Der erste Discovery-Comic stellt den mysteriösen T’Kuvma in den Vordergrund und erzählt dessen Hintergrundgeschichte. In diesem Review erklären wir, was wirklich im Comic steckt.
Inhalt (Klappentext):
Das Licht von Kahless, ein uraltes Artefakt, soll die Klingonen unter der Herrschaft eines einzigen Anführers vereinen. T’Kuvma, Messias und Stratege seines Volkes, zieht aus, um das Leuchtfeuer zu finden und sich der Föderation entgegenzustellen …
Kritik
“Das Licht von Kahless” ist der erste Discovery-Comic, der pünktlich zum Start der zweiten Staffel auf Deutsch erschienen ist. Federführend für den Inhalt ist Kirsten Beyer, die ja selbst im Autorenstab von “Discovery” ist und auch in der Vergangenheit jede Menge Star Trek-Romane verfasst hat.
Doch werfen wir wie üblich zunächst einen Blick auf die Zeichnungen. Diese sind gut gelungen und lehnen sich – wer hätte es gedacht? – an der ersten Staffel von “Discovery” an. Vor allem die Klingonen im neuen Design mit den größeren Schädeln werden hier prominent in Szene gesetzt. Diese Panels sind durchweg gelungen, wobei die Szenen durchaus aus dem TV stammen könnten, was dem Comic ein gutes Zeugnis ausstellt.
Die Handlung beginnt bei T’Kuvmas Tod. L’Rell erzählt Voq die Geschichte des neuen religiösen Führers der Klingonen – und damit erfährt auch der Leser diese Geschichte. Schon früh ist T’Kuvma einer der schlauesten Mitglieder seines Hauses, gerät aber schließlich in die Mühlen der Politik und wird nach Boreth geschickt. Wie wir aus der zweiten Staffel inzwischen wissen, kam von dort kaum einer je zurück, aber T’Kuvma schafft es und geht aus allen Herausforderungen als Sieger hervor (und wird auch weiser). Allein diese Szenen zeichnen sehr gut die Charakterentwicklung des jungen T’Kuvma nach, doch natürlich geht es noch weiter.
Er kehrt nach Hause zurück, doch dort hat sich einiges geändert. Seine Schwester hat sich mit einem anderen Klingonen verheiraten lassen, und will ihn nicht mehr unterstützen, wodurch sie für T’Kuvma nicht mehr existent ist. Mit einem alten Schiff der Familie geht er fortan auf seine Mission, das Klingonische Reich zu bekehren. Auch hier wird die Charakterdynamik mehr als deutlich und es wird schön aufgezeigt, wie sich T’Kuvma durchsetzen kann, ohne ein großer Kämpfer zu sein.
Im Folgenden sieht man, wie er seine Anhängerschaft aufbaut. Hier geht T’Kuvma zum einfachen Volk, hilft den Armen und Hilflosen (sofern es solche bei den Klingonen gibt) und baut sich nach und nach eine Anhängerschaft auf. Schön ist an dieser Stelle, dass Beyer dem Kanon treu bleibt und durch viele, kleine Details das Fanherz höher schlagen lässt. So gebären Klingonen etwa im Stehen, denn alles andere wäre schwach. Dies ist in “Star Trek” bereits früher schon erwähnt worden. Und auch die Tarnvorrichtung, die T’Kuvma in seinem Sarkophagschiff hat, wird als ein früher Prototyp dargestellt, der es aber noch nicht bis zur Serienreife gebracht hat.
Das alles ist stimmig und fügt sich sowohl in das Gesamtbild der Klingonen als auch in das des restlichen Star Trek-Universums ein. Selbst die Abgründe der klingonischen Gesellschaft, etwa die Nacktkämpfe der Sklaven (an dieser Stelle selbstredend ohne zu viel zu zeigen) fügen sich ein. So schafft es Beyer, dass nicht nur die Klingonen auf T’Kuvmas Seite gezogen werden, sondern auch der Leser.
Doch natürlich zählt bei den Klingonen nicht das einfache Volk, sondern eben die Kampfkraft. Auch diese stellt T’Kuvma unter Beweis, als er mit seinen Anhängern zusammen in die Ratshalle stürmt. Beseitigen kann man ihn nicht, denn draußen vor den Toren warten Millionen seiner “Fans”. Die Macht will er allerdings nicht übernehmen. Vielmehr besteht sein Bestreben darin, die Häuser zu vereinen, damit sie ein gemeinsames Ziel verfolgen. In erneut schön dargestellten Szenen kann T’Kuvma dem Rat die Zusage abringen, dass man ihm folgen wird, sollte er es schaffen, das Leuchtfeuer des Kahless zu entzünden (daher unter anderem auch der Titel des Comics).
An dieser Stelle kommt sehr schön die Symbolik und die Botschaft des Bandes zum Tragen. Denn viele von T’Kuvmas Zweiflern (aber auch Voq, denn die Szenen zwischen ihm und L’Rell werden immer mal wieder eingeschoben) bemerken richtigerweise: Wenn dieses ominöse Leuchtfeuer, das Kahless’ Rückkehr ankündigt, existieren würde, hätte man es schon längst gefunden. Immerhin wird seit Jahrtausenden danach gesucht. Was also macht T’Kuvma? Er fälscht das Leuchtfeuer und baut es einfach selbst. Denn, wie er von einem Anhänger belehrt wird, es kommt eben nicht auf das Leuchtfeuer an, sondern auf die Person. Und die ist in dem Fall eben T’Kuvma selbst, der wie ein Leuchtfeuer die Klingonen hinter sich gestellt hat. Allerdings kann man Klingonen das nicht erklären.
Es spricht für den Comic, dass man als Leser an dieser Stelle wirklich auch an diese Aussage glaubt, denn sie trifft den Kern dessen, um was es geht. Ob man diese religiöse Thematik in Hinblick auf die zweite Discovery-Staffel eingeschoben hat, sei hier dahingestellt. Übrigens wird so auch das neue Aussehen der Bird of Preys erklärt: Das sind einfach T’Kuvmas Eigenkonstruktionen, die man dann später ihm zu Ehren fortführt.
Und an dieser Stelle wird der Bogen zur ersten Discovery-Folge geschlagen. T’Kuvma entzündet dort ja bekanntlich das Leuchtfeuer und die klingonischen Häuser, denen er die Zusage entlockt hat, müssen sich ihm nun anschließen. Und so endet ein durchaus gelungener Band, der nicht nur T’Kuvmas Aufstieg behandelt, sondern auch religiöse Themen auf den Tisch bringt.
Fazit
Kirsten Beyer at her best! Man kann T’Kuvmas Aufstieg hin zu einem religiösen Anführer von der ersten bis zur letzten Seite nachvollziehen, vor allem aber fügt sich die Handlung schön in das bereits etablierte Universum ein. Etwas schade ist höchstens, dass diese Erklärungen erst im Nachhinein durch diesen Comic erfolgen, aber solange das nicht derart ausartet wie bei der großen Schwester “Star Wars”, kann man damit leben.
[usr 4]
Quick-Infos
Autor: | Kirsten Beyer |
Zeichner: | Mike Johnson, Tony Shasteen |
Originaltitel: | The Light of Kahless 1-4 |
Jahr der Veröffentlichung (Original): | 2018 |
Übersetzer: | Helga Parmiter |
Seitenanzahl: | 144 |
Preis: | 15.- Euro |
ISBN: | 978-3-959818-30-8 |
Verlag: | Cross Cult |