Auch in der vierten Episode setzt “Star Trek: Picard” weiterhin auf Exposition. “Absolute Candor” führt zwei weitere Hauptcharaktere ein, gibt dem gealterten Picard noch mehr Charaktertiefe und bietet ferner spannende Einblicke in die romulanische Gesellschaft dieser Zeit. Das Drehbuch schwankt derweil zwischen genial und katastrophal und indiziert auf diese Weise sehr eindrucksvoll, wo die Stärken und wo die Schwächen der jüngsten Serie aus dem “Star Trek”-Universum liegen. Lest hier unsere ausführliche Episodenkritik.
Vorsicht, Spoiler!
Bühne frei für Patrick Stewart
“Absolute Candor” beleuchtet zunächst Picards Rettungsmission in den Tagen des Jahres 2385. Wir erleben einen enthusiastischen, emotionalen und aufopferungsvollen Picard, dem die Romulaner, die er zu retten gedenkt, wirklich am Herzen liegen. Picard ist ein Symbol der Hoffnung, eine Lichtgestalt, die Optimismus verbreitet. Und für den kleinen Elnor ist Picard sogar so etwas wie eine (groß)-väterliche Bezugsperson geworden. Aber sein Unbehagen gegenüber Kindern hatte Picard bekanntlich schon in der “TNG”-Folge “Katastrophe auf der Enterprise” (TNG 5×05) überwunden.
Ein großes Lob muss man Drehbuchautor Michael Chabon ganz sicher für jene Dialoge aussprechen, an denen Picard beteiligt ist. Picard ist hier endlich wieder der Picard, den wir kennen: nachdenklich, selbstkritisch, menschlich. Folglich kann Patrick Stewart hier das zweite Mal nach “Remembrance” zu schauspielerischer Topform auflaufen. Das war in den Folgen 2 und 3 nur bedingt der Fall gewesen. Auch seine Dialogpartner Amirah Vann (Zani), Evan Evagora (Elnor) und Evan Parke (Tenqem Adrev) können weitestgehend überzeugen, wobei Vann sicher heraussticht. Auch der 10-jährige Ian Nunney (junger Elnor) spielt wirklich toll für ein so junges Alter.
Versprechen sind Gefängnisse
Picard muss in dieser Folge einmal mehr mit den Dämonen seiner Vergangenheit in den Ring steigen und man merkt, wie sehr ihn die vor 14 Jahren getroffenen Entscheidungen immer noch bedrücken. Picards Scheitern hat derweil zwei Dimensionen – eine berufliche und eine persönliche. Dass Picard es seinerzeit nicht vermochte, die Sternenflotte vom Abbruch der Rettungsmission abzuhalten, ist eine Sache. Dass er es aber entgegen seines Versprechens nicht mehr für nötig gehalten hat, den kleinen Elnor aus seinem Flüchtlingsdasein auf Vashti zu befreien, steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt. Die Mittel hierfür hätte er auch als Privatier ganz sicher gehabt. Doch sein gekränktes Ego – eine Folge der Tatsache, dass er nicht alle gemachten Versprechungen auch einhalten konnte – ließ dies scheinbar nicht mehr zu. Stattdessen entschied sich Picard für den Rückzug. Und zwar gänzlich.
“A promise is a prison (…) Do not make yourself another’s jailer.”
Zani zu Elnor, 2385
“Yes. I allowed the perfect to become the enemy of the good.”
Jean-Luc Picard, 2399
“Star Trek” ist in “Absolute Candor” so philosophisch wie schon lange nicht mehr. Die Episode thematisiert die Frage, ob sich hohe moralische Ansprüche auch in Krisenzeiten mit der praktischen Wirklichkeit in Einklang bringen lassen. Und wie wir damit umgehen, wenn wir unseren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden können. Es geht auch um Versprechen und um die Ambivalenz von Hoffnung: Wer Hoffnung gibt, kann alte Mauern einreißen und neue Brücken bauen. So wie es Picard anfangs in Bezug auf die Romulaner noch gelingt. Enttäuschte Hoffnung kann aber auch – ebenso wie enttäuschte Liebe – in Wut, Hass oder gar Gewalt umschlagen. Denn in der verzerrten Perzeption der enttäuschten Romulaner hatten weder Picard noch die Föderation wirklich jemals die Absicht, den Romulaner zu helfen. Vielmehr sei es von Anfang an der Plan der Sternenflotte gewesen, die Romulaner zu schwächen und ihre Verzweiflung und Schwachheit auf perfide Weise auszunutzen.
