Wenige Tage vor dem Start von “Star Trek: Picard” wollen wir noch einmal einen Blick zurück auf “Star Trek: The Next Generation” (“Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert”, 1987-1994) werfen. Was sind die Top und Flop Five Episoden der TrekZone-Redaktion? Heute an der Reihe: Christopher Kurtz
“The Next Generation” auf nur zehn Folgen zu kondensieren, um die Stärken und Schwächen der Serie aufzuzeigen ist natürlich großer Unfug. Die umfangreichste aller “Star Trek”-Serien ist trotz ihres wenig serialisierten Aufbaus viel mehr als die Summe ihrer Teile. So seien die nachfolgenden Episoden bitte als Sehempfehlungen des Moments zu verstehen, die ich untereinander auch nicht weiter gegeneinander abgewogen, sondern einfach in Reihenfolge ihres Erscheinens aufgeführt habe. Viel Spaß damit!
Top 5
“The Measure of a Man” / “Wem gehört Data?” (2×09)
Drehbuch: Melissa M. Snodgrass ; Regie: Robert Scheerer; Erstausstrahlung USA: 13.02.1989; Erstausstrahlung Deutschland: 14.02.1992
Story: Der Wissenschaftler Bruce Maddox möchte mit Data experimentieren, um selbst neue Androiden für die Sternenflotte bauen zu können. Als Data versucht, sich dem zu widersetzen, landet der Streit über die Frage, ob Data eine eigenständige Person oder das Eigentum der Sternenflotte ist, vor Gericht.
Sehen Sie, er hat bereits zwei Ihrer Kriterien für Empfindungsvermögen erfüllt. Was ist, wenn er das dritte auch noch erfüllt und sei es nur ganz knapp?
Picard
Kritik: Auch wenn dies dem Thema nach eine der zentralen “Data-Episoden” ist, so liefert sie vor allen Dingen Patrick Stewart als Jean-Luc Picard eine Bühne für seine eindringliche Schauspielkunst. Er erweckt das intelligente und zeitlose Drehbuch von Melinda M. Snodgrass mit einer Eindringlichkeit zum Leben, die auch über 30 Jahre später noch für Gänsehaut sorgt.
Ein weiterer Geniestreich von Snodgrass ist es, die Episode zunächst als eher trockenen Rechtsstreit über Technologie und Eigentumsverhältnisse zu beginnen, um dann in einer brillanten Szene mit Guinan und Picard (und dem Zuschauer) zu der Erkenntnis zu führen, dass hier gerade nicht mehr oder weniger als Freiheit und Sklaverei verhandelt werden. Der Schlag in die Magengrube sitzt und ist sicher einer der denkwürdigsten Momente aus über 50 Jahren “Star Trek”.
“Star Trek” selbst hat versucht, den Erfolg der Episode in den Jahren danach zu replizieren und mehr aus dem reichhaltigen Thema zu ziehen. “TNG” selbst war dabei recht erfolgreich und hat mit “The Offspring” (“Datas Nachkomme” 3×16) und “The Quality of Life” (“Datas Hypothese” 6×09) auch durchaus sehenswerte Quasi-Fortsetzungen erzählt. Spätere Versuche, das Thema wieder aufzugreifen, waren weniger erhellend. Den Tiefpunkt markierte “Author, Author” aus der siebten Staffel von “Star Trek: Voyager” (“Die Veröffentlichung” 7×20), die kaum mehr als ein uninspiriertes Remake war.
“The Measure of a Man” ist für sich genommen ein großartiges Stück Drama, das zudem auch noch fantastisch geschrieben, gespielt und inszeniert wurde. Vermutlich wichtiger noch ist seine Wirkungsgeschichte. Was in den späten 80er-Jahren noch ferne Science-Fiction war, wird uns in Form real existierender künstlicher Intelligenz vermutlich in den nächsten Jahrzehnten einholen, selbst wenn wir nur über Software und keine Androiden sprechen. Es ist vermutlich keine Übertreibung, dass “A Messure of a Man” einer der wichtigsten kulturellen Beiträge zu dem Thema ist, die die Debatte über den Umgang mit künstlicher Intelligenz und nicht-biologischen Personen formen. Auf Grundlage der Episode wurden bereits mehrere wissenschaftliche Abhandlungen und Bücher geschrieben.
In diesem Sinne hat “The Measure of a Man” vermutlich den größten Teil seiner Wirkungsgeschichte nicht hinter, sondern noch vor sich.
“Who Watches The Watchers” / “Der Gott der Mintakaner” (3×04)
Drehbuch: Richard Manning & Hans Beimler; Regie: Robert Wiemer; Erstausstrahlung USA: 16.10.1989; Erstausstrahlung Deutschland: 24.07.1992
Story: Die protovulkanischen Bewohner von Mintaka III entdecken wegen einer Fehlfunktion einen kulturellen Beobachtungsposten der Föderation – und anschließend die Rettungsoperation der Enterprise. Die Mintakaner halten Teile des Beobachtungsteams fest und beginnen, eine Religion um “den Picard” zu entwickeln. Picard beschließt, die Oberste Direktive zu brechen und beamt die einflussreiche Nuria auf die Enterprise, um sie von seiner Sterblichkeit zu überzeugen.
