr schönen Panoramaszenen genutzt. Okay, Panorama ist in einer zerstörten Welt wohl etwas zuviel gesagt und auch die ein oder andere Kampfszene wird so großflächig in Szene gesetzt. Wie es für solche Szenen üblich ist, gibt es dort dann eben auch wenig Sprechblasen und die ohnehin schon recht kurze Geschichte wird dadurch quasi noch kürzer. Aber keine Sorge, es gibt in den anderen Panels noch genug zu lesen.
Ein kleines Manko muss man dem Comic dann aber doch zugestehen, nämlich den Umstand, dass alle recht jung aussehen. Gut, für die Bösewichte trifft das eher nicht zu, aber der Trupp um Diana und auch Wonder Woman selbst wirken, als ob sie gerade einmal 16 wären. Mag dies für die Jugendlichen in der Story passend sein, so wirkt es bei Diana dann aber doch sehr befremdlich, denn das alles soll schließlich nach ihren Abenteuern spielen.
Und damit sind wir auch schon gleich bei der Story angekommen: Wonder Woman wacht in der apokalyptischen Zukunft auf. Und da stellt sich dann auch gleich die Frage: Warum eigentlich? Als Amazone altert sie doch eh nicht. Aber dies dient schlussendlich auch als Story-Kniff, da sich Diana ja nicht erinnert bzw. so die Apokalypse verpasst hat. Da wirkt auch der Schock des toten Batman umso mehr – und ist natürlich auch ein Fan-Gimmick, denn Diana wacht in der Bat-Höhle auf. Was dann folgt, kennt man allerdings aus diversen Endzeit-Publikationen: Die Überlebenden haben noch nie von Diana gehört und wollen sie sogleich verkaufen – Gladiatorenkämpfe inklusive. Immerhin darf auch Cheetah noch ein kurzes Stelldichein geben.
Was allerdings am schönsten an dem Band ist, das sind mit Sicherheit die Charakterzeichnungen. Diana glaubt bis zum Ende an das Gute im Menschen. Das könnte sie glatt von Superman gelernt haben. Und so ist es wenig verwunderlich, dass sie sich letztlich zur Anführerin aufschwingt.
Am Ende will man sich gar nach Themyscira aufmachen, denn wer, wenn nicht die Amazonen, können die Apokalypse überlebt haben? Die ab und an eingestreuten Rückblicke zur Insel wirken indes aber eher etwas überflüssig. Dennoch macht der Cliffhanger Lust auf mehr und man darf sich auf den zweiten Band freuen.
Fazit
Trotz eines nicht mehr ganz frischen Settings überzeugt der Band vor allem durch gute Charakterzeichnungen. Mal sehen, wohin die Reihe noch führen wird.
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Information: Ein Exemplar dieser Ausgabe wurde dem Autor vom Verlag zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.
Quick-Infos
Autor: | Daniel Warren Johnson |
Zeichner: | Mike Spicer |
Originaltitel: | Wonder Woman – Dead Earth 1 |
Jahr der Veröffentlichung (Original): | 2020 |
Übersetzer: | Josef Rother |
Seitenanzahl: | 52 |
Preis: | 13.- Euro |
ISBN: | 978-3-7416-1829-1 |
Verlag: | Panini |