Letztendlich ist es sein Perfektionismus, der Picard damals zum Verhängnis geworden ist – und den Romulanern auf Vashti. Einige Romulaner, wie die Qowat Milat, nehmen Picard sein Scheitern nicht übel, weil sie schon seine Bemühungen zu schätzen wissen. Andere wiederum haben sich von Picard und der Sternenflotte verlassen, verraten und gedemütigt gefühlt. Aus Hoffnung wurde Misstrauen. Aus Dankbarkeit wurden Wut, Hass und Rachsucht. Picard bekommt hier die Konsequenzen seines damaligen Handelns mit voller Wucht zu spüren. Dies allerdings nur auf der Makroebene.
Denn leider wiederholt das Drehbuch hier einen bereits in “The End is the Beginning” (1×03) begangenen Fehler. Wie schon in der vergangenen Woche bei Raffi kommt auch Elnors Sinneswandel einfach viel zu plötzlich und viel zu simpel. Picards Leben muss nur bedroht werden und schon hat Elnor es sich anders überlegt. Letztendlich versäumt man es hier ein zweites Mal, Picards Versagen im zwischenmenschlichen Bereich konsequent zu ahnden; nämlich mit dauerhafter Zurückweisung durch eine ihm vormals nahe stehenden Person. Stattdessen wird Picards fragwürdiges Verhalten viel zu schnell dadurch relativiert, dass er Elnors Vertrauen nach 14 Jahren Enttäuscht-Sein einfach so zurückgewinnen kann. Das ist irgendwie unglaubwürdig.
Kopfloser Gewaltexzess
Absolut daneben ist für mich die Enthauptungsszene: Nein, so etwas hat in “Star Trek” wirklich nichts verloren!!! Diese Anbiederung an den Zeitgeist (“The Witcher”, “Game of Thrones”) sollte “Star Trek” besser unterlassen. Es passt nicht zu diesem Franchise und es passt überhaupt nicht zu einer Serie mit dem Protagonisten Jean-Luc Picard. Die alibimäßige Standpauke, die Picard Elnor wenig später hält, kann diesen (in meinen Augen) Tabubruch hinsichtlich des humanistischen Grundtons von “Star Trek” auch nicht mehr entschuldigen.
Gerade in der heutigen Zeit, in der Terroristen mancherorts tatsächlich noch Enthauptungen durchführen und diese teilweise sogar ins Netz stellen, wäre es eigentlich die Pflicht einer “Star Trek”-Serie, sich ganz explizit von verharmlosenden Gewaltdarstellungen zu distanzieren. Elnor hätte zunächst Adrev entwaffnen können. Und bevor er zu dessen Enthauptung schreitet, greift Picard beherzt ein und retten so das Leben seines Angreifers. Das wäre “Star Trek” gewesen! Dass sich Patrick Stewart scheinbar gegen eine solche Szene nicht gewehrt hat, lässt mich tatsächlich etwas ratlos zurück. Überhaupt scheint mir die gesamte Schwertkampf-Szene völlig an den Haaren herbeigezogen zu sein. Aber heutzutage geht es wohl nicht mehr ohne Martial Arts-Action.
Von Kriegernonnen und Failed States
So begrüßenswert ich die in “Picard” vollzogene Ausdifferenzierung der romulanischen Kultur auch finde, so wenig überzeugt hat mich dann doch das gesamte Qowat Milat-Konzept. Dass auch “Star Trek” sein erzählerisches Repertoire von Zeit zu Zeit erweitern muss, liegt auf der Hand. Das haben “The Next Generation” und “Deep Space Nine” auch getan. Und das auch sehr erfolgreich. Aber müssen es unbedingt “Kriegernonnen” und ein romulanischer Legolas-Verschnitt sein? Überhaupt bringe ich die Eigenschaften der Qowat Milat als wohltätige Nonnen auf der einen und entschlossenen “Assassinen” auf der anderen Seite nicht so ganz unter einen Hut.
“I know (…) some Qowat Milat. (…) They are the most skilled single-combat fighters that I have ever seen. And the most feared enemies of the Tal Shiar.”
