In unserer Review klären wir, wie sich das vierte Buch der “Rise of…”-Reihe so schlägt.
Inhalt (Klappentext):
Admiral Jonathan Archer hat sich kaum an seine Aufgabe als Stabschef der Sternenflotte gewöhnt, als er schon vor einer neuen Krise steht. Die Einsatzgruppe unter dem Kommando von Captain Malcolm Reed kämpft gegen die tödliche Ware-Technologie. Nun aber wurde eins der Schiffe gekapert und seine andorianische Besatzung wird von einer interstellaren Sozietät festgehalten …
Kritik
Band Vier der “Rise of the Federation”-Reihe stellt noch immer nicht das Schlusslicht, sondern eine weitere Episode dar, welche teils offene Fragen aus “Enterprise” auflöst. Über allem schwebt aber natürlich noch die Bedrohung durch die Ware, welche in den letzten Romanen aufgebaut worden ist.
Und damit wird man auch gleich mitten ins Geschehen katapultiert, denn in ihrem Versuch, die Ware aufzuhalten, begehen die Schiffe der Sternenflotte einen Fehler, was fast zur Auslöschung einer Zivilisation führt. Das ist auch das Hauptthema das Bandes und gar nicht mal so sehr der Kampf gegen die Drohnen an sich. Fans ahnen schon, worauf es am Ende hinaus laufen wird: Die Einführung der Ersten Direktive.
Sehr schön wird man hier an das Thema herangeführt und mit wirklich moralischen Fragen konfrontiert. Denn ohne die Ware wären einige der Spezies nie zu Raumfahrern geworden. Wie geht man damit um? Kann man sich einmischen oder sollte man es nicht – und somit die Leute ihrem Schicksal überlassen? Ich denke, an der Stelle erübrigt es sich, darauf hinzuweisen, dass das alles “Star Trek” in Reinkultur ist. Und tatsächlich könnte die Entwicklung der Ersten Direktive so ähnlich vonstatten gegangen sein. Auf jeden Fall bleibt es von Beginn bis zum Ende spannend zu verfolgen.
Bennett ist inzwischen auch ein alter Hase auf dem Gebiet der Trek-Romane, daher hat er seine Charaktere im Griff und beweist überdies auch guten Umgang mit dem Universum an sich. In Nebenhandlungen darf sich etwa Phlox mit seinem Sohn auseinandersetzen, es wird geklärt, woher die Namen für Phaser kommen oder die hubbellosen Klingonen erkämpfen sich einen Platz im Rat. Vor allem Letzteres ist konsistent mit der späteren Classic-Serie und räumt weitere Missverständnisse aus dem Weg. Die Phlox-Geschichte kann hingegen nicht so wirklich überzeugen. Ja, auch sie transportiert eine für “Star Trek” typische Botschaft, nämlich dass Rassismus nichts bringt. Im großen Geflecht mit dem Ware-Teil der Geschichte wirkt es aber wie ein Störfaktor, auch wenn sie für sich genommen nicht schlecht ist.
Was ebenso auffällig ist: Die Schlachten werden immer nur in kurzen Sätzen beschrieben, in anderen Büchern hatte man das teils etwas ausführlicher. Hier werden Actionszenen eher kurz abgehandelt, aber das ist von Autor zu Autor wohl unterschiedlich. Manche können diese Szenen eben besser beschreiben als andere. Große Szenen für einzelne Charaktere fehlen zwar auch, aber es ergibt sich immerhin ein sehr homogenes Gesamtbild, bei dem eben auch mal kleinere Charakterszenen – bis hin zu den Nebencharakteren – ganz gut funktionieren.
Am Ende löst sich die moralische Frage allerdings in Luft auf, denn die Entscheidung wird der Sternenflotte von den Klingonen abgenommen, welche die Ware-Bedrohung letztlich final auslöschen. So gut dieses Segment in das Story-Geflecht auch passen mag (auch wenn das Opfer der zuvor verurteilten Crew an dieser Stelle wirklich überflüssig erscheint!), ist das aber auch etwas schade. Zugegeben, spontan fällt einem hier keine bessere Lösung ein, aber die Verantwortung einfach so abzuschieben, statt die Sternenflotte weiter involviert zu sehen – pathetische Aufopferung am Schluss dahingestellt – wirkt auch etwas fahl. Denn vermutlich wird man von den betroffenen Rassen nie wieder etwas hören.
Diskussionswürdig sind auch einige Szenen gegen Ende, denn noch vor “Discovery” tritt hier Sektion 31 prominent in Erscheinung. Im Grunde sind sie nämlich die graue Eminenz im Hintergrund, die eine ganze Zivilisation opfern, um einen Krieg zu verhindern. Die Darstellung ist zwar stimmig (und bringt auch Tucker zum Umdenken), der Preis ist jedoch, allen technologischen Fortschritt zu vernichten. Das betrifft die aus “Voyager” bekannten Biogelpacks ebenso wie Replikatortechnik. Klar, man musste hier mit dem Kanon gehen und konsistent bleiben (und wenn wir uns “Discovery” anschauen, hat sich zumindest die Sektion fleißig weiter bedient), aber auch dieser Schlag wirkt ein wenig wie der Vorschlaghammer aus der zweiten “Discovery”-Staffel, mit dem man uns solche Sachen eintrichtert. Das ist an der Stelle zwar zweifellos etwas ungerecht, immerhin erschien das Buch früher, würde aber auch ohne diese Bezug auffallen. An der guten Gesamtgeschichte ändert das aber nichts.
Fazit
Ein moralisches Dilemma à la “Star Trek” in eine durchaus interessante Handlung eingebettet, die lediglich durch die etwas “billige” Auflösung etwas getrübt wird. Zudem glänzt das Buch auch mit schönen Kanon-Referenzen. Hier kann man einen Blick riskieren.
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Information: Ein Exemplar dieser Ausgabe wurde dem Autor vom Verlag zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.
Quick-Infos
Autor: | Christopher L. Bennett |
Originaltitel: | Rise of the Federation – Live by the Code |
Jahr der Veröffentlichung (Original): | 2016 |
Übersetzer: | Bernd Perplies |
Seitenanzahl: | 462 |
Preis: | 15.- Euro |
ISBN: | 978-3-95981-688-5 |
Verlag: | Cross Cult |
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Das Gewinnspiel ist inzwischen beendet, die Gewinner werden zeitnah bekannt gegeben.