Dr. Barron, in Ihrem Bericht schreiben Sie mehrmals, wie vernünftig die Mintakaner sind. Dass sie bereits vor Jahrtausenden ihren Glauben an das Übernatürliche aufgegeben haben. Und jetzt erwarten Sie, dass ich diese Entwicklung sabotieren soll? Ich würde die Mintakaner doch in die dunkle Zeit der Furcht und des Aberglaubens zurücktransportieren. Nein!
Picard lehnt den Vorschlag eines Antropologen ab, den Mintakern als “Gott” Gebote für ein friedliches Zusammenleben zu geben
Kritik: Das Drehbuch von “Who Watches The Watchers?” ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. In der Originalserie hat häufig Captain Kirk die falschen Götter fremder Kulturen ohne Rücksicht auf die Oberste Direktive demontierte. Hier wird Picard selbst wider Willen zum Gott und hadert zunächst mit der Frage, wie er sich im Einklang mit dem ersten Gebot der Sternenflotte wieder “entzaubern” kann. Die Episode setzt geschickt zwei Kernpfeiler der “Star Trek”-DNA in Opposition: die Präferenz eines rationalen, aufgeklärten Humanismus als Weltanschauung gegen das Nichteinmischungsgebot der Sternenflotte.
Letztlich entscheidet Picard, dass es das kleinere Übel sei, den Erstkontakt mit den Mintakanern vorzuziehen, und seine Sterblichkeit zu demonstrieren – unter Einsatz des eigenen Lebens.
“Who Watches The Watchers?” ist “Star Treks” beißendste Religionskritik und das kämpferischste Bekenntnis zu eine säkularen Weltanschauung – nicht aus wissenschaftlichen Gründen, sondern aus moralischen. Picard ist sich sicher, selbst die sanfteste und bestkalibrierte Form von Religion sei für die Mintakaner schädlicher als die radikale kulturelle Kontamination durch die Offenbarung der Existenz fremdartigen, intelligenten Lebens im Universum. Die Episode gibt ihm Recht. Man mag einwenden, Picard habe in seine Entscheidung die spezifischen kulturellen Eigenarten der Mintakaner einbezogen. Kritiker mögen entgegnen, die Drehbuchautoren hätten die Mintakaner so angelegt, dass Picard mit seiner Entscheidung moralisch richtig liegt.
Egal, welche Position der Zuschauer persönlich einnimmt, die Botschaft von “Who Watches The Watchers?” ist unzweideutig. Das Ergebnis dürfte Gene Roddenberry gefallen haben. Und als ständige Erinnerung an eben diese “ideologisch” wichtige Episode begleitet der mintakanische Teppich, den Picard am Ende der Folge geschenkt bekommt, seither prominente Requisite in Picards Quartier und Bereitschaftsraum.
“The Defector” / “Der Überläufer” (3×10)
Drehbuch: Ronald D. Moore; Regie: Robert Scheerer; Erstausstrahlung USA: 01.01.1990; Erstausstrahlung Deutschland: 11.09.1992
Story: Ein romulanischer Überläufer warnt die Föderation vor einer einer geheimen Basis auf Nelvana III in der Neutralen Zone. Es beginnt ein Nervenkrieg und ein Rennen gegen die Zeit, um herauszubekommen, ob der Offizier “Setal” die Wahrheit sagt und ein Präventivschlag notwendig ist. Obwohl sich der Überläufer als Admiral Jerok erweist, schenkt Picard ihm Glauben und überquert die Grenze zur Neutralen Zone, um Nelvana III zu untersuchen. Dort wird die Enterprise von romulanischen Warbirds unter Commander Tomalak umzingelt. Die vermeintlichen Kriegspläne, die Jarok sah, waren nur ein Loyalitätstest. Während Tomalak sich darüber freut, Picard vermeintlich mit dem Rücken zur Wand gestellt zu haben, enttarnen sich mehrere klingonische Schiffe, die Picard in weiser Voraussicht eines Hinterhalts als Verstärkung angefordert hatte. Beide Seiten trennen sich ohne Kampfhandlungen und Jarok begeht wenig später Selbstmord.
Im Leben eines Mannes kommt eine Zeit, die Sie leider nicht kennen. Wenn er zum allerersten Mal das glückliche Lächeln seiner kleinen Tochter sieht, und ihm plötzlich klar wird, dass es seine Pflicht ist, für sie die Welt zu verändern. Für sie und alle anderen Neugeborenen.
Jarok
Kritik: Ein toller Spionagethriller, der ein nahezu perfektes Destillat des Umgangs mit politischen Konflikten in “The Next Generation” zeigt. Mit Folgen wie dieser verlieh “The Next Generation” dem aufgeklärten Humanismus Roddenberrys Authentizität. Statt Hippie-Utopie und “Cowboy-Diplomatie” demonstriert insbesondere Picard in dieser Folge einen abgebrühten, pragmatischen “Bad-Ass-Pazifismus”. Ja, die Föderation kommt in Frieden, aber nicht, um über den Tisch gezogen zu werden.
