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Aus dem Space-Kästchen geplaudert: Interview mit David Mack

Museumsstück aus dem Jahr 2007: Exklusiv für unseren Literatur-Newsletter “Unendliche Seiten” (2007-2010) hatten die TrekZone-Redakteure Christoph Hühn und Jörn Podehl mit dem “Star Trek”-Romanautor David Mack ein Interview führen dürfen.

Das Interview

Wie lange schreiben Sie schon für “Star Trek”, und wie lange arbeiten Sie bereits im Science-Fiction-Genre?

Das ist eine sehr lange Geschichte. Ich habe angefangen Science-Fiction-Geschichten zu schreiben, als ich noch ein kleiner Junge war; ich glaube, da war ich acht oder neun. Einige meiner Amateurgeschichten wurden in Kinder-SciFi-Magazinen veröffentlicht. Außerdem bin ich ein Fan von Science-Fiction-Filmen, -serien, -büchern und -comics seit ich alt genug war, sie zu lesen.

Das erste Mal, dass ich “Star Trek” sah, war in den frühen 1970ern, während der Wiederholungen im Fernsehen. Ich wuchs mit den Abenteuern von Kirk, Spock, McCoy, Scotty und dem Rest der Enterprise-Crew auf.

Anfang 1988, während ich mein erstes Jahr an der New Yorker Filmhochschule abschloss, wurde bekannt gegeben, dass “Star Trek: The Next Generation” – beginnend mit der zweiten Staffel – Drehbücher von jedem akzeptieren würde, der ausprobieren wollte, für die Serie zu schreiben. Ich fing sofort an, an einem Drehbuch zu arbeiten, von dem ich sicher war, dass es sie aus den Socken hauen würde. Ich erinnere mich nicht mehr an viele Details aus dem Drehbuch, aber ich bin sicher, es war furchtbar und wäre viel zu teuer geworden.

Ich verbrachte die nächsten Jahre damit, weitere Drehbuchentwürfe zu verfassen und einzuschicken, die aber alle abgelehnt wurden.

Ein Freund, den ich während des Studiums kennen gelernt hatte, schlug mir vor, mich mal mit einem seiner Bekannten zu treffen, einem Mann namens John Ordover. John war zu dieser Zeit einer der Verantwortlichen bei Pocket Books für den Einkauf und die Entwicklung neuer “Star Trek”-Romane. John wollte einige neue Kontakte zur Zeitschriftenbranche knüpfen, in der ich damals arbeitete, um einige Artikel von freien Mitarbeitern verkaufen zu können. Wir trafen uns dann eines Tages zum Mittagessen, und er gab mir eine Ausgabe der Autorenrichtlinien für “Star Trek”-Romane. Ich ging nach Hause, las die Regeln und erkannte, dass meine neue Romanidee gegen jede einzelne Regel dieser Richtlinien verstieß. Also schmiss ich mein Konzept in den Müll und sprach nie wieder davon.

Einige Wochen später, ich ging weiterhin regelmäßig mit John und seinen Freunden zum Mittagessen, fragte er mich, ob ich meinen Romanentwurf einsenden würde. Ich erklärte ihm daraufhin, dass ich, nachdem ich festgestellt hätte, dass der Roman gegen die Richtlinien verstoßen würde, mich entschlossen hatte, seine Zeit nicht weiter damit zu verschwenden. Er war für meine professionelle Ehrlichkeit so dankbar, dass wir schnell Freunde wurden.

1995 wurden wir ein Team, da jeder von uns das hatte, was der andere brauchte, um erfolgreich zu sein. John hatte das Privileg, Treffen mit den Verantwortlichen der TV-Serien (damals “Deep Space Nine” und “Voyager”) festzusetzen, indem er einfach kurz anrief. Ich hatte das professionelle Training zum Schreiben von Entwürfen für Film und Fernsehen.

John vereinbarte ein Treffen, und innerhalb einer Woche verkauften wir drei Entwürfe. Der erste war für “Voyager”, aber diese Episode wurde leider nie produziert (eine andere lange Geschichte). Unsere nächsten Verkäufe waren Entwürfe für “Deep Space Nine”. Ein Entwurf wurde auch gleich in die Tat umgesetzt, die Episode “Das Wagnis” (“Starship Down”) aus der vierten Staffel. Über den anderen Entwurf mussten sie gute drei Jahre nachdenken – die Folge “Leben in der Holosuite” (“It’s only a Paper Moon”) aus der siebten Staffel.

