Museumsstück: Die rasenden Reporter Sara und Thomas Hoeft interviewten die Schauspielerin Marina Sirtis auf der TrekGate 2013 über ihre Rolle als Deanna Troi.
Die TrekGate 2013 wurde unter anderem von Marina Sirtis als Gaststar bereichert. Sara und Thomas Hoeft vom TrekZone Network waren auch dort und lernten sie als eine Person kennen, die für Menschen, die sie bisher noch nicht erlebten, unerwartet anders war und offenbar so ziemlich gar nichts mit ihrer Paraderolle als Deanna Troi gemein hatte – unbestätigten Quellen zufolge angeblich noch nicht mal das Schokolade-Essen. Während der Convention ergab sich die Gelegenheit, mit Marina Sirtis hierüber sowie über andere Dinge und womöglich weniger bekannte Fakten zu sprechen.
TrekZone Network: Hallo Marina, danke dass Sie sich Zeit für ein kleines Interview nehmen. Bitte beschreiben Sie, was Sie fühlen, Teil eines solch großen Fandoms und dabei kein Geek zu sein.
Marina Sirtis: Nun, um ehrlich zu sein, war ich nie ein großer Fan dieser Serie, dem originalen “Star Trek”. Science-Fiction ist nicht mein Ding. Als ich den Job bekam, war es eben nur ein Job. Und so war es auch immer, bis ich begann auf Conventions zu gehen. Und da begriff ich, dass es einer Menge Leute viel mehr als das bedeutete. Mir war zuvor nicht klar, wie wichtig das im Leben vieler Leute war, auch Jahre später noch.
Da kamen Menschen zu mir und sagten: “Weißt du, deinetwegen wurde ich Psychologe.” Oder sie sagten zu LeVar [Burton]: “Deinetwegen wurde ich Ingenieur!” Ich hörte auch: “Du hast mein Leben gerettet!” Letzte Woche traf ich ein Mädchen, das zu mir sagte, dass ihr Vater einst ziemlich rassistisch, sexistisch und all diese schlimmen Dinge war. Aber indem sie mich und Gates [McFadden] in der Serie sah, wusste sie, wie Frauen sein konnten.
Also, um ehrlich zu sein: Ich bin nur eine Schauspielerin. Ich versuche genug zum Leben zu haben, schaue, dass ich was zu arbeiten habe, wisst ihr? Und ich habe nun verstanden, dass wir sehr wichtig sind im Leben der Menschen. Ich bin sehr froh, dass ich das damals nicht wusste, denn es bedeutet eine große Verantwortung. Aber ich weiß es jetzt, was ganz gut ist. Aber damals wusste ich es nicht, was, so denke ich, auch gut ist. Denn ich kann rückblickend sagen: Das war ein Job. Eine professionelle Schauspielerin kann verstecken, dass sie schauspielert. Das ist es wofür wir leben. Wir hatten keine Absichten, die Geschichte zu verändern oder für irgendwelches soziales Zeug. Es ist aber eine Ehre; es ist eines der größten Dinge für mich, in diese Serie involviert zu sein.
TZN: Was denken Sie wirklich über die neuen “Star Trek”-Filme?
Sirtis: Ich mag es, dass das Franchise weiterlebt. Was immer neu ist im Franchise kurbelt es an. Es hilft jedem; jedermann interessiert sich wieder für “Star Trek”, was auch für jeden gut ist. Das einzige Problem, was ich mit den neuen Filmen habe, ist, dass sie keine soziale Botschaft haben. Das war immer Gene Roddenberrys Vision. Und das war es auch, was wir immer getan haben. Er [Gene] verdeutlichte immer seinen Standpunkt durch die Episoden von “Star Trek” hinweg in einer dramatisierten Form. Die neuen Filme sind Action-Abenteuerfilme und auf diesem Level, glaube ich, ganz gut.
TZN: Während des Panels sagten Sie, dass Sie das Gegenteil von Deanna Troi seien. War es für Sie insofern schwer diese Rolle zu spielen? Und was ist mit Schokolade?
Sirtis: Okay, zumindest das haben wir gemeinsam: Schokolade. (lacht) Wissen Sie, es war nicht schwer Deanna Troi zu spielen, weil wir Schauspieler sind. Wir spielen Charaktere. Aber ich musste Marina aus ihr heraushalten. Ich bin selbst sehr impulsiv, sie ist sehr einfühlsam. Ich sage, was ich denke, manchmal auch etwas grob – sie ist diplomatisch. Während ich meine Textzeilen lernte, ging es nicht darum, was ich selbst in diesen Situationen tun würde. Es ging darum, was Troi tun würde. Und wir beide tun in der Regel immer genau das jeweilige Gegenteil.
TZN: Sind Sie rückblickend mit der Entwicklung des Charakters der Troi einverstanden?