Die Spannung der Episode ruht aber nicht allein auf dem hohen Einsatz. Auch das Spiel von James Sloyan als Jarok ist fantastisch ambivalent. Nicht nur, dass er lange als potentieller Spion im Rennen bleibt, das Drehbuch von Ronald D. Moore gibt ihm letztlich Tiefe und Glaubwürdigkeit. Er und nicht Picard ist der Idealist, der in den brutalen Machtspielen der Supermächte letztlich ausgenutzt wird und daran zerbricht. Trotz seines fatalen Fehlers bleibt er ob seines aufrichtigen Friedenswillens der Held der Episode, wie Picards kurzer Nachruf am Ende der Folge verdeutlicht.
“Darmok” (5×02)
Story: Philip LaZebnik, Joe Menosky; Drehbuch: Joe Menosky; Regie: Winrich Kolbe; Erstausstrahlung USA: 30.09.1991; Erstausstrahlung Deutschland: 29.03.1994
Story: Nach dem fruchtlosen Versucht, diplomatische Beziehungen mit den Kindern von Tama herzustellen, wird Picard entführt und zusammen mit dem tamarianischen Captain Dathon auf El-Adrel IV gestrandet. Die Männer können sich nicht verständigen, müssen aber dennoch zusammenarbeiten um eine einheimische Kreatur zu bezwingen, die Jagd auf sie macht. In der Zwischenzeit beginnt sich die Lage im Orbit zu verschärfen, weil Riker gegen den Willen der Tamarianer Captain Picard zurück auf die Enterprise holen will. Die einzige Lösung für beide Krisen ist, die auf Metaphern und allegorische Anspielungen basierende Sprache der Tamarianer verstehen zu lernen.
Darmok und Jalad… auf Tanagra.
Dathon
Kritik: Mit “Darmok” setzte “The Next Generation” praktisch beiläufig ein hochinteressantes Untersuchungsgebiet auf den Lehrplan vieler Linguistik- und Kommunikationsstudenten. Seither wurden verschiedentlich Abhandlungen darüber verfasst, ob eine Sprache wie die der Tamarianer tatsächlich existieren und funktionieren könnte (vermutlich schon), und ausreichend ausdrucksstark für die Entwicklung einer raumfahrenden Zivilisation sei (vermutlich nicht). Und dann hebt Picards Nacherzählung die Sage von König Gilgamesh (eines der ältesten erhaltenen Stücke menschlicher Literatur) auch noch aus einer anthropologischen Nische ins Zentrum des popkulturelle Bewusstseins.
Der wittgensteinsche Sprachphilosoph in mir ist zudem begeistert über Dathons Plan, Picard das Erlernen der Sprache durch Gebrauch (wenngleich unter Extrembedingungen) zu ermöglichen. Da Tamarianisch nur indirekt über mythologische Bezüge funktioniert, gehen typische Referenzmodelle (“Apfel” sagen, und auf einen Apfel zeigen) zur Interpretation völlig ins Leere. Aus genau diesem Grund sieht die Crew der Enterprise im Laufe der Episode ein, dass sie keine Chance hat, die Sprache zu verstehen.
Abgesehen von dem abgefahrenen Trip, ein Randthema angewandter Linguistik und Sprachphilosophie zum Dreh- und Angelpunkt einer Folge “Star Trek” zu machen, ist “Darmok” auch noch eine ziemlich gute und spannende Stunde Fernsehen. Die Dreharbeiten im Bronson Canyon als Kulisse des Planeten El-Adrel IV, das furchteinflößende Energiewesen, Paul Winfield als Dathon – an dieser Episode stimmt sehr vieles.
Was “Darmok” aber als “TNG”-Episode besonders auszeichnet, ist die bewegende und eindringliche Kernbotschaft: Dathon gibt sein Leben in der Hoffnung, dass sein Opfer den Tamarianern und die Föderation einen Chance zur Verständigung eröffnet.
“Cause and Effect” / “Déjà vu” (5×18)
Drehbuch: Brannon Braga; Regie: Jonathan Frakes; Erstausstrahlung USA: 23.03.1992; Erstausstrahlung Deutschland: 28.04.1994
Story: Wieder und wieder erlebt die Crew der Enterprise die selben Stunden kurz vor der Zerstörung des Schiffs. Die Besatzung ahnt Nichts, und hat nur ein vages Gefühl von déjà vu. Einzig eine Reihe unerklärlicher Zufälle, die Data involvieren, dient als Hinweis, dass etwas Seltsames vor sich geht.
Alle Mann sofort von Bord!!! Ich wiederhole: Alle Mann sofort von…
Picard
Kritik: Was kann ich sagen? Ich liebe “Groundhog Day”/”Und täglich grüßt das Murmeltier”. “Cause and Effect” ist jedoch keine romantische Komödie, sondern ein smarter Science-Fiction-Thriller. Tatsächlich ist Brannon Bragas Episode ein Jahr früher erschienen als der Film mit Bill Murray als arroganter Wettermoderator.
Die Folge beginnt mit dem “größtmöglichen Teaser”, wie ihn Branon Braga nannte: der Zerstörung der Enterprise. Ein perfekter, adrenalingeladener Einstieg in eine Bottle-Show, also einer an und für sich preiswert zu produzierenden Episode, die praktisch ausschließlich mit bestehenden Sets auskam. Danach steht Regiedebütant Jonathan Frakes (Riker) vor der Herausforderung, vier Mal die gleichen, fast identischen Geschehnisse so zu inszenieren, dass die Episode visuell und inhaltlich interessant bleibt.