Jean-Luc Picard
Auch das Gerede vom Glaubenssatz der “unbedingten Offenheit” erscheint mir wenig konsistent; ebenso wie die Tatsache, dass die Qowat Milat die Todfeinde des Tal Shiar sein sollen. Mir machen die Autoren mittlerweile einfach viel zu viele Baustellen auf, was die einzelnen Gruppierungen betrifft: Tal Shiar, Zhat Vash, Qowat Milat, Romulan Free State, Romulan Rebirth Movement, Fenris Rangers, Warlords […]. Wer soll da noch den Überblick behalten?! Auch die Aussage, die Qowat Milat seien die fähigsten Nahkämpfer(innen), die Picard jemals gesehen hat, kommt doch etwas überraschend. Worf wäre jetzt sicher in seiner Ehre gekränkt, wenn er das gehört hätte.
“It’s everything here. The poverty, the degradation, the ethnic strife.”
Jean-Luc Picard
“Qiris sector’s sketchy nowadays. Serious power vacuum. Smugglers and petty warlords like Kar Kantar basically run the show.”
Cristóbal Rios
Ein Problem habe ich auch mit der Narration, das Romulanische Sternenimperium sei nach der Zerstörung von Romulus zerfallen und zu einem Failed State geworden. Einzelne Fraktionen beanspruchen nun gewisse Territorien, verfügen über unterschiedliche Ressourcen und kämpfen mehr gegeneinander, als dass sie sich gemeinsam für die Erneuerung ihres Reiches engagieren.
Dass Vashti hier als ein Spiegelbild einiger Regionen des Nahen Ostens und Nordafrikas (insbesondere Syrien und Libyen) fungieren soll, liegt auf der Hand. Das Umsiedlungszentrum ist eine ziemlich offensichtliche Allegorie auf die Flüchtlingszentren in dieser Region. Ebenso wie der Verweis auf ethnische Konflikte, Warlords, Splittergruppen, fundamentalistische Bewegungen und organisierte Kriminalität. Die Romulaner wurden zwar physisch gerettet, doch ihre neue Heimat ermöglicht ihnen kein gutes Leben mehr. Tenqem Adrev beklagt zudem, dass die Föderation keinen Respekt gegenüber der romulanischen Kultur zeige, und deutet damit einen “Clash of Civilizations” an.
“You and Starfleet had no understanding of Romulan ingenuity, resolve, self-suffiency. You took advantage of us at the very moment where we doubted ourselves. Enticed us with your empty promises. And did everything in your power to scatter, confuse and divide us.”
Tenqem Adrev
Grundsätzlich ist es erfreulich, wenn “Star Trek” die gegenwärtige Realität spiegelt. Das hat mir “Discovery” viel zu selten getan. Aber meiner Meinung nach eignen sich die Romulaner einfach nicht als Spiegelbild für die gescheiterten Staaten unserer Zeit, weil das Sternenimperium in den bisherigen “Star Trek”-Inkarnationen einfach viel zu mächtig, viel zu strukturiert und viel zu gefestigt war, um an einer solchen Naturkatastrophe völlig zugrunde zu gehen. Man darf nicht vergessen, dass die Romulaner einige Jahre Zeit hatten, ihre Welten zu evakuieren. Das Narrativ, die Romulaner wären früher wie heute ohne die Hilfe der Föderation vollkommen aufgeschmissen, kaufe ich den Autoren einfach nicht ab.
Wie unglaubwürdig diese Erzählung eigentlich ist, manifestiert sich vor allem in der Figur des Tenqem Adrev. Dieser soll einst Mitglied des romulanischen Senats gewesen sein, endet schließlich aber als Bittsteller der Föderation auf Vashti. Bei allem, was man bisher von den Romulanern zu sehen bekommen hat, wäre eigentlich davon auszugehen, dass die Senatoren als Teil der gesellschaftlichen Elite zu den ersten Romulanern hätten zählen müssen, die auf (reiche) Welten innerhalb des romulanischen Machtbereichs umgesiedelt werden.
Warten auf Ganmadan
Während man in “Absolute Condor” fast schon zu viel Input hinsichtlich der romulanischen Gesellschaft bekommt, zieht sich die Handlung um Maddox, aber auch um Narek, “Rizzo”, Soji und den Borg-Kubus hingegen wie Kaugummi. Hier werden böse Erinnerungen an die ewig lange Suche nach Spock in “Discovery” Season 2 wach.
“Ganmadan is what our ancestors called the Day of Annihilation.”
Professor Ramdha
Wenigstens gibt es einige neue Details zur Seb-Cheneb-Prophezeiung. Ramdha, die romulanische Hellseherin, spricht in einer Videoaufzeichnung, die sich Soji ansieht, von “Ganmadan”. Also der romulanischen Version des “Tag des Jüngsten Gerichts”, der ultimativen Apokalypse. An diesem Tag wird alles Leben vernichtet werden.
