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StartLiteraturStar-TrekRezension: "Star Trek: Deep Space Nine - Mysterien"

Rezension: “Star Trek: Deep Space Nine – Mysterien”

Inhalt (Klappentext):

Elim Garak ist zum Kastellan der Cardassianischen Union aufgestiegen … doch die unmittelbar bevorstehende Veröffentlichung eines Berichts, der die Kriegsverbrechen seines Volkes während der Besatzung von Bajor enthüllt, droht das Militär gegen ihn aufzubringen. Und die Entdeckung eines verborgenen Archivs aus den letzten Jahren vor dem Dominion-Krieg könnte die Reputation Natima Langs, der Spitzenkandidatin für den Leitungsposten der prestigeträchtigen Universität der Union, zerstören.

Mysterien (Cross Cult)

Kritik

Das neue “Star Trek”-Buch stammt aus der Feder von Una McCormack, die ja bereits viel zum Trek-Universum beigetragen hat und erst kürzlich den “Picard”-Roman geschrieben hat. Dieser krempelt den bisherigen Buch-Kanon natürlich um, worunter genau genommen auch dieses Buch fällt. Dieses spielt 2386, also im “alten” 2386 (vor der neuen Serie), allerdings gibt es hier nicht so viele Berührungspunkte. Denn die Story spielt auf Cardassia nach dem letzten “Star Trek”-Roman “Kontrolle”. Damit ist er einer der Romane, die in der Roman-Kontinuität am nächsten am Datum des Reboot-Filmes dran sind. Von der romulanischen Supernova ist allerdings auch hier noch keine Rede.

An dieser Stelle sollte ich wohl auch erwähnen, dass ich persönlich nie ein sonderlicher Cardassianer-Fan gewesen bin. Und ein Buch, in dem keiner der bekannten Helden auftaucht (außer Garak), kann das funktionieren? Nun, zumindest beschäftigt sich der Roman mit typischen “Star Trek”-Themen und Una McCormack hatte ja in der Vergangenheit schon gute Bücher geschrieben. Vor allem die andorianische Fortpflanzungskrise geht auch auf ihr Konto. Sprich: Sie kennt das Universum und schreibt auch die Cardassianer zutreffend.

Und so ganz ohne bekannte Helden kommt der Roman dann auch nicht aus, denn Doktor Pulaski taucht auf (wie alt ist die denn In-Universe inzwischen?). Diese darf in gewohnter Manier auch ein wenig auf den Putz hauen, sodass McCormack also auch diesen Charakter gut trifft. Hinzu kommen noch Auftritte von Natima Lang (die man aus “Deep Space Nine” kennt) und einiger neuer Figuren, die man in den letzten Romanen auf und um Cardassia kennengelernt hat. Von den homoerotischen Untertönen, die man bezüglich Garak und seinem Adjutanten mitbekommt und die jeder für sich selber interpretieren sollte, mal abgesehen, ist das ja nicht unbedingt etwas Schlechtes. Bereits im “TNG”-Relaunch hat man bekanntlich ebenfalls verstärkt auf neue Charaktere gesetzt und auch dort funktioniert es.

So funktioniert auch die hier dargestellte Story recht gut, allerdings hat sie auch ein paar Mankos. Beginnen wir mit dem Wesentlichen: Die Kriegsverbrecher Cardassias sollen verurteilt werden für das, was auf Bajor geschehen ist (zumindest die noch Lebenden). Dies ist ein typisches “Star Trek”-Thema, das vor allem zu Beginn des Romans auch sehr gut aufgebaut wird. Hier gibt es auch schöne Konflikte und Diskussionen darüber, ob man dies nach all den Jahren und all dem Leid, das auch Cardassia widerfahren ist, noch tun sollte. Wobei sich die Antwort – ein “Ja” – hier schnell herauskristallisiert.

Dann schwenkt die Handlung ein Stück weit um, denn es tauchen Dateien auf, die Lang belasten. Auch hier wird wieder ein schönes “Star Trek”-Thema in den Mittelpunkt gerückt: Rassismus bzw. der Status von Kindern, deren Eltern unterschiedlichen Spezies angehören. Die sich anschließende Entführungsgeschichte gehört dann aber zu den schlechteren Teilen der Handlung. Klar, man konnte sich nicht nur auf die moralischen Sachen konzentrieren und brauchte auch etwas Action zur Ablenkung, richtig mitreißend war dieser Teil am Ende dann aber nicht.