Der Schauspieler, der erst nach langer, harter Arbeit die Erlaubnis bekam, für “Star Trek” hinter die Kamera zu wechseln (und heute immer noch fleißig Folgen für “Discovery” und “Picard” abdreht), schaffte es, mit jedem Durchlauf den nahezu gleichen Szenen immer andere Qualitäten abzugewinnen. Damit ist das Erstlingswerk bis heute eine seiner absolut besten Arbeiten.
“Cause and Effect” löst kein moralisches Dilemma. Es vertieft auch nicht auf bedeutsame Weise die Entwicklung einer unserer liebgewonnenen Hauptfiguren. Es ist nicht Teil eines epischen Handlungsbogens. Es ist einfach eine verdammt schlanke, intelligente, spannende und konzeptionell coole Episode, die die “Next Generation”-Besetzung und -Produktionscrew auf dem kreativen Höhepunkt der Serie zeigt. Das zu sehen, macht auch knapp 30 Jahre später noch eine Menge Spaß!
Ehrenvolle Erwähnungen
Es wäre absolut unfair, die folgenden großartigen Folgen unerwähnt zu lassen:
“The Enemy” / “Auf schmalem Grat” (3×07)
La Forge und ein romulanischer Offizier sind auf einem unwirtlichen Planeten gestrandet und müssen zusammenarbeiten um gerettet zu werden. Ein zweiter verletzter Romulaner an Bord der Enterprise benötigt dringend eine Gewebespende, und Worf ist der einzig in Frage kommende Kandidat.
Die Folge glänzt nicht wegen der solide gemachten A-Story auf dem Planeten, sondern wegen des provokanten B-Plots um Worfs Weigerung, den Romulaner zu retten. Das Drehbuch von David Kemper und Michael Piller unterläuft alle Erwartungen, indem Worf trotz aller aufgeklärten Appelle der Crew bei seiner Haltung bleibt, und den Romulaner sterben lässt. Und: Die Episode führt Commander Tomalak als wiederkehrenden Widersacher ein.
“Sarek” / “Botschafter Sarek” (3×23)
Der berühmte vulkanische Botschafter kommt an Bord und nach kurzer Zeit brechen emotionale Konflikte unter der Crew aus. Es erweist sich, dass Sarek schwer erkrankt ist und die Kontrolle über seine Emotionen (und telepathischen Fähigkeiten) verliert. Picard erlaubt Sarek, sich durch eine Gedankenverschmelzung mit ihm die notwendige Zeit zu erkaufen, um seine letzten Verhandlungen erfolgreich zu beenden.
“Sarek” ist eine Tour de Force für Patrick Stewart. Seine Darstellung von Sareks Gefühlsflut ist eine eindrucksvolle Demonstration seiner Schauspielkunst.
“The Inner Light” / “Das zweite Leben” (5×25)
Eine Sonde unbekannten Ursprungs verbindet sich mit Captain Picard und lässt ihn in kürzester Zeit ein zweites Leben erfahren. Als Kamin lebt er für Jahrzehnte auf dem dem Untergang geweihten Planeten Kataan, gründet eine Familie und wohnt letztlich dem Start der Sonde bei, die einziges und letztes Zeugnis dieser Zivilisation ist.
“The Inner Light” ist eine berührende und feinfühlig erzählte Geschichte, die zudem ein wichtiger Meilenstein für Picard als Charakter darstellt. Völlig zu Recht hat die Episode einen Hugo Award gewonnen und besetzt regelmäßig zusammen mit “The Best of Both Worlds” und “A Measure of a Man” Top-10-Listen zu “The Next Generation”.
“Frame of Mind” / “Phantasie oder Wahrheit?” (6×21)
Riker bereitet sich parallel sowohl auf eine Undercover-Operation und ein Theaterstück von Dr. Crusher vor, indem er den Insassen einer psychatrischen Anstalt spielt. Jedoch verwischen bald die Grenzen zwischen Realität und Theater, als sich Riker tatsächlich damit konfrontiert sieht, als Patient in einer außerirdischen Anstalt festgehalten zu werden, die dem Theaterstück gleicht.
“Frame of Mind” ist ein fantastisch Verwirrspiel. Ich habe eine große Schwäche für Episoden, die mutig surreale Themen und traumartige Bilderwelten ausloten und am Ende dennoch eine plausible Wendung nehmen. “The Next Generation” übte das bereits in seiner ersten Staffel mit “Where No One Has Gone Before” und wurde später immer besser und mutiger. In der letzten Staffel gab es mit “Phantasms” und “Emergence” noch zwei weitere sehenswerte Vertreter dieses Sub-Genres.
“Parallels” / “Parallelen” (7×11)
Worf bemerkt eine Reihe von kleineren Änderungen in seinem Umfeld, die immer größere Ausmaße annehmen. Schließlich stellt sich heraus, dass er offenbar zwischen Quantenrealitäten wechselt und dabei alternative Versionen der Enterprise-D aus unterschiedlichen Universen besucht.
Mit dieser Episode schüttelt “Star Trek” in seiner letzten Staffel noch einmal High-Concept-Science-Fiction aus dem Ärmel und macht daraus eine unheimlich unterhaltsame und dichte Fernsehfolge. Mir hat sich die verzweifelte Version von Riker unauslöschlich ins Gedächtnis eingebrannt, der in seinem Universum den Kampf gegen die Borg verloren hatte. Very Battlestar.