Als mir langsam klar wurde, dass meine Karriere beim Fernsehen kein durchschlagender Erfolg werden würde, begann ich mich nach einer Position als freier Mitarbeiter bei der “Star Trek”-Abteilung von Pocket Books umzusehen. Meine erste Aufgabe war es, den sogenannten “Slush” zu lesen, das heißt von Hobbyautoren unaufgefordert eingesendete Manuskripte. Ich sollte einen Grund finden, diese abzulehnen und einen standardisierten Ablehnungsbrief aufsetzen. Ich schrieb ferner Referenzmaterial für die Arbeiten im Büro und anderer Autoren (zum Beispiel für Peter David die “Star Trek: New Frontier”-Minipedia). Es war zwar keine prestigeträchtige Arbeit, aber es hat gereicht, um meine Studienkredite zurückzuzahlen.

Diese Arbeit führte dazu, dass ich eingeladen wurde, einen 5.000-Wörter-langen Artikel über das Genesis-Projektil aus “Star Trek II: Der Zorn des Khan” zu schreiben. Dieser sollte dazu verwendet werden, um John Vornholts Roman “The Genesis Wave, Book One”, der noch einige Seiten unterhalb der genehmigten Seitenzahl war, etwas zu strecken. Man gab mir nur drei Tage Zeit, aber ich habe es geschafft. Es ist jetzt das 14. Kapitel des Romans. Als Belohnung wurde mir angeboten, mein erstes eigenes Buch zu schreiben: “The Starfleet Survival Guide”, das im Jahr 2000 erschienen ist.

Nachdem ich den Survival-Guide fertig hatte, boten mir John Ordover und Keith R.A. DeCandido an, Geschichten für ihre neue eBook-Reihe “Star Trek: S.C.E.” beizutragen. Mein erster professioneller Prosatext war die eBook-Novelle “Invincible”, die ich zusammen mit Keith schrieb. Nach diesem Projekt war ich süchtig danach, Romane zu schreiben. Als nächstes Projekt folgte mein eBook-Kurzroman “Wildfire”, der zum eBook-Bestseller und wichtigen Erfolg wurde.

Einige Monate nach der Veröffentlichung von “Wildfire”, bot mir John Ordover an, in die “erste Liga” aufzusteigen, indem ich einen Zweiteiler der Neunbändigen “A Time to…”-Reihe in “Star Trek: The Next Generation” übernehme. Meine beiden Romane “A Time to Kill” und “A Time to Heal” bekamen 2004 sehr gute Kritiken, und “A Time to Heal” wurde ein Bestseller in den Hitlisten von USA Today (wichtige amerikanische Tageszeitung, Anmerkung der Redaktion) und dem Locus-Magazin (bekanntes Amerikanisches SF-Magazin, Anmerkung der Redaktion).

Seitdem arbeite ich Jahr für Jahr an neuen Romanen, die meisten von ihnen, von Ausnahmen einmal abgesehen, “Star Trek”.

Welches Ihrer Bücher würden Sie als Ihr bestes bezeichnen? Gibt es eines, das sie am liebsten noch einmal überarbeiten würden oder im Nachhinein am liebsten nicht geschrieben hätten?

Diese Frage ist schwer zu beantworten. Ich würde keines meiner Bücher als mein bestes Bezeichnen, denn ich denke nicht, dass man sie in dieser Art und Weise messen kann. Es gibt an jedem meiner Bücher und in jeder Geschichte Dinge, die mir gut gefallen und andere, die mir nicht so gut gefallen.

  • Wildfire” (S.C.E.) ist meine tragischste Geschichte bisher.
  • “Failsafe” (S.C.E.) war meine mutigste und am offensichtlichsten allegorisch.
  • “A Time to Kill” (TNG) ist die schnellte und actiongeladenste.
  • “A Time to Heal” (TNG) ist die politisch brisanteste und gewalttätigste.
  • “A Time to Heal” (TNG) ist die politisch brisanteste und gewalttätigste.
  • “Small World” (S.C.E.) ist die hoffnungsfroheste und optimistischste.
  • “Der Vorbote” (“Harbinger” der Serie “Vanguard”) ist die komplexeste, emotionalste und politischste.
  • “Warpath” (DS9) ist der am häufigsten fehlverstandene und unterbewertete Romane, den ich bisher geschrieben habe.
  • “The Sorrows of Empire” (Kurzgeschichte aus dem Spiegeluniversum) finde ich persönlich am inspirierendsten.
  • “Road of Bones” (ein “Wolverine”-Abenteuer) ist der technischste und melancholischste.
  • “Ernte den Sturm” (“Vanguard: Reap the Whirlwind”) ist mein größtes Epos bisher…

Nächstes Jahr (2008) wird das erste Mal einer Ihrer Romane (“Vanguard: Harbinger”) in Deutschland veröffentlicht. Was denken Sie darüber und möchten Sie Ihren deutschen Fans etwas mitteilen?

