Was passieren kann, wenn man eine zu reine Seele hat, könnt ihr in dieser Hörspielrezension nachlesen.
Darum geht es
London, um 1900: Doktor Black gilt als verrufener Charakter. Es heißt, er habe seine Frau getötet. Doch Dyson, ein Schriftsteller, der sich aus Recherchezwecken gerne in den Straßen der Stadt herumtreibt, sieht besagte Frau des Arztes eines Tages am Fenster des Wohnhauses des Ehepaares Black stehen. Nicht die Schönheit der Frau habe ihn schauern lassen, sondern ihre diabolische Ausstrahlung, erzählt er später einem Bekannten, Mr. Salisbury. Und just jener Bekannte wird Augenzeuge eines Streits zwischen einem Paar, der unmittelbar mit dem ominösen „Mord“ der Arztgattin zu tun hat. Tatsächlich taucht ihre Leiche auf und wird obduziert. Der Pathologe berichtet davon, dass das Gehirn der Frau nicht menschlich gewesen sei. Dysons und Salisburys Ehrgeiz ist geweckt.
Umsetzung
Die Geschichte stammt aus der Feder von Arthur Machen, der schon die Vorlage zu dem Hörspiel „Der gewaltige Gott Pan“ lieferte. Machen versteht sich auf die ruhigen Geschichten, die sich im Laufe der Zeit wie ein Puzzle zusammensetzen. Die Stimmung lässt hier ein dunkelgraues bis schwarzes Puzzle vor unserem geistigen Auge entstehen. Das düstere Ambiente der Straßen, die verkommenen Charaktere und letztlich der Plot zeichnen ein Bild des beginnenden 20. Jahrhunderts im von Industrie und Handel geprägten London. Außerdem ist es eine Geschichte von Einsamkeit und wie einem eine falsche Entscheidung das komplette Leben versauen kann. Im Gegensatz zu anderen Hörspielen hatte ich hier keine Figur, die ich nicht mochte. Die Beweggründe konnte ich immer nachvollziehen. Gerade das macht den Reiz dieser Geschichte aus, sie ist menschlich. Sie nimmt einen mit.
Der Aufbau der Geschichte bleibt bis zum Schluss spannend. Die Dialoge sind zielführend, da war nichts Überflüssiges dabei. Hier wurde aus der Originalfassung etliches an schwülstigen Beschreibungen gestrichen. Die Stimmen sind sehr sympathisch. Besonders hervor stach die spätere Vermieterin von Doktor Black, die mit ihrem Berliner Akzent freche Töne einbrachte. Sehr angenehm empfand ich die Stimmen von Salisbury, dem Freund des Schriftstellers sowie Dysons Stimme.
Die begleitende Musik im Stück beginnt ruhig und steigert sich der dramatischen Handlung entsprechend zu einem schnelleren und lauteren Orchester. Andere Sounds sind sparsam eingesetzt, man hört sie bewusst nur in drei bis vier Fällen. Zum Beispiel als Überblende bei dem vorgelesenen Text oder als Hall in großen Gebäuden.
Das Cover ist schön designed. Es zeigt eine eingesperrte Frau in einem Edelstein. Leider nimmt es ein Stückweit die Handlung vorweg. Auch dieses Titelbild stammt aus den Zeichenstiften von Ertugrul Edirne.
Fazit
Eine stilvolle ruhige Geschichte, die in einem nachhallt.
Bewertung: [usr 5]
Episoden-Infos
Folge | 158 |
Originaltitel | The Inmost Light |
Autor | Arthur Machen |
Label | Titania Medien |
VÖ | März 2020 |
ISBN | 978-3-7857-81586 |
Cover Illustration | Ertugrul Edirne |
Laufzeit | ca. 55 Minuten |