Flop 5
“The Last Outpost” / “Der Wächter” (1×05)
Story: Richard Krzemien; Drehbuch: Herbert Wright; Regie: Richard Colla; Erstausstrahlung USA: 19.10.1987; Erstausstrahlung Deutschland: 05.10.1990
Story: Die Enterprise verfolgt ein Raumschiff der Ferengi, die einen T-9-Energiekonverter gestohlen haben. Hierdurch kommt es zum holprigen offiziellen Erstkontakt zwischen der Föderation und der Ferengi-Allianz. Das Rennen endet im System Delphi Ardu, wo beide Schiffe durch den Einfluss eines nahen Planeten ihre Hauptenergie verlieren. Außenteams beider Schiffe beamen auf den Planten und finden den letzten Wächter der untergegangenen Tkon Zivilisation vor, der sie testet. Indem Riker eine vermeintliche Aggression des Wächters nicht mit Gewalt beantwortet, besteht er die Prüfung und befreit die Enterprise. Der Wächter ist bereit, das Schiff der Ferengi zu zerstören, doch Riker bittet den Wächter, auch den Ferengi ihre Energie zurückzugeben. Nur so könnten sie aus der Erfahrung lernen.
Entschuldigung, Captain. Ich bin anscheinend das Opfer einer primitiven Falle geworden. Ich wurde… reingelegt.
Data zu Picard
Kritik: “The Last Outpost” ist die ungelenke Verdichtung der prominentesten Probleme aus der ersten Staffel “The Next Generation”. Die Charaktere sind steif: Picard insbesondere gibt noch den “harten Knochen” und offeriert ungefragt Erziehungsempfehlungen, Worf will einen ehrenvollen Tod sterben, Data produziert nicht-lustige One-Liner und zieht Grimassen. Dazu fühlen sich unsere Helden fürchterlich erleuchtet und den Ferengi kulturell überlegen. Und das Drehbuch macht auch keinerlei Anstalten, sie in diesem Glauben zu erschüttern.
Die Darstellung der Außerirdischen ist dermaßen albern, dass die Episode unfreiwillig lustig ist. Es ist eigentlich schon ein kleines Wunder, dass die Ferengi nach dieser katastrophalen Episode nicht als Monster der Woche sofort wieder in der Versenkung verschwanden. Zugute kamen ihnen sicherlich die noch zu amortisierende, teure, motorisierte Raumschiff-Miniatur des Ferengi-Kreuzers und Gene Roddenberrys Abneigung, die ikonischen Feinde der Originalserie wie Klingonen und Romulaner in “TNG” auftreten zu lassen. Ansonsten ist dieses klischeeschwangere Stück Sci-Fi vor allem interessant, weil es Armin Shimerman (Quark aus “Deep Space Nine”) als einen der vier Original-Ferengi zeigt.
“Captain’s Holiday” / “Picard macht Urlaub” (3×19)
Drehbuch: Ira Steven Behr; Regie: Chip Chalmers; Erstausstrahlung USA: 02.04.1990; Erstausstrahlung Deutschland: 27.11.1992
Story: Mit vereinten Kräften schafft es die Enterprise-Crew endlich, ihren Captain in Landurlaub zu schicken. Angekommen auf Risa trifft Picard die Archäologin Vash, die das Tox Uthat, ein geheimnisumwittertes Artefakt, jagt. Das ungleiche Paar sucht gemeinsam nach dem Artefakt und beginnt eine Urlaubsaffäre. Interessant wird das Unterfangen durch das Auftauchen des Ferengis Sovak und eines Vorgonen-Duos, das nicht ist, was es zu sein vorgibt.
Seien Sie ehrlich, Nummer Eins. Wurde die gesamte Besatzung des Schiffes in den Plan eingeweiht, mich in den Urlaub zu schicken?
Picard zu Riker
Kritik: Mit Risa greift “The Next Generation” nach den Edo aus “Justice” erneut die Idee einer Zivilisation auf, die über eine offene Ausübung von Sexualität definiert wird. Einerseits ist es amüsant, dem jugendfreien Umsetzungsversuch eines Planeten voller Sexarbeiter beizuwohnen, andererseits enttäuscht die Oberflächlichkeit, mit der das Thema schon zum zweiten Mal verschlissen wird. Natürlich erwachsen aus der Freizügigkeit keine Konflikte, natürlich dient es als Vorlage für ein paar flache Witze und natürlich hat es letztlich für die Story kaum Belang. Das aufgeklärteste, was die Folge leistet, ist wenigstens auch leicht-bekleidete, gut gebaute, männliche Statisten im Hintergrund Massagen verteilen und kellnern zu lassen. Dummerweise zeigt es Picard auch als Rassisten, der offenbar Ferengi als Spezies für die Verfehlungen aller Artgenossen in Sippenhaft nimmt.
Das Toxx Uthat ist dann auch nichts weiter als ein MacGuffin für den restliche Plot. “Captain’s Holiday” ist eine etwas uninspirierte Schatzsuche, die durchsichtig Picard die Gelegenheit bietet, selbst einmal als Schürzenjäger in Erscheinung zu treten. Dass der Captain sich dabei widerspenstig und ungelenk anstellt, sorgt für ein bisschen Fremdschämlächeln, taugt aber nicht als brauchbare Folge “Star Trek”. Daran ändert auch der kleine Zeitreise-Twist um die Vorgonen nichts.