Das liegt nicht nur daran, dass man solche Entführungsstories schon oft genug gesehen (oder gelesen) hat. Nein, auch die Auflösung des Ganzen, die hier mal gespoilert werden soll, denn im Grunde steckt ein durchgeknallter Agent dahinter, lässt einiges zu wünschen übrig. Es wirkt nämlich schon etwas konstruiert und allzu offensichtlich, dass man hier noch einen kleinen Lückenfüller einbauen musste oder wollte, um damit Konflikte zwischen den Charakteren zu schüren. Denn niemand weiß zu diesem Zeitpunkt, wer nun genau dahinter steckt, und deshalb verdächtigt auch jeder jeden.

Dabei wird an dieser Stelle versucht, Garak weiter geheimnisvoll und unnahbar erscheinen zu lassen. Statt direkt über manche Themen zu reden, umschifft er heikle Punkte etwa und gibt sich aalglatt. Das mag zu einem gewissen Teil seiner Charakterisierung in der Fernsehserie entsprechen und soll hier dazu dienen, den Leser auf die falsche Fährte zu führen und ihn sich fragen zu lassen, ob Garak nicht doch dahinter steckt, um etwas zu vertuschen. Nach sieben Staffeln “Deep Space Nine” und unzähligen Büchern funktioniert das allerdings leider nicht mehr wirklich. Zumindest bei mir bestand hier niemals irgendein Zweifel daran, dass Garak wirklich unschuldig ist. Daher waren auch diese Szenen ein Stück weit zu bemüht.

Zum Glück wird die Entführungssache dann aber schnell aufgelöst und es sind noch fast 100 Seiten des Buches übrig. Die Hoffnung, dass man nun zu den moralischen Dilemmata zurückkehrt oder gar die Hybridkinder in den Vordergrund stellt, zerschlägt sich dann aber schnell. Zwar ist es schön zu lesen, wie es dann mit einzelnen Charakteren weitergeht, nach der großen Eröffnung ist es dann aber schon eine Enttäuschung, dass dieses Thema nicht weiter vertieft, sondern allenfalls nur noch angekratzt wird. Und auch, dass am Ende jemand vom Geheimdienst bei Pulaski auftaucht und erklärt, man habe den Abtrünnigen jetzt herausgeholt, wirkt etwas fadenscheinig. Klar, Garak hat es mitgekriegt, aber nachdem der Bösewicht im Gewahrsam ist, hätte es diese Erklärung für Pulsaki eigentlich nicht gebraucht – und warum sollte ein Geheimdienstmitarbeiter sowas auch tun? Um noch eine letzte kleine Konfliktszene zwischen Pulsaki und ihrem neuen Freund, der auch beim Geheimdienst war, einzubauen natürlich. Auch das hätte man anders lösen können.

Fazit

“Mysterien” ist nicht das schlechteste Buch von McCormack, sie hat aber auch schon Besseres abgeliefert. Enttäuschend ist vor allem, dass der Anfang mit den moralischen Dilemmata am Ende fast schon in der Versenkung verschwindet und es keine Hinweise mehr darauf gibt, wie diese Strafverfolgung aussieht oder wen es denn nun erwischt. Viele Szenen wirken auch etwas konstruiert, um auf falsche Fährten zu locken, was bei derart stark etablierten Charakteren wie Garak aber nicht wirklich erfolgreich ist. Aber vielleicht werden diese Themen ja auch im Nachfolger noch mal aufgegriffen.

[usr 3]

Information: Ein Exemplar dieser Ausgabe wurde dem Autor vom Verlag zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.

Quick-Infos

Autor: Una McCormack
Originaltitel: Enigma Tales
Jahr der Veröffentlichung (Original): 2017
Übersetzer: René Ulmer
Seitenanzahl: 343
Preis: 15.- Euro
ISBN: 978-3-95981-148-4
Verlag: Cross Cult

 

Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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