Die dritte Folge der neuen Doctor Who-Staffel bietet wieder klassischere Unterhaltung und funktioniert vielleicht deswegen besonders gut. In unserem Review nehmen wir sie genauer unter die Lupe.
Zurück zu den (historischen) Wurzeln
In der alten Doctor Who-Serie war es – zumindest anfangs – gang und gäbe, den Doctor und seine Companions auf historische Persönlichkeiten treffen und bei wichtigen Ereignissen dabei sein zu lassen. Den Anfang machte das wohl berühmteste und bis heute verschollene Serial “Marco Polo”. Über die Jahre kamen dann noch einige weitere Geschichten dieser Art hinzu, bis man diese “historischen Lehrstunden” – so der ursprüngliche Zweck – irgendwann wieder einstellte. Zwar hat man ab und an immer noch historische Persönlichkeiten getroffen, ein richtiges geschichtliches Event blieb in dem Zusammenhang allerdings aus.
Mit “Rosa” geht man jetzt etwas zurück zu diesem Konzept und versetzt uns in das Amerika der 1950er-Jahre. Gleich zu Beginn wird klar, wie der Hase läuft, denn Ryan will einer Dame freundlich den Handschuh aufheben und kassiert dafür eine Ohrfeige.
Rassenhass in den 1950ern
Wir sind in einer Zeit angekommen, in der in den Bussen noch nach Hautfarbe getrennt eingestiegen und gesessen wird. Aber ein historischer Wendepunkt steht bevor, denn Rosa Parks (die auch den Titel der Episode vorgibt) steht kurz davor, einen Protest durch einen Sitzstreik auszulösen.
Das allein ist allerdings noch kein Grund, dem Ganzen beizuwohnen. Der Doctor findet allerdings Spuren, die darauf hindeuten, dass jemand versucht, die Zeit zu verändern. Und das ist dann auch der Ausgangspunkt des neuen Abenteuers.
Übrigens wird erwähnt, dass der Doctor bereits 14mal versucht hat, die TARDIS in der richtigen Zeit zu landen und seine neuen Freunde nach Hause zu bringen. Auch das erinnert an die erste Doctor Who-Serie, in der es ähnlich war (wenn auch nicht ganz konsistent, denn der Doctor konnte die TARDIS bereits öfter zielgenau steuern).
Sei’s drum, diese Bemerkung allein öffnet natürlich Tür und Tor für Geschichten. Etwa für Romane und Comics, die zwischen der zweiten und dritten Folge der neuen Staffel angesiedelt sind, was aber vermutlich auch genauso beabsichtigt ist.
Doch zurück zum Thema Rassismus: In nahezu jeder Szene ist dieser spürbar. In vielen Produktionen, die diese Trennung nach Hautfarben zum Thema haben, merkt man diesen auch an, wie gespielt sie sind. Hier ist der Hass aber fast richtig greifbar und man fühlt sich fast direkt in die Zeit hineinversetzt. Doch damit nicht genug. In einer grandiosen Szene hinter einem Müllcontainer reden Ryan und Yasmin auch darüber, dass der Rassenhass auch heutzutage noch vorkommt, man solche Leute aber nicht gewinnen lassen darf.
Eine schöne Schauspielleistung aller Beteiligten und eine wichtige Botschaft, die auf diesem Wege vermittelt wird. Hut ab, kann man an dieser Stelle nur sagen!
Die Crux mit dem Bösewicht
Hinter der versuchten Zeitmanipulation steckt Krasko, der von Josh Bowman verkörpert wird. Am Anfang wird er zunächst als ebenso unfähig wie seine Vorgänger in den letzten Folgen dargestellt. Immerhin schleicht er sich von hinten an die Truppe an, schießt und verfehlt um Längen, damit die Helden fliehen können. Dann jedoch wird aufgeklärt, dass er niemanden verletzen kann, er also so oder so nicht getroffen hätte, und deswegen auf subtile Manipulation angewiesen ist. Deswegen versucht er auch durch kleine Änderungen, die Zeit zu beeinflussen. Technisch kommen ihm dabei Gagdets aus Stormcage zu Hilfe – eben jenem Gefängnis aus dem 79.Jahrhundert, in dem auch River Song einsaß. Ein schöner Querverweis für alle Fans also.
Leider war es das auch schon mit dem Bösewicht. So gut Bowman auch seine Rolle gibt und ihn überzeugend darstellt, es fehlt einzig und allein die Motivation. Warum tut Krasko, was er tut, und warum will er gerade dieses Ereignis verändern? Das Einzige, was man hierzu erfährt, ist seine ebenfalls rassistische Bemerkung, dass die Dunkelhäutigen doch auf ihrem Platz bleiben sollten. Zwar nimmt man ihm, wie auch den Schauspielkollegen in der Folge, das auch ab. Wenn dies aber die einzige Motivation war, bleibt auch Krasko als Bösewicht etwas blass. Damit ergibt sich bereits in drei Folgen hintereinander ein schwacher Gegenspieler für das Team Doctor.
Repariert die Geschichte
Apropos Doctor, auch Whittaker bleibt ihrer Linie treu und kann einige gute Doctor-Szenen zum Besten geben, die nun schon etwas mehr darauf hinweisen, dass sie ihren Charakter in den Griff bekommt. Allen voran ist hier auch das Ende der Geschichte zu erwähnen, in der sie die anderen anweist, nicht einzugreifen. Aber auch kleinere Szenen, wie das Vorspielen eines Paares mit Graham, vermögen zu gefallen.
Letzterer bekommt als Busfahrer auch einige schöne Szenen spendiert, aber auch die anderen Begleiter dürfen in einigen Szenen glänzen, etwa wenn sie Rosa hinhalten oder es zu einem Treffen mit einem jungen Martin Luther King kommt. Vielleicht keine Highlights, aber durchaus schön anzuschauen.
Dafür legt sich, wie bereits erwähnt, Graham ins Zeug, auch wenn er eigentlich Rosa helfen will. Am Ende muss aber auch er – wie auch der Zuschauer – hilflos mit ansehen, wie die Geschichte ihren Lauf nimmt. Das i-Tüpfelchen wäre es freilich noch gewesen, wenn Graham in die Rolle des fiesen Busfahrers hätte schlüpfen müssen, auch wenn es ihm zuwider gewesen wäre. Aber auch so gehört diese Szene zu den emotional stärksten der Serie.
Fazit
Eine Geschichte über Rassenhass und eine Botschaft, die durchaus noch aktuell ist. Vielleicht funktioniert die Folge deswegen so gut. So oder so: ein Highlight der neuen Doctor Who-Staffel.
Bewertung
Handlung der Einzelepisode | [usr 5 max=”6″] |
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs | [usr 3 max=”6″] |
Charakterentwicklung | [usr 5 max=”6″] |
Spannung | [usr 4 max=”6″] |
Action/Effekte | [usr 4 max=”6″] |
Humor | [usr 3 max=”6″] |
Intellektueller Anspruch | [usr 5 max=”6″] |
Gesamt | [usr 5 max=”6″] |