Am Ende bleiben der Folge aber drei Verdienste:
- Die Etablierung von Risa als intergalaktisches Erholungsdomizil im Kanon.
- Max Grodénchiks Probelauf als Ferengi bevor er als Rom “Deep Space Nine” bereichern sollte.
- In Vash hat Ira Steven Behr eine starke Figur geschaffen, die unterhaltsamer Counterpart für Picard, Q und Sisko wurde. Wiedersehen in “Star Trek: Picard” unwahrscheinlich aber wünschenswert.
“Descent” / “Angriff der Borg” (6×26, 7×01)
Story: Jeri Taylor, Ronald D. Moore (Teil 1), René Echevarria (Teil 2); Regie: Alexander Singer; Erstausstrahlung USA: 21.06.1993; Erstausstrahlung Deutschland: 22.06.1994
Story: Zwei große Handlungsbögen aus “The Next Generation” kulminieren in diesem Zweiteiler. Die Borg sind zurückgekehrt und greifen mit ungekannter Brutalität an. Derweil erfährt Data eine Reihe von Emotionen, überwiegend Wut und Aggressionen. Es stellt sich heraus, dass Lore die hilf- und führungslosen Borg nach den Ereignissen von “I, Borg” hinter sich versammelt hat und einen Vernichtungskrieg gegen alle biologischen Lebensformen führt. Mit Hilfe von Hugh gelingt es der Crew der Enterprise, Lore zu stoppen. Hugh bleibt bei den desorganisierten Borg, um ihnen Führung zu geben.
Die Herrschaft der biologischen Lebensformen wird bald zu Ende gehen. Sie, Picard, und ihresgleichen sind völlig überholt.
Lore
Kritik: Nach sechs Jahren und ebenso vielen Folgen, die die Bühne für diesen potentiell fantastischen Zweiteiler bereitet hatten, verpulverte “The Next Generation” direkt zwei seiner ohnehin wenigen staffelübergreifenden Handlungsbögen für ein mittelmäßiges Actionstück, das soviel mehr hätte sein können. Brent Spiner strahlt in seiner Doppelrolle, der Soundtrack ist fantastisch und die visuellen Effekte, die Spiner und nur eine handvoll Borg-Komparsen vervielfältigen, sind auch nach über 25 Jahren überzeugend. Was eine solide “Data-Episode” abgibt, hinterlässt leider in der größeren Erzählung von “The Next Generation” ein unbefriedigendes Loch.
Leider erreicht “Descent” weder die Qualität oder den Anspruch der vorausgegangenen “Lore”- und “Borg”-Episoden, noch bringt es die beiden Handlungsbögen zu einem befriedigenden Abschluss. Die Lore-Story hinterlässt mit dem Emotionschip ein loses Ende, mit dem die “TNG”-Kinofilme der Folgejahre ungeschickt jonglieren, während “First Contact”, “Voyager” und gar “Enterprise” dieses vermeintliche Ende der Borg-Saga als Fußnote des Kanons ignorieren und wiederholt um- und überschreiben. So schrumpft “Descent” auf den Bruderkonflikt zwischen Data und Lore, und zeigt die Borg in einem erbarmungswürdigen Zustand.
Wie viele Episoden aus dem letzten Jahr der “Next Generation” verschenkt “Descent” großes Potential. Der Ansatz, die Crew der Enterprise mit den Konsequenzen eines vermeintlich moralisch korrekt gelösten Dilemmas vergangener Abenteuer zu konfrontieren, gar einer existenzbedrohenden Fehlentscheidung Picards, hätte ein wahres Feuerwerk zünden können. Oder der Konflikt zwischen rein künstlichen und kybernetischen sowie biologischen Lebensformen in der Form von Lore, den Borg und dem Rest der Galaxie hätte eine ganze Reihe von fantastischen Allegorien in der besten Tradition von “Meassure of a Man” oder “I, Borg” erzählen können. Dieses ganze Potential erkennt “Descent” zwar, streift es aber nur kurz, um sich danach mit einem simplen Racheplot (Lore) und dem plumpen Dilemma “Ethik vs Emotionen” (Data) zufrieden zu geben. Und selbst einem reinen Action-Abenteuer wäre mit ein wenig mehr Substanz und “Sense of Wonder” gut geholfen gewesen.
Ronald D. Moore, den ich für einen der klügsten und besten “Star Trek”-Schreiber halte, hat seinen Beitrag zu diesem Zweiteiler wohl nie so ganz verwunden. So beklagte er in Interviews seither immer wieder, dass die Borg als Widersacher durch wiederholtes Auftauchen (und Besiegtwerden) ihren Schrecken verloren hätten. Meines Erachtens war “Descent” der erste Schritt dieses langsamen Dahinsiechens der Borg als ehemals großartige Widersacher der Föderation.
Immerhin scheint Hughs Schicksal ein Bezugspunkt für “Picard” zu sein. Vielleicht gelingt der neuen “Star Trek”-Serie also die Rehabilitation dieses unrühmlichen Endes der “TNG”-Borg. Und, wer weiß, vielleicht entwirft “Picard” gar einen geschickten Retcon oder eine versöhnliche Fortsetzung dieser eher enttäuschenden Doppelfolge.
