Dieses Hörspiel basiert auf dem gleichnamigen Märchen von Wilhelm Hauff. Ob es uns heute noch, gut 200 Jahre nach Erstveröffentlichung, hinter dem Ofen hervorlockt, erfahrt ihr in dieser Rezension.
Achtung: Es gibt ein paar Mini-Spoiler!
Darum geht es
Der Köhlerjunge Peter Munk ist unzufrieden mit seinem arbeitsreichen, schmutzigen Leben. Er erhofft sich Hilfe von einem guten Waldgeist, dem Glasmännlein. Dieser gewährt Peter drei Wünsche, die dieser jedoch nur zu seinem eigenen Vorteil einsetzt. Das Glasmännlein ist entsetzt. Prompt geschieht es, dass Peter in größte Schwierigkeiten gerät. In seiner Verzweiflung wendet er sich an einen finsteren Bewohner des Waldes, den Holländer-Michel. Dieser verlangt von Peter nichts Geringeres als einen Pakt, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Umsetzung
Die Geschichte basiert auf einem Märchen von Wilhelm Hauff und erschien 1827 im Märchenalmanach. Sie wurde ganze neunmal verfilmt. Das letzte Mal im Jahr 2016.
Anscheinend hat der Inhalt nichts von seiner Aktualität verloren.
Die Umsetzung ist perfekt gelungen. Der düstere Schwarzwald bietet einen spannenden Handlungsort. Die Gepflogenheiten, der Aberglaube, die Ängste und die übrige Kultur (Dorfleben) werden schön beleuchtet. Auch die Hoffnungslosigkeit, es jemals mit dem Köhlerhandwerk zu Reichtum zu bringen, kommt prima rüber. Früher kam man eben nicht aus seinem Beruf heraus, Quereinsteiger gab es noch nicht. Peter Munk versucht zwar, eine Glashütte zu führen, doch es scheitert am Fachwissen und an der Akzeptanz seiner Mitarbeiter. Er entscheidet sich daher für die Abkürzung und gibt sich kurzerhand mit jeder Menge Geld zufrieden.
Dass Geld nicht glücklich macht und man sich damit keine Liebe kaufen kann, erfährt er, als ein Streit zwischen ihm und seiner Frau eskaliert.
Und doch besinnt er sich letztlich auf die wahren Werte.
Die Kontrahenten, das Glasmännchen sowie der Holländer-Michel sind detailreich charakterisiert. So kommt das Spitzbübische des Glasmännchens zum Tragen, das seine Aufgabenstellung stets mit Denkarbeit versieht. Den krassen Gegensatz finden wir beim Holländer-Michel, der mit plumper Gewalt und leeren Versprechungen seine Seelen fängt. Ich gebe an dieser Stelle zu, dass ich mich als Kind ziemlich vor der Figur des Holländer-Michels gegruselt habe. Auch in diesem Hörspiel sorgt er für Gänsehaut.
Die Sprecher leisten ganze Arbeit. Peter Weis gibt sich als Erzähler die Ehre. Peter Munk wird von Jonas Minthe gesprochen, der in dieser Folge eine große Bandbreite seines Könnens zum Besten gibt. Denn er spricht sowohl sehr gefühlvoll als auch sehr kalt. Barbara Munk wird von Regina Lemnitz gesprochen. Gudo Hoegel darf als Glasmännchen Peter Munk auf die Probe stellen. Dem dröhnenden Holländer-Michel lieh Uli Krohm seine Stimme. Alle Stimmen aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, denn die Doppelfolge hat einen großen Sprechercast.
Das Cover könnte direkt aus der Verfilmung von Paul Verhoeven von 1950 sein. Peter Munk wurde damals von Lutz Moik gespielt. Es zeigt ein Glas mit einem Herz darin, das der Holländermichel in den Händen hält und dieses triumphierend ansieht. Der Charakter Peter Munk ist von der Seite zu sehen. Sein Gesichtsausdruck ist zornig. Hervorragend gezeichnet von Ertugrul Edirne.
Fazit
Obgleich dieses Märchen schon oft als Remake aufgetaucht ist, überzeugt dieses Hörspiel auf ganzer Linie. Ich war fasziniert und die Laufzeit von 94 Minuten verging wie im Fluge. Unbedingte Kaufempfehlung, es lohnt sich.
Bewertung: [usr 5]
Episoden-Infos
Folge | 159 (2 CDs) |
Originaltitel | Das kalte Herz |
Autor | Wilhelm Hauff |
Label | Titania Medien |
VÖ | März 2020 |
ISBN | 978-3-7857-8159-3 |
Cover Illustration | Ertugrul Edirne |
Laufzeit | 94 Minuten |