Wir sehen uns an, was sich wirklich in den wabernden Wolken versteckt.
Achtung: Spoiler!
Nachdem es die letzten beiden Episoden eher ruhiger zuging und es etwas durchwachsen war, besinnt man sich mit der neuen Folge wieder auf alte Stärken. Denn in der vorliegenden Folge werden die Moclaner endlich gezwungen, sich mit den Eigenarten ihrer Kultur auseinanderzusetzen. Es wurde auch Zeit, mag da so mancher schreien wollen – zurecht!
Ein “Star Trek”-Stelldichein
Bevor wir ans Eingemachte der Folge gehen, sollte erwähnt werden, dass sich hier vor und hinter der Kamera ein Star Trek-Stelldichein versammelt hat. So führt etwa Jonathan Frakes Regie, was an und für sich nicht ungewöhnlich ist, hat er das doch schon bei einigen anderen Orville-Folgen getan. Dann aber sehen wir noch Marina Sirtis als Kindergärtnerin, Tony Todd unter viel Moclaner-Maske und F. Murray Abrahams als Vorsitzenden des Unions-Rates. Klar, das sind alles nur Nebenrollen, für Kenner und Fans aber trotzdem schöne Zugeständnisse.
Dabei beginnt die Folge noch recht ruhig mit einem Moclaner-Pärchen, das von der Orville transportiert wird. Verdächtig, dass diese ihr Gepäck selber tragen wollen. Und gerade Bortus ist es, der dann dahinter kommt, dass sie ein Mädchen verstecken. Bortus war diesen Sachen ja schon des Öfteren offen gegenüber, und so hält er auch diesmal dicht. Man merkt ihm hier an, dass er es sichtlich bereut, damals bei seinem Sohn nachgegeben zu haben. Das Ganze wird auch dadurch verstärkt, dass Topa ein Mädchen angreift, da ihm Klyden gesagt hat, die seien minderwertig.
Das ist moralisch natürlich ein starkes Stück und aktueller denn je. Und auch in der Folge führt es zu einem Disput zwischen Klyden und Bortus. Geschwelt hat es zwischen den beiden ja eh schon lange und so wird hier der Entwicklung der letzten Zeit durchaus Rechnung getragen. Schade ist an der Stelle nur wieder einmal, dass man bis zum Ende (auch hier: wieder einmal) nicht erfährt, wie es zwischen den beiden weitergeht. Gerade dieses Konfliktpotential sollte man doch ausschöpfen. Aber sei es drum, auch die restliche Folge ist ohne diese Entwicklungen immer noch stark.
Ein Kampf um die Rechte
Meckern könnte man an der Stelle sicherlich, dass es wieder einmal um die Moclaner geht (aber wenn derartig gute Folgen dabei herauskommen, sei das mal dahingestellt). Oder dass es etwas merkwürdig erscheint, dass die Crew unbedingt der Sache nachgehen will, nachdem Bortus’ Betrug aufgeflogen ist. So hart wie hier hatte sich der Captain nämlich eigentlich selten gezeigt. Aber das sind nur kleine Mankos.
Denn was sich anschließt, ist eine Charakterentwicklung, die ihresgleichen sucht. Klar, zunächst einmal wird die weibliche Moclaner-Kolonie entdeckt und letztlich entschieden, dass diese vor dem Unionsrat um Schutz bzw. Mitgliedschaft kämpft. Ed und die moclanische Anführerin reisen dabei mit einem Shuttle zur Erde, da es unabdingbar ist, dass die Orville zum Schutz vor Ort bleibt. Wie die Moclaner dann so schnell den Standort der Kolonie gefunden haben, ist ein anderes Thema, das wir aber auch unter den kleinen Mankos abheften.
Auf der Redebühne wird es dann politisch, denn die Moclaner drohen, die Union zu verlassen, wenn die sich auf die Seite der Weibchen stellt. Dabei sind sie sich auch nicht zu schade, darauf hinzuweisen, dass sie die Technologie der Union stellen. Und auch der Hinweis, dass man allein keine Chance gegen die Kaylonier hat, interessiert sie nicht. Verblendeter Hass zweifellos, aber deswegen nicht minder wirkungsvoll.
Während auf der Erde also die politischen Winkelzüge gezogen werden, darf Kelly sich in die Action stürzen. Übrigens erweisen sich die Admiräle als gar nicht mal so verkehrt, geben sie Ed doch zu verstehen, trotzdem zu tun, was richtig ist. Dass dabei alle hohen Lamettaträger, die man bisher in der Serie sehen konnte, an einem Tisch versammelt sind, trägt erneut zur Kontinuität bei und ist ebenso ein schönes Detail. Dass man dann aber nur ein Shuttle schickt, um die Besatzungen von ganzen sechs Shuttlen zu kontern, ist wieder eines jener kleinen Mankos, selbst vor dem Hintergrund des “Karriere-Wegwerfens”, immerhin greift Talla dann später ja auch ein. Aber sei es drum, das beschert uns eine schöne Szene, in der Bortus klar Stellung bezieht und es dann doch noch ein wenig Action gibt.
Die Lösung
Lange sieht es so aus, als wäre eine Lösung nicht in Sicht und trotz Eds Reden zu den moralischen Werten der Union deutete alles darauf hin, dass diese sich für die Moclaner entscheiden würde. Dann jedoch gibt es einen schönen Kompromiss, bei dem selbst die Moclaner einsehen müssen, dass sie ihn annehmen müssen. Das Ende stimmt an der Stelle wieder ein bisschen versöhnlich, auch wenn unterschwellig durchklingt, dass der Kampf um die Frauenrechte noch nicht vorbei ist. Ob er in einer der nächsten Staffeln nochmal aufgegriffen wird, wird man indes sehen müssen.
Topa, dem Bortus das Mädchen gezeigt hat, hat am Ende auf jeden Fall dazugelernt. Ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft und auch diese Folge strahlt von Anfang bis Ende dadurch eine rundweg positive Message aus.
OTOM
Auch das Orville-Trek-O-Meter darf an der Stelle nicht fehlen.
Orville | Punkte | Star Trek | Punkte | Stichwörter |
Eine fähige Admiralität, die Ed sogar dazu ermuntert, die Befehle zu beugen, um die Werte zu schützen | 1 | Fähige Lamettaträger? Bei Star Trek? Eher nicht, da waren die Captains diejenigen, die die Moral hochhielten | 0 | Sympathische Führungskräfte |
Auch wir haben einen Rat, mit jeder Menge Aliens, die man vorher noch nicht sah | 0 | Föderationsrat? Eine altehrwürdige Tradition | 1 | Nicht in Paris… aber auf der Erde |
Die Folge steht also ganz in der Tradition einer Star Trek Folge!
Fazit
Eine längst überfällige Geschichte, die mit den Moclanern aufräumt und deren engstirniges Verhalten anprangert. Moralisch hat man hier alles richtig gemacht und uns eine ebenso gute Episode beschert.
Bewertung
[usr 4.5]
Episoden-Infos
Episodennummer | 24 (Staffel 2, Episode 12) |
Originaltitel | Sanctuary |
Deutscher Titel | Im Inneren des Nebels |
Erstausstrahlung USA | Donnerstag, 11. April 2019, FOX |
Erstausstrahlung Deutschland | Montag, 02. September 2019, Pro Sieben |
Drehbuch | Joe Menosky |
Regie | Jonathan Frakes |
Laufzeit | 45 Minuten |