“Sub Rosa” / “Ronin” (7×14)
Story: Brannon Braga; Drehbuch: Jery Taylor, Jeanna F. Gallo; Regie: Jonathan Frakes; Erstausstrahlung USA: 31.01.1994; Erstausstrahlung Deutschland: 04.07.1994
Story: Dr. Crusher beerdigt ihre Großmutter Felisa Howard. Dabei wird sie auf einen blonden Mann unter den Trauergästen aufmerksam. Es erweist sich, dass der Mann namens Ronin ein Alien ist. Er ist gebunden an eine Lampe, die als Erbstück seit Generationen im Besitz der Howards ist. Wie ihre Großmutter vor ihr, beginnt Crusher eine Affäre mit dem meist körperlosen Alien, das sich als anaphasischer Parasit erweist, der seit dem 17. Jh. die Howard-Frauen als genetisch kompatible Wirte nutzt.
Die Howard-Frauen: alle dieselben sturen Dummköpfe!
Ned Quint
Kritik: Die Folge ist “Star Treks” Versuch einer Grusel-Romanze, die fürchterlich viel Potential vergeudet, kaum einen Fettnapf auslässt und trotz weiblicher Hauptrolle nicht den Bechdel-Test besteht. Schlimmer noch, Beverly Crusher lässt sich auf einen Stalker ein, der sie ohne Einverständnis sexuell bedrängt, wenn nicht gar bei Bewusstlosigkeit zu vergewaltigen versucht hat. Dass die Figur dann auch noch sofort alle Autonomie aufgibt, Hals über Kopf ihre Karriere wegwirft und von ihren überwiegend männlichen Kollegen gerettet werden muss, passt so überhaupt gar nicht zur restlichen Entwicklung von Dr. Crusher.
Aber auch die Kehrseite der Beziehung wird nicht sinnvoll ausgeleuchtet. Die Howard-Frauen wurden zusammen mit Ronin über Jahrhunderte sehr alt und offenkundig sehr glücklich. Da Crusher den Aspekt der sexuellen Gewalt geflissentlich ausblendet, stellt sich die Frage, warum sie im Finale plötzlich sehr resolut Ronin tötet. Vielen anderen fremden Lebensformen hat man schließlich auch viele Vergehen inklusive Tötungsdelikte zum Selbsterhalt durchgehen lassen. Dennoch kommen weder Crusher noch einem anderen Charakter in den Sinn, für Ronin eine alternative Existenzmöglichkeit zu suchen. Stattdessen vergisst der gute Doktor den hippokratischen Eid, ihre Sternenflottenausbildung (“new life” und so weiter) und bereinigt die Situation mit einem Phaser.
“All Good Things” / “Gestern, Heute, Morgen” (7×25)
Story: Ronald D. Moore, Brannon Braga; Regie: Winrich Kolbe; Erstausstrahlung USA: 23.05.1994; Erstausstrahlung Deutschland: 26.07.1994
Story: Picard wechselt scheinbar ohne Grund zwischen drei Zeitebenen: 2364, als er das Kommando der Enterprise-D übernimmt, 2371, der “Gegenwart” der 7. Staffel “TNG”, und dem Ende des 24. Jh., als er, Admiral außer Dienst, Wein anbaut. Verantwortlich für die abrupten Sprünge ist Q, der Picard nach sieben Jahren erneut für die Verbrechen der Menschheit vor Gericht stellt. In allen drei Zeitebenen muss Picard die Crews der Enterprise-D koordinieren, um eine Gefahr für alles Leben in der Milchstraße zu beseitigen. Picard erkennt zu spät, dass seine Handlungen selbst dafür verantwortlich sind, dass eine Antizeit-Anomalie entsteht, die sie Entstehung des Lebens in der Vergangenheit bedroht.
Kritik: Es war nicht weniger als ein brillanter Zug, “The Next Generation” durch Qs Gerichtsverfahren zu rahmen. Dummerweise hatte Q in den sieben Jahren zwischenzeitlich bereits einen Freispruch verkündet, aber das Stilmittel war einfach zu cool, um Ronald D. Moore und Brannon Braga dafür ernsthaft mit dem Kanonprügel zu Leibe zu rücken.
“All Good Things” ist zusammen mit “What You Leave Behind” (“Das, was du zurücklässt”, “Deep Space Nine” 7×25) eines der besseren Serienenden in “Star Trek”, nur leider heißt das ja nicht viel, wenn man die Gesellschaft mit “These Are the Voyages” (“Dies sind die Abenteuer”, “Enterprise” 4×22) teilt.
Zu den positiven Seiten: Die Zeitreisen erlauben es, Denise Crosby (Tasha Yar) und Colm Meaney (Miles O’Brien) ein letztes Mal als Teil der “Next Generation”-Crew in Erscheinung treten zu lassen. John de Lancie als Q ist zu dem Zeitpunkt bereits eine Institution und der perfekte Stargast für den Abschied von “TNG”. Und dass die Serie ein letztes Mal in Abwesenheit des großen Vogels der Galaxie, Gene Roddenberry, ihre letzten zwei Stunden nutzt, um auf eine Pointe hinzuarbeiten, die die allerwichtigste Weisheit des verstorbenen Serienschöpfers illustriert, verdient Hochachtung.