Und es geht schon wieder los! “Picard” hat sein “Control” gefunden und es steht mal wieder alles auf dem Spiel. Ganz ehrlich: Ich bin langsam echt genervt von dieser Dauer-Apokalypse!
“What happened when the Cube assimilated the Shaenor? Why did its crew and passangers lose their minds? Who were they?”
Narek
“That is the goal, you know. To kill them.”
“Yes, all of them.”
“Rizzo” & Narek
Genervt ist das richtige Stichwort. So gut mir Michael Chabons Dialoge auf Vashti gefallen, so beknackt finde ich fast alle Szenen, die auf dem Borg-Kubus spielen. “Rizzo” wirkt überzeichnet wie eh und je und auch inhaltlich drehen sich die Gespräche zwischen ihr und Narek einfach nur im Kreis. Ja, wir wisse es jetzt: “Rizzo” ist ganz, ganz böse und hat Angst, dass sich Narek tatsächlich in Soji verliebt. Und sie will diese besser früher als später tot sehen. Meine Güte, praktisch jeder Dialog zwischen diesen beiden Figuren hatte nur dieses eine Thema. Langsam ist’s dann auch mal gut! Wenigstens haben wir es jetzt amtlich: Irgendetwas war faul mit der Shaenor. Außerdem sollen die beiden romulanischen Agenten alle Synths vernichten – inklusive Soji.
“A Borg ritual. Shoes off. (…) Now watch this. Jajajajajajajaaaaaaaaaaaaaaaaa!”
Narek
Die dümmste aller Szenen in “Star Trek” war für mich bis jetzt stets die Hüpf-Szene in “Chula – Das Spiel” (“DS9” 1×10) gewesen. Dieser zweifelhafte Titel geht nun ohne jeden Zweifel an die Rutsch-Szene in “Absolute Candor”. Ich habe selten so einen Schwachsinn gesehen! Borg haben keine Rituale. Und auch keine Schuhe – zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Die ganze Beziehung zwischen Soji und Narek wirkt konstruiert, kindisch, vorhersehbar, in die Länge gezogen und nervt schon jetzt. Gut die Hälfte der Szenen mit Narek und Soji respektive Narek und “Rizzo” ist schlichtweg langweilig und unnötig. Und somit auch vergeudete Screentime, die an anderen Stellen deutlich sinnvoller hätte genutzt werden können.
Kaum Neues auf der La Sirena
Auch in Bezug auf die Charakterentwicklung von Picards neuer Crew ist “Absolute Candor” leider nur wenig ertragreich. Dr. Juratis Sprüche verlieren ähnlich schnell an Unterhaltungswert wie Sylvia Tillys Geschwätzigkeit in “Discovery”. Raffi Musiker bleibt leider genauso unsympathisch wie in ihrer ersten Folge, wobei mir ihr ständiges “J.L.” schon jetzt total auf die Nerven geht. Was Chris Rios betrifft, muss ich sagen, dass er mir von den Neuen noch am sympathischsten ist. Leider neigen die Autoren auch hinsichtlich dieses Charakters dazu, diesen unnötig zu überzeichnen – hier in Form zahlreicher Rios-Hologramme. Ich fand Emmet jetzt auch nicht wirklich besonders lustig.
Brace for Impact
Mit “Absolute Candor” wurde ein erster Wechsel im Regiestuhl vollzogen. “Star Trek”-Veteran Jonathan Frakes übernahm von Hanelle M. Culpepper, die in den ersten drei Folgen definitiv einen respektablen Job gemacht hat.
Auch wenn hier und da mit den mittlerweile standardmäßigen Lens Flares gearbeitet wurde, hat Frakes unter dem Strich doch eine mehr als solide Inszenierung auf den Bildschirm gezaubert. Bei den Dialogen verzichtet man auf unnötigen Firlefanz und legt den Fokus auf das Wesentliche. Auch die Schnitte sind angenehm konservativ, ohne jedoch altmodisch zu wirken. Jeff Russos Musik hält das sehr hohe Niveau und bietet auch deutlich mehr Abwechslung, als das noch in den Serien der 90er der Fall gewesen ist.
