Als Abschluss unserer Doctor Who-Thementage widmen wir uns einem Recap der elften Staffel.
Achtung, Spoiler!
Alles neu macht der Chris
Nach dem Weggang von Steven Moffat übernahm Chris Chibnall die Produktionsgeschäfte von Doctor Who. Chibnall dürfte vielen für seine Arbeit bei “Broadchurch” bekannt sein, einer Serie, die durchaus gute Kritiken einfuhr. Gerüchten zufolge wollte Chibnall den Posten nur annehmen, wenn der Doctor eine Frau würde – und zumindest das hat er bekommen.
Es hatte sich in den Staffeln zuvor schon langsam eingeschlichen, die vielen Regenerationen, die auch Geschlechterwechsel beinhalteten, die prominenteste der Master selbst, der dann später als Missy wiederkehrte. Und selbst der Doctor darf erwähnen, dass er mal mit dem Master zusammen war, damals, als sie noch auf der Akademie waren. Bill darf sich vom Doctor dann anhören, das wäre doch alles ganz normal.
Ganz normal war es für die Fans allerdings nicht, denn wie bei fast jedem Doctor gab es auch zu dieser Inkarnation Fan-Proteste. Immerhin waren die meisten so klug und wollten Jodie Whittaker als neue Doctreuse zumindest eine Chance geben.
Doch das war nicht alles, was Chibnall neu machen wollte. Denn er verfolgte auch den Ansatz, neue Zuschauer zu gewinnen und deswegen wollte er sich von Doctor Who-Altlasten befreien. Keine bekannten Aliens, lediglich Anspielungen als Fanservice sollte es geben.
Der neue Doctor
Was den neuen Doctor angeht, so muss man zugestehen, dass sich Whittaker durchaus Mühe gibt. Ja, ein weiblicher Doctor ist gewöhnungsbedürftig, aber das war jede andere neue Inkarnation auch. Am Anfang litten die Doctoren meist noch unter einem Regenerationstrauma und fanden erst dann zur gewohnten Form.
Hier scheiterte Whittaker aber leider an einigen Stellen. Zwar konnte man ab und zu Verhaltensmuster älterer Doctoren durchblinken sehen, was durchaus zu gefallen wusste, nach den elf Folgen der Staffel habe ich aber nicht den Eindruck, sie hätte schon eine richtige Identität für “ihren” Doctor gefunden. Ist sie nun quirlig? Ist sie schrullig? Das kann man nach diesen elf Folgen leider immer noch nicht so genau sagen.
Whittaker liefert, der Doctor macht sein/ihr Ding und es gibt in manchen Folgen durchaus Momente – aber das war’s auch. Das besondere Etwas, das viele der anderen Doctoren schnell sympathisch werden ließ, fehlt leider noch. Das mag noch kommen, ist nach elf Folgen aber leider immer noch schade. An dieser Stelle sollte die Serie also schnell nachliefern.
Die Folgen
Die einzelnen Folgen an sich schwankten ebenso in der Qualität. Dies ging mit einem eher schwachen Einstieg los, der vor allem an einem Bösewicht krankte, der eher eine Witzfigur war, was durch seinen Auftritt in Folge zehn noch einmal bestätigt wurde. Bezeichnenderweise sind gerade diese Folgen, die erste und die letzte (sowie das Neujahrsspecial), vom neuen Showrunner Chibnall himself.
Einen Staffel übergreifenden Handlungsbogen gibt es bei Doctor Who leider schon lange nicht mehr und auch der Speed wurde in den neuen Folgen merklich zurückgefahren. Das war aber schon zu Moffats Zeiten so und wird nun einfach nur weitergeführt. Das atemlose Tempo eines Russell T. Davies hat die Serie also auch in ihrer elften Staffel nicht erreicht.
Immerhin gab es ein paar recht gute Einzelepisoden, was aber darauf zurückzuführen war, dass Doctor Who dann am besten ist, wenn es Botschaften aus der realen Welt transportiert. Prominent waren in dieser Staffel hier Folgen vertreten, die Rassismus anprangern. Damit liegt Doctor Who im Trend von Serien wie Star Trek.
Die Companions stechen positiv hervor und haben ein sympathisches Ensemble versammelt, das durchweg zu gefallen weiß – zumindest, wenn sie mal im Mittelpunkt stehen. Hier hat man aber eine ausgewogene Mischung hinbekommen, wobei vor allem bei Graham und Ryan über die Folgen hinweg eine Charakterentwicklung sichtbar ist, während Yaz gegen Ende der Staffel immer mehr versandete.
Unter der Oberfläche kranken die neuen Folgen aber, wirken teilweise etwas schleppend. Vor allem gegen Ende der Staffel wird der Abwärtstrend mehr als deutlich.
Dann eben doch der Dalek
Es scheint fast so, als hätte dies auch Chibnall erkannt, denn am Ende wird eben doch ein bekanntes Alien aus der Mottenkiste geholt. Damit nicht genug auch gleich die populärsten Gegner des Doctors, die (fast) seit dem Anfang dabei sind: die Daleks. Wie würde sich ein Dalek gegen eine weibliche Doctor schlagen? Die Ausgangssituation verheißt Spannendes, leider kann die Folge aufgrund diverser Logiklöcher nicht mal im Ansatz halten, was sie verspricht. (siehe unsere Review). Und statt “den” Daleks gibt es auch nur “einen” Dalek zu sehen, das große Aufeinandertreffen der alten Feinde bleibt also aus.
Was die Folge abliefert, ist ein schönes Actionspektakel (Daleks vs. Marines), aber das war es im Grunde. Auffallend ist auch, dass mit Altlasten aus der Serie aufgeräumt wurde. UNIT wurde quasi ausgelöscht (aus der Existenz wegrationalisiert), keine Time Lords und auch sonst nur wenig Bezug zum restlichen Doctor Who-Mythos. Ein Quasi-Reboot ist auch in Hollywood ja nichts Neues, aber er funktioniert bei Doctor Who mit einer über 50-jährigen Fernsehgeschichte nunmal nicht. Hier hätte man entweder komplett bei Null starten müssen, oder eben es ganz bleiben lassen sollen.
Fazit
Die elfte Staffel bleibt leider weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Dies ist nicht der neuen weiblichen Doctor geschuldet, denn Whittaker kann man hier beileibe keinen Vorwurf machen. Sie gibt sich Mühe und auch die Companions stechen hervor. Gegen schwache Drehbücher und einen krampfhaften Versuch, sich von der Who-Vergangenheit zu lösen und offen für Neues zu sein, kann aber auch der beste Cast nichts tun. Zwar gibt es durchaus Lichtblicke bei den Einzelepisoden der Staffel, insgesamt ist sie aber eine leichte Enttäuschung, was schade ist, denn die erste weibliche Doctor hätte durchaus einen besseren Start verdient gehabt.
Vielleicht hat man das aber auch erkannt und macht deswegen erst 2020 mit der zwölften Staffel weiter.
Insgesamt-Bewertung der Staffel: [usr 3 max=”6″]
Mit diesem Recap enden unsere Doctor Who-Thementage.
Hoffentlich hattet ihr genauso viel Spaß wie wir!