Für den Bruchteil dieser einen Sekunde standen Ihnen nie geahnte Möglichkeiten offen. Das ist die Erforschung, die Sie anstreben sollten. Nicht das Kartographieren von Sternen oder das Studium von Nebeln. Verlegen Sie sich auf die Erkundung unbekannter Möglichkeiten der Existenz.
Q
Leider macht “Star Trek” mit diesem klugen Rat, seitdem er gegeben wurde, nichts von Substanz. Stattdessen wandte es sich zunehmend handfesten politischen Konflikten zu, die immer gewalttätiger eskalierten. So ist “All Good Things” noch ein letztes Hurra auf ein “Star Trek”, das Roddenberry selbst vermutlich als eine Art transhumanistisches Manifest begriff. Zumindest formuliert es das vermutlich letzte Mal im Franchise glaubhaft den unbedingten Wunsch, Willen und Notwendigkeit zur nicht-materiellen Weiterentwicklung. Damit könnte der Zweiteiler eine durchaus herausragende Folge sein.
Dummerweise ist der Kern der Handlung unlogisch und inkonsistent. Die Antizeit-Anomalie, die angeblich nur in die Vergangenheit wachsen soll, verhält sich in der Zeitebene der Zukunft genau so, wie sie es angeblich nicht tun kann, und dehnt sich – gar nicht so “anti” – mit fortschreitender Zeit aus. Picard wäre ehrlicherweise in der vom Q-Kontinuum gestelten Prüfung durchfallen. In dem Moment, als er das Paradox erkennt, müsste es schon lange zu spät sein, die Anomalie (zumindest mit der zukünftigen Enterprise) aufzuhalten. Q sei dank, ist das Drehbuch anderer Meinung und die Menschheit kann gerettet werden.
Schade sind auch die vielen Gesichter, von denen wir keinen Abschied nehmen können: Guinan, Barclay, Dr. Pulaski (Ro und Wesley bekamen ihre eigenen letzten Folgen in der siebten Staffel spendiert). Abgesehen davon zeichnet die Zukunft ein seltsames und häufig uncharakteristisches Bild unserer Helden. Weder Rikers mangelnde Hilfsbereitschaft gegenüber Picard noch seine Fehde mit Worf erscheinen stimmig. Auch wirkt Trois Tod zur Plausibilisierung dieser Charakteränderungen irgendwie oberflächlich und gedankenlos (das “Disposable Woman”-Klischee lässt grüßen). Großartig hingegen war die Idee der Autoren, Picard und Crusher als bereits wieder geschiedenes Paar zu zeigen.
Visuell ist die Zukunft ebenfalls eher wenig inspiriert. Geradezu grotesk ist die Nachrüstung der Enterprise-D mit ihrer dritten angeklebten Warp-Gondel. Aber auch die “verbesserte” Brücke glänzte mit allerlei unförmigen und überflüssigen Blinkelementen. Nach sieben Jahren, in denen elegantes Understatement “TNGs” Interpretation von technologischem Fortschritt war, gibt sich die Enterprise der Zukunft leider ziemlich plump.
Aber auch gerade deswegen soll es ein großer Spaß werden, in wenigen Tagen zu sehen, wie die Zukunft des ausklingenden 24. Jahrhunderts für Fernsehmacher 25 Jahre später aussieht.
Das war’s! Mit dieser völlig subjektiven Top- und Flopliste verabschieden wir uns aus der “Next Generation” und fiebern der ersten Episode “Star Trek: Picard” entgegen.
“Cause and Effect” ist einer meiner Lieblingsfolgen. Da hat wirklich alles gestimmt, angefangen beim Einstieg, der den Leser gleich voll mitgerissen hat, über die Effekte und schönen Aufnahmen der Raumschiffe, bis hin zu “Frasier” am Schluss als Captain der Bozeman. Im Gegensatz zum Artikelautor fiebere ich “Picard” allerdings nicht entgegen. Wie Kurzman bekanntgegeben hat, gibt es Verbindungen zwischen “Picard” und “Discovery”. Die Serien spielen also wie befürchtet in der selben Zeitlinie. Ich könnte kotzen. Hoffentlich stimmen die Gerüchte, dass Picard am Ende der ersten Staffel den Löffel abgibt (weil Stewart angeblich keinen Bock mehr hat). Besser ein Ende mit Schrecken,… Weiterlesen »
Die Testscreenings von Picard sollen katastrophal gewesen sein. Auch über den Inhalt der Serie haben mutmaßliche Teilnehmer daran schon ausführlich berichtet. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, aber ich habe absolut kein gutes Gefühl, vor allem bei den vielen Re-shoots und der Tatsache, dass der Showrunner, der Alex Kurtzman quasi bei der direkten Umsetzung von Picard abgelöst hat, schon wieder “gegangen” wurde. Ich habe mir vorgenommen, egal wie das Ergebnis schlussendlich ist, zumindest die ersten drei Folgen anzuschauen. Sollte die Qualität wirklich so übel sein wie behauptet wird, dann war es das allerdings für mich. Ich vertue meine… Weiterlesen »