Der dritte “Short Trek” mit Titel “The Brightest Star” zeigt Sarus Vorgeschichte. Dabei erhaschen Zuschauer erstmals einen Blick auf den Planeten Kaminar und Sarus Familie.
Von allen “Short Treks” trägt “The Brigtest Star” mit Sicherheit die Bürde der größten Erwartung. Doug Jones Saru ist einer beliebtesten Charaktere aus “Discovery” und die rasant erzählte erste Staffel hatte keine Zeit, seine Hintergrundgeschichte angemessen zu vertiefen.
Nun hält “The Brightest Star” das Versprechen, Sarus Leben auf Kaminar und den Weg zur Sternenflotte zu zeigen. Dabei lernen wir seine Schwester Siranna (Hannah Spear) und seinen Vater Aradar (Robert Verlaque), sowie indirekt die Jägerrasse der Ba’ul kennen.
Leider hat die Story weder Überraschungen noch berührende Charaktermomente zu bieten. Die Handlung ist bedauerlicherweise geradezu klischeehaft. Und weder die Darstellung der Kelpianer noch der Ba’ul fügen sich nahtlos in die Versatzstücke seiner Vorgeschichte ein, die Saru während der ersten Staffel bereits gegeben hat.
Die Kelpianer und die Ba’ul stehen nicht in einem evolutionären Wettkampf gegeneinander, die Ba’ul scheinen nicht einmal auf dem selben Planeten zu leben. Weder ihre Schnelligkeit, noch ihre Stärke, noch der siebte Sinn für Gefahren verschaffen den Kelpinanern in ihrer misslichen Lage bessere Überlebenschancen. Und Sarus eigentliche Flucht von Kaminar schmuggelt zwar ein tolles Cameo ein, ist aber letztlich wie Vieles in der Folge unplausibel.
So erfüllt “The Brightest Star” zwar einerseits das Versprechen, die Vorgeschichte von Saru nachzuliefern, enttäuscht aber letztlich als schwächste der bisherigen drei “Short Treks”.
Achtung, Spoiler im Folgenden
Sarus Stamm von Kelpianern lebt in einem Fischerdorf auf Kaminar. Regelmäßig erscheinen Schiffe der Ba’ul am Strand, die erst wieder abziehen, nachdem sich mehrere Dorfbewohner sich in einem Ritual als “Opfer” darbieten und wegtransportieren lassen. Sarus Vater leitet als Priester die Zeremonien und verteidigt sie zum Erhalt der “Großen Balance” auf Kaminar.
In seinen Worten ist Saru der einzige seines Volks, der diese Ordnung in Frage stellt. Er und sein Vater geraten mehrfach darüber in Streit.
Saru gelangt in den Besitz eines Stücks Ba’ul-Technologie, abgefallen von einem ihrer Schiffe. Mit Neugierde und Ausdauer gelingt ihm, das Gerät als Kommunikator zu benutzen und nach langer Wartezeit tatsächlich einen Kontakt zu einem außerkaminarischen Gesprächspartner zu knüpfen und ihre unbekannte Sprache zu lernen.
Die Unbekannte erweist sich als Lieutenant Georgiou, die mit besonderer Erlaubnis von Starfleet Saru das Angebot macht, seinen Planeten zu verlassen.
Der erste Besuch auf Sarus Heimatplaneten bleibt eine wenig inspirierte Angelegenheit voller Widersprüche, unplausiblen Zufällen und Klischees.
Auch wenn alle Dorfbewohner jederzeit von den Ba’ul verschleppt werden können (und wissen, dass sie zum Verzehr gedacht sind), ist Saru der einzige Rebell gegen dieses barbarische System. In einer Rasse von Beutetieren, die genetisch dazu verdammt sind, in ständiger Todesangst zu existieren ist es schwer verständlich, dass niemand außer Saru sich motiviert fühlt, etwas am Status Quo zu ändern. Und während der Kelpianer aus “Star Trek: Discovery” sichtlich Überwindung aufbringen muss, andere oder gar sich selbst in Gefahr zu begeben, schreiten seine Brüder und Schwestern bei den Opferritualen seltsam willig ihrem sicheren Tode entgegen.
Auch was wir sonst über die Kelpianer gelernt haben, steht im Widerspruch zum Kurzfilm. Es gibt eine Nahrungskette auf Kaminar, und die Kelpianer stehen keineswegs an deren Ende. Sie sind mindestens Fischer und nutzen auch Werkzeuge aus Knochen.
Im Gegensatz zu dem, was uns Saru vermittelt hat, ist es auch nicht plausibel, dass die Kelpianer evolutionär bedingt über besondere Schnelligkeit oder Kraft verfügen. Keine dieser Eigenschaften hilft ihnen, sich bei der Selektion durch das “wachsame Auge” der Ba’ul gegenüber anderen Artgenossen zu behaupten. Und mit Blick auf zeitgenössische Tierhaltungsmethoden würden diese Eigenschaften wohl auch schnell bei Nutztieren weggezüchtet und durch andere Eigenschaften ersetzt werden.
Im Gegenteil, Sarus Widerstand, Neugierde und Intelligenz sind genau die Eigenschaften, die Mitglieder seines Volkes das Überleben ermöglichen würden. Leider übertreiben es Bo Yeon Kim und Erika Lippoldt mit ihrer Story hier maßlos. Man stelle sich vor, ein Transportflugzeug verliere über einer Insel mit dem technologischen Stand der Bronzezeit ein Laptop, dass den Sturz überstünde. Auch der intelligenteste Insulaner hätte große Schwierigkeiten, das Gerät in Betrieb zu nehmen, geschweige denn, zu einem Satellitentelefon umzubauen.
Kims und Lippoldts Drehbuch traut Saru dies und noch einiges mehr zu.
Da fällt es dann auch kaum noch ins Gewicht, dass auf der anderen Seite der Leitung die junge Philippa Georgiou sitzt, die vergleichsweise unproblematisch Sarus Exodus von Kaminar organisieren kann. Nach Picards und Datas Auseinandersetzungen über die Erste Direktive in “Brieffreunde”, wird die Geschichte so allzu bequem aufgelöst. Zum Vergleich: Saru befindet sich im Gegensatz zu Sarjenka nicht in akuter Lebensgefahr, und Sarjenkas Rettung birgt auch nicht das Risiko, dass durch die Enthüllung des Ersten Kontakts das delikate Gleichgewicht zweier Spezies aus den Fugen gerät.
So finden Kim und Lippoldt einen sehr bequemen und unplausiblen Abschluss für ihre Kurzgeschichte. Ähnlich wie schon “Runaway” drängt sich die Frage auf, warum die Geschichte in dieser fast schon zur Karrikatur neigenden Dichte erzählt werden musste.