Sirtis: Ja, das bin ich. Während der ersten Staffel dachte ich: Was zur Hölle tun die hier mit mir? Und dann, am Ende der Staffel, war ich das einzige Mädchen, das in der Serie übrig blieb – die anderen beiden [Gates McFadden, Denise Crosby] waren gegangen. Und dann bekamen wir Diana Muldaur, aber sie war in meinen Augen eine andere Generation. Hauptsächlich bekam ich nun die großen Handlungen ab, auch verrückte, die ansonsten Gates oder Denise abbekommen hätten. Ab der zweiten Staffel bekam mein Charakter mehr Tiefe. Und danach mit jeder weiteren Staffel wuchs das immer mehr. Und es gab dann einige Episoden wie “Das Gesicht des Feindes”, in der ich eine Romulanerin war. Das veränderte die Art wie, [die Drehbuch-Autoren] für mich schrieben. Ich bekam eine Uniform. Es war gut, weil die Charakterzeichnung sich immer weiter entwickelte, je mehr die Jahre vorbeigingen.
TZN: Wie wichtig ist es für Sie, dass die Serie oder der Film, worin Sie mitwirken, eine Botschaft hat?
Sirtis: Es ist nicht das Allerwichtigste. Wenn ich die Wahl habe, was ich machen kann, dann würde ich mich für das entscheiden, was eine Botschaft trägt. Wenn ich nur irgendwelche Schmonzetten angeboten bekäme, dann würde ich das eben machen. Aber wenn ich die Wahl habe, würde ich das tun, was mir mehr bedeutet. Wisst ihr, ich sage nicht, welcher Film es war, aber einmal bot man mir zwei Drehbücher an und sandte sie mir zu. Eines war ein Science-Fiction-Film, das andere ein Film über das Retten des Regenwaldes. (lacht) Ich entschied mich für das Retten des Regenwaldes, und der andere Film – ich kann es ruhig sagen – war “Men in Black”.
Und wisst ihr was? Ab jetzt musste ich alles annehmen, da ich offensichtlich nicht wusste, was gut und was schlecht ist! Wer jemals den Regenwald-Film [“Dschungel der Gefahren”, Red.] gesehen hat, weiß, dass der recht schnell und spurlos in der Versenkung verschwand. Und er war in der Tat schrecklich, und was “Men in Black” betrifft – nun, das ist ja bekannt.
TZN: Gab es eine Szene in “Star Trek”, von der Sie sagen würden, dass die so schlimm war, dass Sie das nie wieder tun würden?
Sirtis: Nun, ich hätte schlussendlich den Autoren irgendwann einmal sagen sollen: “Würdet ihr bitte aufhören, für Deanna Texte zu schreiben wie (mit ernsthaftem, aber dennoch übertriebenen Blick) “Captain, he’s hiding something! [Captain, er verbirgt etwas!]” (lacht) Ich meine, das war immer offensichtlich, dass er gerade irgendwas verheimlicht! Wir waren doch gute Schauspieler für die Serie! Nun ja, dann gab es noch einige Zeilen, mit denen ich so meine Probleme hatte, aber nicht so viele. Es gab da eine Szene, in der Wil Wheaton versucht einen Witz zu erzählen, aber das war nicht lustig, weswegen ich mich weigerte zu lachen. Da bekam ich einen Anruf des Produzenten: “Lach! So steht es im Drehbuch! Also lach!” Und so sagte ich zu mir selbst: “Okay, dann lache ich eben …”
TZN: Gibt es für Sie so etwas wie einen schönsten Moment, den Sie mit Fans hatten?
Sirtis: Oh, es gab so viele schönste Momente, insofern kann ich das gar nicht sagen. Jede Convention, nun, es geschehen dann Geschichten wie diese: Ein Pärchen stand einmal an einem Tag vor mir, um ein Autogramm zu bekommen, und die Beiden sagten zu mir, dass sie verheiratet sind, weil sie sich bei einer anderen Convention während des Wartens auf ein Autogramm von mir in der Warteschlange kennengelernt hatten. Ich fühlte mich in dem Moment beinahe wie ein Priester. “Rückt zusammen meine Kinder!” Das war fantastisch!
TZN: Können Sie uns bitte etwas über Ihre aktuellen Projekte erzählen?
Sirtis: Über “Navy CIS”? Okay. Ich spiele die Chefin des Mossad in NCIS. Zwar nicht in jeder Folge, aber ich denke, dass ich in einigen dabei sein werde. Das kam übrigens wie aus dem Nichts. Ich bekam den Job einen Tag bevor ich anfangen sollte zu drehen angeboten. Normalerweise hat man ein paar Tage, um sich das Skript anzuschauen. Ich bekam den Job buchstäblich am Tag, bevor die erste Klappe fiel. Aber ich habe dort eine großartige Zeit; es macht sehr viel Spaß. Ein anderes Projekt ist “The Rivers of Milk and Honey”. Das handelt von einer armenischen Familie hinter dem Eisernen Vorhang, die nach Amerika umzieht. Und “A Dark Reflection” ist ein Thriller über die Luftfahrtindustrie, der in dramatischer Form sehr entlarvend ist. Ich will darüber nichts verraten, denn ihr sollt geschockt sein, wenn ihr ihn seht.
TZN: Sie sind mit einem Musiker verheiratet. Besteht die Chance, dass wir Marina auch einmal singen hören werden?
Sirtis: Irgendwo draußen in der Cloud gibt es sicherlich einiges Bildmaterial, auf dem ich mit meinem Ehemann diesen Damn-Yankees-Song singe: “High Enough”, und ich habe alle Töne getroffen!
TZN: Marina, vielen Dank für das Interview!