Tatsächlich sehen wir in “Absolute Candor” das erste Mal in “Picard” längere Szenen, die im Weltraum spielen. Die Raumschlacht ist optisch sehr gelungen, allen voran der alte romulanische Bird of Prey des Warlords Kar Kantar ist Fanservice pur. Enttäuscht hat mich jedoch die Verwendung des modernen Warp-Effekts. Dieser nimmt dem Weltraumflug leider jene Eleganz, die man stets verspürt, wenn etwa die Enterprise-D in “The Next Generation” mit Warp durchs All saust, irgendjemand durch die großen Panoramafenster blickt und das Sternenfeld vorbeizieht. Hier hätte ich mir mehr visuelle Kontinuität mit den alten Serien gewünscht.
“You owe me a ship, Picard.”
Seven of Nine
Die Episode schließt dann mit der Rückkehr einer alten Bekannten: Seven of Nine. Glaubt man den Aussagen von Jeri Ryan, dann wird auch Seven anfangs nicht sonderlich gut auf Picard zu sprechen sein. Aber auch das wird sich wohl schnell ändern. Hoffentlich nicht wieder zu schnell!
Das unentdeckte Land
Musiker hat Maddox auf “Freecloud” lokalisiert und nun will sich Picard mit seiner neuen Crew dort hinbegeben. Dem Trailer zu Episode 4 nach zu urteilen, ist Freecloud eine recht bizarre Welt.
Picard 1×05: “Stardust City Rag”
Inhalt: Die La Sirena Crew beginnt eine unvorhersehbare und lebhafte Expedition auf Freecloud, um nach Bruce Maddox zu suchen. Als sie erfahren, dass Maddox sich in einer prekären Situation befindet, bietet ihr ein bekanntes Gesicht ihre Hilfe an.
Fazit
“Absolute Candor” bewegt sich drehbuchtechnisch zwischen Genie und Wahnsinn. Das liegt daran, dass die Dialoge, die Picards Beziehung zu den Romulanern auf Vashti thematisieren, zweifellos zu den bisher besten dieser noch jungen Serie zählen. Die Szenen auf dem Borg-Kubus sind aber teilweise an Belanglosigkeit und Kitsch kaum zu überbieten. Dass das Drehbuch eines Pulitzer-Preisträgers dermaßen ambivalent sein kann, überrascht dann doch.
Picards persönliches Scheitern an dem Dilemma, das Wünschenswerte mit dem Machbaren in Einklang zu bringen, wird glaubwürdig abgehandelt und bietet Patrick Stewart nach zuletzt eher durchschnittlichen Picard-Momenten die Möglichkeit, seine großartige Schauspielkunst in einem völlig neuen Picard-Kontext unter Beweis zu stellen. Gleichwohl dreht sich die B-Handlung auf dem Borg-Kubus weiter im Kreis. Besonders schwere Kost sind die Szenen von Narek und Soji respektive “Rizzo”. Hier fehlt es eindeutig an Inspiration, Seriosität und Zielstrebigkeit.
Ein großes Manko der neuen Serie bleibt weiterhin die Überzeichnung einiger Charaktere, die Vorhersehbarkeit der Handlungen so mancher Akteure sowie das teils opulente Word Building, das es dem Zuschauer schier unmöglich macht, den Überblick zu behalten und Relevantes von Irrelevantem zu unterscheiden. Ähnlich wie schon bei “Discovery” stellt sich die Frage, wie es den Autoren in den verbleibenden sechs Episoden gelingen soll, alle Puzzleteile zu einem kohärenten Bild zusammenzufügen. Allein schon die Fragmentierung der romulanischen Gesellschaft böte Erzählstoff für eine ganze Staffel.
Was die Inszenierung betrifft, versucht sich “Picard” weiterhin konsequent an dem Konzept, zeitgenössische Erfolgsformate in die Science-Fiction-Welt des klassischen “Star Trek” zu integrieren. Neben Modern Crime Drama- und Mystery-Elementen (1×02 und 1×03) ist nun Fantasy-Action an der Reihe. Ob dies eine sinnvolle Ergänzung darstellt oder vielleicht doch eine peinliche Anbiederung an den Zeitgeist, liegt wie so oft im Auge des Betrachters.
Die Enthauptungsszene ist meiner Ansicht nach aber ganz sicher eine Kapitulation vor dem Zeitgeist und hat mich zugegebenermaßen etwas schockiert. Sicherlich gab es ähnlich brutale Szenen auch schon in früheren Episoden (z.B. TNG 1×25 “Die Verschwörung” oder ENT 3×24 “Stunde Null”), aber hier wurde nicht nur die Grenze des guten Geschmacks überschritten, sondern auch ein Verrat am humanistischen Duktus von “Star Trek” begangen. Gerade in der heutigen Zeit müsste “Star Trek” eigentlich einen utopischen Gegenentwurf zur stetig sinkenden Hemmschwelle in Film und Fernsehen darbieten. Dass man “Star Trek” im Jahr 2020 scheinbar nicht mehr ohne kaputte Charaktere, Gewaltexzesse und Intrigenspinnereien erzählen kann, ist doch sehr ernüchternd. Noch dazu, weil ein für “Star Trek” charakteristisches Element in “Picard” bisher kaum eine Rolle spielt: Forschergeist.
