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StartDiscoveryDiscovery - Season 2Kurzrezension: Discovery 2x05 "Die Heiligen der Unvollkommenheit"/"Saints of Imperfection"

Kurzrezension: Discovery 2×05 “Die Heiligen der Unvollkommenheit”/”Saints of Imperfection”

Nachdem “May” Tilly verschlungen hat, begibt sich die Crew auf eine Rettungsmission. Lesen Sie hier unsere spoilerfreie Kurzrezension zu “Saints of Imperfection”, der – so viel sei verraten – großartigen fünften Folge der zweiten Staffel von “Star Trek: Discovery”.

Story

Nachdem Tilly in “May” verschwunden ist, sucht Stamets unermüdlich nach einem Weg sie zu retten. Derweil verfolgt die Discovery weiterhin Spocks Shuttle.

Nach vielen Retcon-Manövern der letzten Episoden darf sich das Drehbuch von Kirsten Beyer diesmal voll und ganz auf den “Discovery”-eigenen Mythos stürzen. Beyer war schon als Romanautorin bekannt für ihre Fähigkeit, bekannten Kanon gekonnt zu Neuem zu verarbeiten, und “Saints of Imperfection” ist keine Ausnahme. Während der wendungsreiche, äußere Plot mit vollen Händen aus dem reichhaltigen Fundus der “Discovery”-Welt schöpft, schlägt im Kern der Geschichte das hoffnungsvolle Herz von “Star Trek” – stark wie schon lange nicht mehr.

Das führt zu einer hochgradig emotionalen, packenden und zum Ende auch befriedigenden Episode. Mit dem Ende von “Saints of Imperfections” scheint sich “Discovery” wohl wie noch nie zuvor in der eigenen Haut zu fühlen – und das verdientermaßen.

Dialoge und Figuren

Unerklärlicherweise ist Commander Reno nicht mehr Teil der Rettungsbemühungen, obwohl diese klarerweise von ihrer Expertise profitiert hätten. Tig Notaro wird wohl nur in homöopathischen Dosen als Gast auftreten. Schade. Auch für die Nebencharaktere der Brückenbesatzung bleibt kaum Zeit. Dafür treffen wir viele andere bekannte Gesichter teils unerwartet wieder.

Vorsicht ist geboten in "Saints of Imperfection" (Photo: CBS)
Vorsicht ist geboten in “Saints of Imperfection” (Photo: CBS)

Großartig sind dabei viele neue Charakter-Konstellationen, die die Figuren frisch halten. Die Veränderungen der Besetzung zwischen den beiden Staffeln und die neue Tonlage der Dialoge produzieren fast ausnahmslos tolle Leinwandchemie. Trotz einer deutlich ernsteren Ausgangslage kommt diesmal der Witz in den Dialogen nicht völlig unter die Räder.

Wer dachte, wir hätten letzte Woche den emotionalen Höhepunkt der Staffel erreicht, hat sich geirrt. Nach der Achterbahnfahrt der letzten Woche hätte man dem Publikum zwar auch eine Woche Abstand gönnen können, stattdessen entscheidet sich “Discovery”, mutig dahin zu gehen, wo es so richtig auf die Tränendrüse drückt. Und erfreulicherweise verläuft die Reise durchaus gelungen, wenngleich nicht restlos Kitsch-frei.

Einziger Kritikpunkt ist Michael Burnhams die Folge “rahmender” Logbucheintrag. Die Zuschauer hätten es verdient, sich nach der aufwühlenden Episode in Ruhe eigene Gedanken zum gerade Durchlittenen zu machen, statt sich von unserer Protagonistin eine Interpretation “vorkauen” zu lassen (und dabei charakteruntypisch auf quasi-religiöse Rhetorik zurückzugreifen).

Produktion

David Barrett zaubert eine fantastische Folge auf die Mattscheibe. Zu Hilfe kommt ihm die deutlich klarere, linear strukturierte Geschichte, die sich nach dem ersten Drittel voll und ganz auf genau einen Handlungsstrang fokussiert. Und so fließt das Geschehen organisch von Szene zu Szene, während eine wirklich tadellose Inszenierung die Spannung konstant aufrecht erhält und Sogwirkung entfaltet.

Wir haben es diese Staffel bei fast jeder Folge anmerken müssen, aber “Saints of Imperfection” toppt erneut die Schauwerte der vorangegangenen Episoden. Besonders wirkungsvoll sind die Effekte, weil sie organisch der Handlung folgen und uns in eine aufregende Welt “abtauchen” lassen, von der wir bisher viel zu wenig gesehen haben.