Ich finde es sehr aufregend, dass meine Arbeit nun ein neues Publikum finden wird, insbesondere eines mit einem Ruf für Erfahrung und einer Vorliebe für erwachsenere und komplexe Themen. Ich gebe aber auch zu, dass ich etwas nervös bin. Viel von meiner Arbeit basiert auf Metaphern und der Verwendung englischer Redewendungen, und da ich Deutsch weder lesen noch sprechen kann, habe ich leider keine Möglichkeit, herauszufinden, wie gut sich mein Stil nach der Übersetzung in Ihre Sprache wiederfinden wird.

Sie sind einer der Entwickler und Autoren der Romanserie “Star Trek: Vanguard”. Was können Sie uns über die Zukunft der Serie und die nächsten Büchern sagen?

Zurzeit arbeiten meine Freunde und Kollegen Dayton Ward und Kevin Dilmore eine Rahmenstory für den vierten “Vanguard”-Teil aus. Sie haben mir erzählt, dass sie sich noch für keinen Titel entschieden haben. Ich habe nur eine vage Idee von dem, was sie planen. Sie haben mir nur verraten, dass es etwas Großes und komplett Anderes sein wird als das, was wir in den vorigen “Vanguard”-Büchern lesen konnten.

Ich habe einige Ideen für einen fünften “Vanguard”-Band, aber ich weiß nicht, ob es überhaupt Nachfrage nach einen fünften Teil geben wird – oder ob ich, wenn ein Buch gewünscht wird, der Autor sein werde, der es schreiben wird.

Ich sage unseren Lesern von “Vanguard”: Freuen Sie sich auf jede Menge Spannung und Überraschungen. Das Schönste daran, mit Jungs wie Dayton und Kevin zu arbeiten, ist, dass wir uns gegenseitig übertrumpfen wollen. Wir entwickeln zusammenhängende Handlungsfäden und Cliffhanger, die der Partner lösen muss. Es ist die besondere Form eins sadistisches Spiels.

Die Crossover-Trilogie “Star Trek: Destiny” ist Ihr nächstes großes Projekt. Worum geht es dabei und was können Sie uns darüber erzählen?

“Destiny” ist das größte, komplexeste und ehrgeizigste Projekt meiner Karriere bis jetzt. Der Großteil der Story ist von meinen Editoren und Verlagen als Top-Secret klassifiziert worden.

Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist das, was bereits bekannt ist. Es wird um die Crews der Enterprise und der Titan (Captain Rikers Schiff), um einige Charaktere aus den Post-“Deep Space Nine”-Romanen, und um einige andere Personen aus dem Rest des Bücheruniversums gehen. “Destiny” baut auf den kürzlich veröffentlichten Post-TNG-Romanen auf, insbesondere “Resistance”, “Before Dishonor” und “Greater than the Sum” (von Christopher L. Bennett, erscheint 2008) – und es werden einige Mysterien der “Star Trek”-Vergangenheit neu beleuchten.

Sind Sie mit “Destiny” im Zeitplan? Werden die drei Romane im Oktober, November und Dezember 2008 wie geplant veröffentlicht?

Ich habe Buch eins “Gods of Night” pünktlich Ende September eingereicht und bin ziemlich gut in meinem Zeitplan für Buch zwei, “Mere Mortals”. Wenn alles gut läuft, werde ich Buch zwei Ende Januar nach meinem Urlaub dem Editor geben und dann mit Buch drei – “Lost Souls” – starten. Anfang April 2008 wird es dann auch an meinen Editor gehen.

Wenn nichts Unvorgesehenes geschieht, werden alle drei zur rechten Zeit veröffentlicht.

Mit “Wildfire” haben Sie eine der beliebtesten “Star Trek: Corps of Engineers”-Geschichten geschrieben. Werden Sie noch einmal für die Serie schreiben?

Nach “Wildfire” habe ich noch zwei S.C.E.-Geschichten geschrieben. Das waren einmal “Failsafe”, veröffentlicht in der Sammelausgabe “Grand Designs”, und “Small World” (erscheint als letzte Geschichte im Sammelband “Creative Couplings”). Momentan plane ich keine weiteren Geschichten für die S.C.E.-Serie.

Welche Geschichten planen Sie nach “Destiny”? Schreiben Sie auch Bücher, die nicht zu “Star Trek” gehören?