Bewertung
Handlung der Einzelepisode | [usr 4 max=”6″] |
Stringenz des staffelübergreifenden Plots | [usr 3 max=”6″] |
Stringenz des bekannten Kanons | [usr 3 max=”6″] |
Charakterentwicklung | [usr 3 max=”6″] |
Spannung | [usr 4 max=”6″] |
Action & Effekte | [usr 5 max=”6″] |
Humor | [usr 2 max=”6″] |
Intellektueller Anspruch | [usr 5 max=”6″] |
Gesamt | [usr 4 max=”6″] |
Episoden-Infos
Episoden-Nummer | 4 (Staffel 1, Episode 4) |
Originaltitel | Absolute Candor |
Deutscher Titel | Unbedingte Offenheit |
Erstausstrahlung USA | Donnerstag, 13. Februar 2020 |
Erstausstrahlung Deutschland | Freitag, 14. Februar 2020 |
Drehbuch | Michael Chabon |
Regie | Jonathan Frakes |
Laufzeit | 45 Minuten |
[Beitrag gelöscht, bitte verzichte auf Beleidigungen.]
Gerade TNG war zu Beginn recht brutal. Ich erinnere mich an explodierende Köpfe, offne Bäuche, herunterbrennen bis aufs Skellet usw. Im direkten Vergleich war die Enthauptung nun echt nicht brutal. Voyager wurde damals immer konservativer, vorsichtiger, zahmer. Da gabs doch eine Szene vo Seven Kim fragt ob er mit ihr kopulieren will. Während Kirk das sofort bejaht hätte, war Kim schüchterner als eine Nonne im Kloster. Von daher gefällt es mir, das die Picard-Serie etwas härter ist.
Der Samurai macht Sinn, immerhin hatte Picard schon in TNG-Zeiten ein Fecht-Wettkampf. Wieso soll er ihn damit nicht angefixt haben?
Also in Verbindung mit dem Buch zur Serie, hart was da grad so passiert. Die Enthauptung war wirklich krass. Aber Star Trek spiegelte immer die Zeit nach in der sie entstand plus diesem Hauch der Utopie des guten. Der Zauber ist vorbei und mir Star Trek Picard wird eine Ära zuende gebracht die wohl unterschwellig sagen soll. Die schöne Zukunft die tolle Föderation gibt es nun in Star Trek Discovery
Gute Unterhaltung, mit neuen ungewohnten Elementen für TNG. Und…inzwischen liebe ich diese Titelmelodie, fängt Picard als Stimmung und Charaktere gut ein Schön zu sehen, das Picard mit Kindern umgehen kann. Seit dem Verlust seines Neffen, der ihn schwer getroffen hat, eine Gelegenheit (Groß-) Vater zu spielen. Der weiße Anzug ist ungewohnt aber passt dazu. Auch seine Selbstzweifel beim Besuch in der Jetztzeit werden wieder gut dargestellt. Philosophisch würd ich das nicht nennen. Armer Rios muss sich von Dr. Juravi nerven lassen, lange Flüge sind eben langweilig. Das wurde bisher immer ausgeblendet. Was ein Gag, Picards Chateau als Hologramm. Also streiche… Weiterlesen »
Irgendwie hab ich das Gefühl, man will “Neukunden” gewinnen. Darum führt man diese Fantasy-Elemente ein. Bestandskunden – also die Alt-Fans – haben wie überall das Nachsehen. To boldly go where no Samurai has gone before. Die Fans schalten sowieso ein, also braucht es Maßnahmen, um neue Zuseher zu gewinnen. Star Trek war mal Trendsetter. Es gab nichts Vergleichbares im TV. Jetzt kupfert Star Trek bei anderen Serien ab.
Ja, es stimmt, es sind nur noch 6 Folgen in dieser Staffel, aber sagt denn, dass sich die Geschichte nur auf diese Staffel beschränkt ?
Weil die Autoren, als sie die Geschichte entworfen haben, nicht wissen konnten, dass es eine 2. Staffel geben wird.