Kurzrezension: Discovery 2x05 "Die Heiligen der Unvollkommenheit"/"Saints of Imperfection" 1
Die U.S.S. Discovery in “Saints of Imperfection” (Szenenbild: CBS)

Rahmenhandlung

“Saints of Imperfection” erfüllt in vielerlei Hinsicht eine ähnliche Funktion wie “Point of Light”, indem es viele angefangene Handlungsstränge aufgreift und konsequent voran-, bzw. zu einem vorläufigen Abschluss bringt. Anders als “Point of Light” haben aber alle Facetten der Handlung einen organischen Zusammenhang und die Folge kann einen richtigen Fluss und Sog aufbauen.

Wie wir es leider schon gewohnt sind, erfahren wir zu Spock und dem Roten Engel wieder nichts Relevantes. Allerdings sind nach dem “Großreinemachen” die Karten jetzt so gemischt, dass die Serie nächste Woche richtig durchstarten könnte, wenn sie denn wollte.

Beobachtungen

  • Diese ganze Sektion-31-Sache ist kanon-technisch sehr seltsam. Und mit jedem neuen Informationshappen wird es schlimmer.
  • Ich liebe [zensiert, Spoiler]. Die besten One-Liner.
  • Das Myzelnetzwerk wirkt etwas “klein”
  • [Spoiler, zensiert] und [Spoiler, zensiert] müssten jede Folge mindestens eine gemeinsame Szene bekommen.
  • Auweia, ob man dass mit Schimmelentferner wieder abbekommt?
  • Ich freue mich schon, wenn [Spoiler, zensiert] [Spoiler, zensiert] beichtet, was [Spoiler, zensiert] und [Spoiler, zensiert] in der ersten Staffel alles angestellt haben.
  • Ok, die Auflösung (bzw. Rematerialisierung?) ist eine Deus Ex Machina und macht “wissenschaftlich” betrachtet wenig bis keinen Sinn. Aber dieses eine Mal mag ich es verzeihen, weil “Gründe” [schnief].
Burnham und Pike in "Saints of Imperfection" (Photo: CBS)
Burnham und Pike in “Saints of Imperfection” (Photo: CBS)

Fazit

Für mich das absolute Highlight dieser Staffel, vielleicht sogar der Serie. “Discovery” steht endlich (endlich!) auf ihren eigenen zwei Beinen, weiß was sie will und zieht ihr Ding konsequent durch. Als Zuschauer hat man seine wahre Freude an einem stringenten Plot, spannenden Figuren, knackigen Dialogen, einer geschliffener Inszenierung, großen Emotionen und tollen Bildern.

Darunter liegt im Kern die unerschütterliche Überzeugung, dass vernunftbegabte Wesen beliebiger Herkunft zur Kooperation fähig sind und so ihr Schicksal selbst in der Hand haben. Oder kurz gesagt: “Star Trek”.

Wenn wir jetzt bitte noch die Geschichte erzählen könnten, die wir vor einem Monat eigentlich mal erzählen wollten, wäre ich restlos glücklich.

Das sind unsere ersten Eindrücke. Es folgt wie gewohnt unsere ausführliche Rezension.

Bewertung

Handlung der Einzelepisode [usr 5 max=6]
Stringenz des staffelübergreifenden Handlungsstrangs [usr 4 max=6]
Stringenz des bekannten Kanons [usr 2 max=6]
Charakterentwicklung [usr 4 max=6]
Spannung [usr 5 max=6]
Action [usr 4 max=6]
Humor [usr 3 max=6]
Intellektueller Anspruch [usr 4 max=6]
Gesamt [usr 5 max=6]

Mit Rücksicht auf andere Leser, die die Folge noch nicht gesehen haben, bitten wir, in den Kommentaren zu diesem Artikel auf Spoiler zu verzichten. Danke!

christopher.kurtz
Christopher Kurtz
Seit den frühen 2000ern ist Christopher Redakteur im TrekZone Network. Wenn er nicht in den unendlichen Weiten nach kritisch rationalem Humanismus Ausschau hält oder sich über die Plausibilität fiktiver Technologien und Gesellschaftsformen den Kopf zermartert, findet man ihn meistens in der Nähe von Spielen der geselligen Art, egal ob analog oder digital, ob als Mitspieler oder Gelegenheitsautor.

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