Dieses Hörspiel basiert auf einer Geschichte von Ambrose Bierce, der sie um 1900 verfasste. Doch die Aussage ist erschreckend aktuell.
Darum geht es
Jenner Brading hält um die Hand seiner Liebsten an und wird brüsk zurückgewiesen. Warum nur möchte Irene Marlowe nicht seine Frau werden? Nach etlichem Nachbohren erzählt ihm Irene eine Geschichte, die sich um die Vergangenheit ihrer Familie dreht.
Es gibt einen guten Grund, warum Irene sich nicht an einen Mann binden möchte. Eingebettet in die Rahmenhandlung mit Jenner und Irene, 1890, wird die Geschichte der Marlowes erzählt. Charles und Gertie Marlowe sind arme Siedler, die in der Einöde ihr Heim gefunden haben. Umgeben von dichtem Wald und den Ureinwohnern, die weiße Siedler so ganz und gar nicht schätzen, fühlt sich Gertie mehr als unwohl. Eines Tages gerät sie in Gefahr, als sie mit ihrem Neugeborenen allein in der Hütte ist.
Umsetzung
Der Spannungsbogen verläuft relativ flach, weil schon sehr früh klar wird, worin Irenes Problem begründet liegt. Gertie Marlowe hätte gerne ein paar Facetten mehr vertragen. Ihre Rolle beschränkt sich größtenteils auf Unartikuliertes. Es wird erwähnt, dass sie Angst hat. Aber gespürt habe ich ihre Angst nicht, weil die Geräuschkulisse nicht so richtig zu den Szenen in der Hütte passte und diese auch lange dauerten. Nachvollziehbar war dann jedoch wieder, was mit ihr im Folgenden geschieht. Und diese Szene, in der ihr Mann Charles von der Jagd kommt und sie in der Ecke kauernd vorfindet, ist sehr spannend und gefällt mir extrem gut. Auch der Schluss ist rasant. Da kommt die Geschichte richtig in Fahrt.
Die Stimmen sind wieder einmal ein Genuss. Was die Sprecher betrifft, so hängt die Messlatte bei Titania Medien hoch und bleibt auch in dieser Folge auf einem professionellen Niveau. Thomas Balou Martin gibt den Erzähler und macht das in einer ruhigen souveränen Weise. Patrick Stanke brilliert als Jenner Brading. Sigrid Burkholder spricht Gertie. Uli Krohm lieh Charles Marlowe seine Stimme. Jessica Kessler in ihrer Rolle als Irene möchte ich hier besonders hervorheben. Sie gefiel mir, weil sie in dieser Folge eine große stimmliche Vielfalt präsentiert.
Dieses Mal ist es mir auch wichtig, ein Wort über die Herkunft der Hörspielvorlage zu verlieren. Der Autor, Ambrose Bierce, der die Geschichte zu diesem Hörspiel lieferte, wuchs mit 12 Geschwistern auf einer Farm auf. Möglicherweise nahm er daher die Inspiration des einsamen Hauses in der Einöde, zurückgeworfen auf die Familie. Er nahm als Soldat im Bürgerkrieg teil. Das Kriegsgeschehen flocht er auch immer wieder in seinen Kurzgeschichten ein. Er war als Journalist aktiv und als Autor von Horrorgeschichten verehrt. In der Mexikanischen Revolution, 1914, verschwand er spurlos. Diese Verlassenheit spiegel sich auch in dieser Geschichte wider.
Die gesamte Vertonung, Musik wie auch andere Geräusche, empfand ich als sehr angenehm. Das Brüllen des Panthers war in Ordnung, man hörte das Tier heraus. Ein Baby an Bord, das ist auch mal eine schöne Abwechslung.
Das Cover wird von einem riesigen Pantherkopf geschmückt, dem zentralen Thema dieses Hörspiels. Die Ohren angelegt, das Maul zu einem Fauchen aufgerissen, die Augen starr nach vorne gerichtet, kann einem das Bild direkt Angst machen. Und trifft damit genau ins Schwarze.n Es wurde von Ertugrul Edirne gezeichnet, der schon etliche Cover für diese Reihe illustrierte.
Fazit
„Das Auge des Panthers“ ist keine typische Schauergeschichte. Vielmehr ist es eine Geschichte über die Einsamkeit und das Verlassensein. Über dunkle Geheimnisse und wie es ist, am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein.
Bewertung: [usr 4]
Episoden-Infos
Folge | 157 |
Originaltitel | The Eyes of the Panther |
Autor | Ambrose Bierce |
Label | Titania Medien |
VÖ | Februar 2020 |
ISBN | 978-3-7857-8157-9 |
Cover Illustration | Ertugrul Edirne |
Laufzeit | 41 Minuten |