Gut, dass Sie fragen! Ich habe mein erstes Non-Trek-Buch an meinen langjährigen “Star Trek”-Editor Marco Palmiere verkauft. Das Buch heißt “The Calling” und handelt von einem Mann, der manchmal andere Menschen um Hilfe beten hört. Seine Gabe bringt ihn auf die Spur eines entführten Mädchens und enthüllt seine wahre Rolle in einem uralten und immer währenden Kampf zwischen den Kräften des Guten und des Bösen. Ich fange mit dem Manuskript sobald wie möglich an, nachdem ich die “Destiny”-Trilogie abgeschlossen habe. Die Veröffentlichung von “The Calling” ist für 2009 geplant.

Früher haben Sie Skripte für “Star Trek: Deep Space Nine” geschrieben. Gibt es Unterschiede zwischen dem Schreiben von Skripten und dem Schreiben von Büchern? Was ziehen Sie vor?

Es gibt Unterschiede. TV-Skripte sind sehr kurz, zwischen 55 und 60 Seiten etwa. Sie haben sehr wenig Wörter auf einer Seite und folgen sehr strikten Regeln, was die Formatierung und den Inhalt angeht. Sie sprechen nur die audiovisuellen Sinne an. Normalerweise gehen sie nicht in die Köpfe der Charaktere ein und erklären auch nicht, was sie denken. Und Leute, die das schreiben, bekommen eine sehr nette Summe Geld.

Romane sind sehr lang, durchschnittlich über 400 Seiten; sie haben eine Menge Wörter auf einer Seite. Ihre Struktur für Stil und Format ist flexibel, und sie gehen in die Gedanken eines Charakters hinein – alle physischen Sinne, auch der Geruch und Geschmack, werden angesprochen. Und außer einer sehr geringen Anzahl von Individuen werden die meisten Autoren verdammt lausig bezahlt.

Ein weiterer großer Unterschied (wenigstens in den USA) ist der Erstellungsprozess von TV-Skripten. Viele Skriptschreiber können auf die Hilfe eines Teams zurückgreifen, bevor ihr Werk verwendet wird. Der Chef eines solchen Teams ist der Ausführende Produzent, auch “Showrunner” genannt. Für solche TV-Serien macht der Showrunner hilfreiche Änderungen an jedem Skript, nur um sicher zu stellen, dass alle dieselbe Stimme “sprechen” – zum Beispiel, damit die Charaktere der letzten Woche genau so klingen wie die von nächster Woche.

Bei Romanen gibt es nur den Autor. Ein Autor entscheidet, welche Wörter auf eine Seite kommen, woraus folgt, dass ein Autor viel größeren Einfluss und Kontrolle über das Endprodukt hat als ein Skriptschreiber.

Das einzig Positive beim Schreiben von TV-Skripten ist das Geld. In allen anderen Belangen bin ich als Buchautor glücklicher.

Welche Bücher lesen Sie in Ihrer Freizeit? Und welches ist Ihr Lieblingsbuch?

Ich lese seit längerem keine Bücher anderer Leute, wenn ich mitten in meiner Arbeit stecke. Die Gefahr ist zu groß, dass ich mich durch fremde “Stimmen” beeinflussen lasse oder Textpassagen anderer in meine Werke aufnehme. Um mich zu erholen, lese ich viele Magazine wie zum Beispiel “The New Yorker”, “Scientific American” und “Nature”.

Wenn ich einmal dazu komme, ein Buch zu lesen, dann ist es meistens Poesie. Ich bin ein großer Fan von T.S. Eliot und W.S. Merwin. Seit kurzem interessiere ich mich sehr für Coleman Barks’ Übersetzungen des persischen Poeten Rumi. Er schrieb seine Werke im 13. Jahrhundert.

Zu meinen Lieblingsautoren gehören auch Richard Brautigan, Ray Bradbury, Isaac Asimov, Alan Moore, Frank Miller, Warren Ellis, William Shakespeare und Edgar Allan Poe.

Ich habe eigentlich kein “Lieblingsbuch” – es gibt zu viele, als dass ich sie auf eine Liste bekomme. Aberdutzende…

Zum Abschluss unseres Interviews die typische TrekZone-Network-Frage: Wo sehen Sie die Menschheit in 100 Jahren?

Wir leben auf höheren Ebenen – weil unsere Küstenstädte überschwemmt und Teil der See sind.

Mr. Mack, haben Sie vielen Dank für dieses Interview!

Es war mir ein Vergnügen, auch wenn ich die deutsche Übersetzung nicht verstehen werde…

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